Christi Jesu Leben war ein beständiges Gebet der Liebe zu Gott und der Dankbarkeit für Seine Güte gegenüber Seiner Schöpfung. Als er sich der größten Prüfung in seinem irdischen Wirken näherte — seinem Verrat und seiner Kreuzigung — rief der Wegweiser seine Jünger zusammen, um mit ihnen das Abendmahl einzunehmen. Nach der Mahlzeit nahm er den Kelch und dankte. Dann forderte er seine Jünger auf, auch davon zu genießen. Dieser Kelch, der das Kreuz der Verfolgung darstellt, enthielt den Wein, der die Inspiration der Liebe versinnbildlicht. Mit dieser feierlichen Handlung deutete Jesus die Macht der göttlichen Liebe an, die, wenn sie als immer gegenwärtig und immer wirksam erkannt und angenommen wird, jeden Jünger des Christus durch jede Anfechtung oder jedes ihm entgegentretende Problem sicher hindurchtragen wird. Liebe und Dankbarkeit bilden, wenn sie im Bewußtsein des einzelnen gepflegt werden, einen starken Schutz gegen alle menschlichen Übel. Diese beiden Eigenschaften erheben uns in das Himmelreich, wo wir uns der immerwährenden Harmonie und Wirksamkeit der Seele erfreuen.
Im Handbuch Der Mutterkirche schreibt Mary Baker Eddy (Art. XVII, Abschn. 2): „Dankbarkeit und Liebe sollten jeden Tag durch alle Jahre in allen Herzen wohnen.“ Können wir nicht daraus schließen, daß der Ausdruck der Dankbarkeit und selbstlosen Liebe des einzelnen eine fortlaufende Verpflichtung oder Schuld ist, die ein jeder von uns bei Gott abzutragen hat? Man kann nicht wirklich lieben, ohne dankbar zu sein. Und wenn man wahrhaft dankbar ist, dann bleibt man in der Liebe.
Wie können wir diese Schuld der Liebe und Dankbarkeit bei Gott begleichen? Wie können wir lernen, in der Liebe zu verweilen und so jene immerwährende Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen? Unsere Führerin weist uns den Weg mit folgenden Worten aus „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 3): „Sind wir wirklich dankbar für das schon empfangene Gute? Dann werden wir uns die Segnungen, die wir haben, zunutze machen, und dadurch geschickt werden, mehr zu empfangen. Dankbarkeit ist weit mehr als eine Dankesäußerung in Worten. Taten drücken mehr Dankbarkeit aus als Worte.“
Diese Erklärung zeigt die zweifache Art unserer Arbeit: Wir müssen dankbar für die Segnungen sein, die wir empfangen, wie klein sie auch sein mögen, und wir müssen unsere Dankbarkeit durch Handlungen zum Ausdruck bringen. Die Erfahrung mit den zehn Aussätzigen, die durch Jesus geheilt wurden, erläutert die doppelte Verpflichtung zur Dankbarkeit für empfangene Segnungen sowie zu Handlungen, die solche Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Nur einer der zehn Aussätzigen war wirklich dankbar, und das drückte er dadurch aus, daß er zurückkam, um Jesus für seine Heilung zu danken.
Wie dankbar sollte der Christliche Wissenschafter das Gute entgegennehmen, das er durch die Christliche Wissenschaft empfängt, und mit welcher Freudigkeit und Liebe sollte auch er zurückgehen, um Dank zu sagen, indem er vielleicht ein Zeugnis in einer Mittwochabend-Zeugnisversammlung abgibt, oder indem er seine Dankbarkeit in unseren Zeitschriften ausspricht, so daß auch andere daran teilhaben können. Wie eifrig sollte der Wissenschafter voran zu höherer Vollendung im Gebet, im Studium und in der Demonstration schreiten und seine Dankbarkeit in immerwährender Anwendung der Wahrheit beweisen.
In „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt Mrs. Eddy (S. 3): „Solange das Herz fern ist von der göttlichen Wahrheit und Liebe, können wir die Undankbarkeit eines unfruchtbaren Lebens nicht verbergen.“ Sie erklärt außerdem in „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften), daß derjenige, der dem Bösen frönt, niemals dankbar ist und weder sich selbst noch seine Führerin versteht (siehe Miscellaneous Writings, S. 94). Damit zeigt Mrs. Eddy, daß Dankbarkeit immer Hand in Hand geht mit dem wahren Verständnis Gottes, Seiner Schöpfung, der Christlichen Wissenschaft und ihrer Entdeckerin und Gründerin. Ein solches Verständnis umfaßt auch die Erkenntnis und die sich entfaltende Würdigung Gottes als ewig wirkende und alles erhaltende Liebe und die Erkenntnis des Menschen als Seiner ewig vollkommenen, reinen Idee.
Der wahrhaft dankbare Schüler erkennt in unserer Führerin den Boten Gottes an die Menschheit, der die Macht des Christus als immer gegenwärtig und als die Erlösung der Menschen von allem irdischen Leiden offenbart. Die beharrliche Anwendung dieser Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft und diese Würdigung unserer Führerin bringen jenes tiefe und bleibende Gefühl der Liebe und Dankbarkeit mit sich, das jeden unter allen Umständen stärkt und erhält und die ganze Menschheit segnet.
Wahre Dankbarkeit strömt immer aus einem Herzen, das durch die Erkenntnis und Gewißheit von Gottes immerwährender Gegenwart und Macht bereichert ist. Solche Dankbarkeit erzeugt Handlungen sowohl als auch Worte. Dies wird durch die Erfahrung der Wittwe erläutert, die in den Tempel kam, um ihr Scherflein zu geben — alles, was sie besaß, wie Jesus es schilderte — während viele andere, die reich waren, aus ihrem Überfluß gaben. Wahrlich, es kommt nicht auf die Menge an, die wir von unserm Besitztum geben, sondern es ist der Geist, in dem wir geben, der unseren Gaben ihren Wert verleiht.
Das aufrichtige und dankbare Herz hält nichts zurück. Jesus erwähnt in der Bergpredigt diesen wichtigen Punkt im Ausarbeiten des wahren Gebens, wenn er von jenen Anbetern spricht, die in den Tempel kommen, um Gott ihre Gaben darzubieten. Er heißt sie, ihr Denken zu prüfen, ob sie auch mit allen im Frieden leben. Und er rät ihnen, zuerst ihre Schuld an Liebe und Vergebung zu begleichen und dann erst ihre Gaben auf dem Altar niederzulegen. Liebe und Dankbarkeit verweilen in dem Herzen, das die Menschheit, individuell wie kollektiv, als die Kinder Gottes erkennt, unfähig der Sünde, der Krankheit, des Mangels, der Disharmonie oder des Todes.
Kurz vor seiner Himmelfahrt traf Jesus mit seinen Jüngern zusammen und legte ihnen die Heilige Schrift aus. Dann sagte er ihnen, daß sie in Jerusalem bleiben sollten, bis daß sie „mit Kraft aus der Höhe“ angetan würden, mit der Fähigkeit, den Christus oder den Heiligen Geist zu demonstrieren. Es wird im Lukas-Evangelium berichtet (24:52, 53), daß sie nach Jerusalem zurückkehrten; und sie „waren allewege im Tempel, priesen und lobten Gott“.
Heute ist den Christlichen Wissenschaftern Gelegenheit geboten, täglich im Tempel zu sein, im Bewußtsein der geistigen Natur des Menschen, und die Herrschaft des Menschen als Kind Gottes zu beweisen. In diesem Bewußtsein können wir vorangehen, um Gott unsere Schuld zu bezahlen, unsere Schuld an beständiger Liebe und Dankbarkeit. Und freudig können wir in das Dankgebet unserer Führerin einstimmen (Miscellaneous Writings, S. 275): „Vater, wir danken Dir, daß Dein Licht und Deine Liebe die Erde erreichen, daß sie den Gebundenen das Gefängnis öffnen, die Unschuldigen trösten und die Tore des Himmels weit auftun.“
