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Die Sonne geht niemals unter

Aus der April 1956-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einmal innerhalb von vierundzwanzig Stunden erleben die Bewohner dieses wirbelnden Erdballs, den wir unsere Welt nennen, eine kurze Zeitspanne, während der das Licht zu schwinden beginnt; die Schatten werden länger und das weiche Grau der Dämmerung hüllt die Erde ein wie ein Nebelgewand. Die Beschauer sagen: „Die Sonne geht unter.“ Und ein wenig später bemerken sie: „Die Sonne ist untergegangen. Sie ist verschwunden.“

Aber ist sie wirklich verschwunden? Wo ist die Sonne, wenn sie angeblich untergegangen ist? Genau da, wo sie vorher war. Der Sonne ist nichts geschehen; das einzige, was geschah, ist, daß wir sie nicht mehr sehen können. Obgleich sie unserem Blick verborgen ist, so scheint sie doch noch immer irgendwo — unberührt, strahlend und schön.

Wenn jemand vielleicht das Gefühl haben sollte, daß sich die Stunde seines eigenen Sonnenunterganges nähert, so sollte er sich weigern, von sich selbst oder jemand anderm in dieser Weise zu denken. Von jemandem, der dem menschlichen Blick entschwunden war, sagt Mary Baker Eddy in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Vermischtes, S. 290): „Durch einen flüchtigen Nebel erschaute er die Morgenröte.“ Ein Nebel ändert niemals irgend etwas. Er hindert uns nur daran, die Morgendämmerung zu sehen. In dem Verhältnis, wie der Nebel der falschen Annahme aus unserem menschlichen Bewußtsein verschwindet, werden wir erkennen, daß der, der dahingeschwunden zu sein scheint, immer noch lebt, liebt und in dem ist, das seines Vaters ist.

Es gibt heute viele unter uns, deren Herz bedrückt ist, wie das der Maria vor alters, die am Auferstehungsmorgen sich niederbeugte und in das Grab blickte, um Jesus zu sehen, und ihn nicht finden konnte, weil er nicht darinnen war. Selbst als er direkt neben ihr stand, erkannte sie ihn nicht, bis er zu ihr sprach. „Was erscheint uns wie ein Stein“ fragt Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 179): „zwischen uns und dem Auferstehungsmorgen?“ Und sie beantwortet ihre eigene Frage mit folgenden einfachen Worten: „Es ist der Glaube an ein Gemüt in der Materie.“ Laßt uns an der ewigen Tatsache festhalten, daß kein großer, unbeseelter Erdenkloß, gemütlos und ohne Substanz, der sich um seine Achse dreht, jemals zwischen uns und unsere geistige Erkenntnis des nie veraltenden Christus kommen kann.

Mit Bezug hierauf erscheint etwas sehr Interessantes in einem Buch, das in jedem Lesezimmer der Christlichen Wissenschaft zu finden ist. Der Titel lautet: „Mary Baker Eddy and Her Books“ (Mary Baker Eddy und ihre Bücher) von William Dana Orcutt. Auf Seite 86 und 87 berichtet der Verfasser über eine Unterredung, die er mit Mrs. Eddy in Concord hatte, etwa zehn Jahre nach seinem ersten Besuch dort.

Er war von der Tatsache beeindruckt, daß in ihrem Studierzimmer so wenig Veränderungen vorgenommen worden waren; ganz besonders beeindruckte ihn jedoch, daß an unserer Führerin selbst keine Veränderung zu merken war. Er schreibt: „Als sie in das Zimmer trat, gerade wie bei meinem ersten Besuch, erschien sie mir genau wie immer: dasselbe strahlende Begrüßungslächeln, dieselben durchdringenden, wachsamen Augen, dieselbe Lebhaftigkeit, dieselbe klare, musikalische Stimme, dieselbe körperliche Rüstigkeit, an die ich mich stets erinnerte — dennoch waren die zehn Jahre, um die die Weltgeschichte vermehrt war, auch dem Leben dieser schlanken kleinen Frau hinzugefügt worden — Jahre des Kampfes und Sieges, Jahre der Enttäuschung und Befriedigung, Jahre der Hingabe und der mühsamen Arbeit, Jahre der Errungenschaften und der Erfüllung — und sie hatten keine sichtbare Spur hinterlassen. Zu jener Zeit war Mrs. Eddy achtzig Jahre alt.“

In ihren Schriften hat Mrs. Eddy viele Gründe angeführt, warum wir hier und jetzt mit der Demonstration unserer Unsterblichkeit beginnen sollen. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt sie (S. 372): „Wenn der Mensch die Christliche Wissenschaft absolut demonstriert, wird er vollkommen sein. Er kann dann weder sündigen, leiden, weder der Materie unterworfen noch dem Gesetz Gottes ungehorsam sein. Daher wird er wie die Engel im Himmel sein.“ Die Tatsache, daß sie „wenn“ sagt und nicht „falls“ sollte genügen, die Aufmerksamkeit jedes sorgsamen Schülers der Christlichen Wissenschaft zu erregen, weil ihre Wortwahl deutlich zeigt, daß sie Vollkommenheit als eine allgemein mögliche Errungenschaft ansieht. Jeder einzelne muß mit der Demonstration seiner Unsterblichkeit hier und jetzt beginnen und beweisen, daß er jetzt bereits in der Ewigkeit lebt, und nicht in der Zeit. Mrs. Eddy wußte nicht nur, daß dies möglich ist, sondern sie erwartete es auch von uns.

Niemand sollte sagen, daß er „fertig“ ist, und daß die besten Jahre seines Lebens bereits hinter ihm liegen. Welch eine Entstellung der Wahrheit! Ganz im Gegenteil — wir haben das Recht zu wissen, daß jedes Jahr vermehrte Weisheit und Inspiration bringen wird. Niemand sollte langweilige, zwecklose, leere, uninteressante und fruchtlose Jahre erwarten, in denen er einsam, mühselig und untätig sein wird. Solche Gedanken haben ein trübseliges Aussehen, und Trübsinn hat keine Ruhestätte im mentalen Heim eines Christlichen Wissenschafters. Da Liebe allen Raum erfüllt, so laßt uns wissen, daß wir nur glückliche Jahre vor uns haben — tätige, fruchtbare Jahre — erfüllt von freudigen Gelegenheiten, jenen Hilfe und Trost zu bringen, die der Erinnerung an des Vaters zärtliche Fürsorge und liebevolle Freundlichkeit besonders bedürfen mögen. Wenn man danach Ausschau hält, so findet man immer etwas, das man für andere tun kann. Ein Christlicher Wissenschafter ist niemals „fertig“.

Laßt uns unser Denken über uns selbst und andere zu den Höhen geistiger Offenbarung erheben. Weil Maria sich niederbeugte, konnte sie den auferstandenen Jesus nicht sehen, der doch die ganze Zeit an ihrer Seite war. Laßt uns uns erheben und den Staub der Begrenzungen des sterblichen Gemüts abschütteln. Weil das sterbliche Gemüt annimmt, daß zwei und zwei fünf ist, brauchen wir es nicht auch zu glauben. Notwendigerweise müssen die besten Jahre unseres Lebens vor uns liegen, da wir jeden Tag mehr von Gott und Seiner wundervollen und unerwarteten Art der Fürsorge für Seine Kinder erkennen. Während das, was man Zeit nennt, verstreicht, werden wir uns mehr und mehr unserer wahren Selbstheit bewußt und beweisen, daß diese Selbstheit geistig ist und nicht materiell, „ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht, ohne Anfang der Tage noch Ende des Lebens, sondern dem Sohn Gottes gleich geschaffen“ (Hebr. 7:3, nach der engl. Bibel).

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