Die Atomkraft als materielle Entdeckung ist so eng mit dem täglichen Leben aller Völker verknüpft, daß das Denken der ganzen Menschheit durch die Furcht davor gezüchtigt werden kann. Eine solch heilsame Züchtigung könnte das Zögern und die Abneigung der Menschen, das Materielle um des Geistigen willen aufzugeben, besiegen. Diese Umwandlung des Herzens würde natürlicherweise das Fortschreiten beschleunigen, wodurch wir einer reicheren Entfaltung von Gottes Macht, des Geistes, zum Wohle der Menschheit entgegengeführt würden.
Die Menschheit schuldet denen Dank, die sich mit Erfolg bemühten, die menschlichen Lasten zu erleichtern. Ihr unermüdliches Wirken hat die Ketten gesprengt, mit denen die Menschen noch an veraltete Methoden gebunden waren. Dergleichen geht mit Fortschritt Hand in Hand. Dennoch wissen wir aus Erfahrung, daß neue Entdeckungen nicht immer nur zum allgemeinen Nutzen angewendet werden. Die zerstörenden Gewalten der Welt möchten Besitz von den neuen materiellen Ideen ergreifen und sie dazu verwenden, die menschliche Auffassung von Fortschritt zu zersetzen und das menschliche Leben zu zerstören.
Die Atomkraft läßt sich in dieser Weise mißbrauchen. Da sie eine nicht ausschließlich wohltätige, segenspendende Entdeckung ist, kommt sie nicht von Gott und sollte als das erkannt werden, was sie tatsächlich ist — eine Schöpfung des sterblichen Gemüts, das Bemühen, die Menschheit in letzter Minute, unter ihrem hypnotischen Einfluß dazu zu bringen, sie anzunehmen und dann in Ehrfurcht vor ihren scheinbaren Möglichkeiten des Bösen sowie des menschlich Guten zu stehen. Die Christliche Wissenschaft weist die Materie und alle materialistischen Theorien zurück, einschließlich des Glaubens, daß im materiellen Atom etwas gefunden werden wird, das dazu bestimmt ist, der ganzen Menschheit den Frieden zu bringen.
Der Friede, das Gedeihen und die Sicherheit der Welt beruhen nicht auf der Entdekkung noch gewaltigerer materieller Kräfte als der zur Zeit bekannten. Man braucht sich nur die unvergleichliche Herrschaft zu vergegenwärtigen, die der Meister über Raum, Sturm, Mangel, Schmerz, Sünde, Krankheit und Tod hatte, um zu verstehen, daß der Sieg über alles Versklavende durch ein beweisbares Verständnis vom Geist und dem geistigen Gesetz errungen wird. Ein sorgfältiges Studium von Christi Jesu Demonstrationen offenbart die wichtige Tatsache, daß, ungeachtet der Art des Problems, das ihm zur Berichtigung und Heilung übertragen wurde, er jeden Fall vom Berg der Offenbarung aus behandelte. Diese geistige Erhebung befreite das Denken unseres Wegweisers von der Annahme, die Materie sei Ursache, Notwendigkeit oder auch ein Heilmittel.
Mary Baker Eddy, unsere geistig gesinnte Führerin, die entdeckte, daß der Materialismus eine Täuschung ist, erhebt die Atomkraft über den Bereich der Materie, wenn sie in „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 190) erklärt: „Atomkraft ist Gemüt, nicht Materie. Sie ist weder materielle Energie, das Ergebnis organischer Gestaltung, noch die Folge davon, daß der Materie Leben eingeflößt worden wäre: sie ist unendlicher Geist, Wahrheit, Leben, dem Irrtum oder der Materie Trotz bietend.“ Aus dieser vielsagenden Erklärung geht hervor, daß das, was allgemein als Atomkraft bekannt ist, nur die materielle Fälschung der allmächtigen Kraft Gottes, der Liebe, ist.
Die unmittelbare Wirkung von Mrs. Eddys Offenbarung und Demonstration der Herausforderung des Geistes an den Irrtum oder die Materie war Bestürzung, denn die neue Lehre verbreitete Zweifel an den altersgrauen, medizinischen Theorien und enthüllte die völlige Unfähigkeit der traditionellen Theologie, die verirrte Menschheit in Grenzen zu halten und sie zu erlösen. Von solch tiefgreifender Wirkung war diese Enthüllung, daß jeder erdenkliche Versuch gemacht wurde, den Charakter unserer geliebten Führerin anzuschwärzen, die Aufrichtigkeit ihres Strebens zu verdächtigen und vor dem Annehmen ihrer Offenbarung von der ewigen Vollkommenheit der Schöpfung unseres Vaters, einschließlich des Menschen, zu warnen.
Da unsere unerschrockene Führerin die Sicherheit und Vollendung von Gottes schützender Liebe zu allen denen kannte, die furchtlos für Seine ewige Herrschaft im Himmel und auf Erden zeugen, überwand sie all diese Kritik, indem sie über den engen Horizont des sterblichen Denkens hinaus vordrang in das Reich, wo Dualismus unbekannt ist. In diesem stillen, abgeschlossenen Heiligtum waren die Mrs. Eddy offenbarten geistigen Wahrheiten mit solch göttlicher Autorität und Kraft ausgestattet, daß sie die Lehren der materiellen Wissenschaften, von denen sich die meisten auf den Glauben an die Wirklichkeit und somit an die Fortdauer der Materie gründeten, als unhaltbar beiseite setzte.
Das Wirken des göttlichen Gemüts bedeutet stets für das empfängliche Denken die Entfaltung unendlicher Segnungen. Und so wurde mit der Entdeckung der wahren Atomkraft nicht eine Menge unheilschwerer Vorstellungen ins Leben gerufen. Tatsächlich begann die Offenbarung sofort, die beängstigenden, jahrhundertealten Nebel durch die Verheißung zu verscheuchen, daß Läuterung und Vergeistigung des Denkens und Handelns Sünde austreiben und Krankheit heilen würden. Das Bemühen der Menschen, die eigene Gedankenatmosphäre zu läutern und zu vergeistigen, hatte, wie Mrs. Eddy voraussagte, die praktische Wirkung, daß Sünder umgewandelt und zahllose Heilungen sogenannter unheilbarer Krankheiten vollbracht wurden, und daß in unzähligen Familien dann Harmonie und Wohlergehen einzogen. Jede Befreiung von den Fesseln des sterblichen Denkens ist, in gewissem Maße, ein Beweis des Wirkens der wahren Atomkraft.
Von solch gottverliehener Kraft kann nicht angenommen werden, daß sie einzelne oder besondere Gruppen bis zu ihrer Erlösung gefangen hält. Ihr einziger Zweck ist, Männer und Frauen aller Völker und Länder zu erwecken und sie von den traurigen Erfahrungen, die dem Traum des Materialismus entspringen, zu befreien. Daß die Erfüllung einer solchen Mission in einer nicht allzu fernen Zukunft möglich ist, hat Mrs. Eddy mit Nachdruck dargelegt in ihrer Sammlung von Schriften, betitelt Prose Works (Prosaschriften), im besonderen in „Pulpit and Press“ (Kanzel und Presse, S. 22). Unsere geliebte Führerin prophezeite, daß, wenn die heutigen Anhänger der Christlichen Wissenschaft ihrem Glauben treu blieben, das christlich-wissenschaftliche Heilen im zwanzigsten Jahrhundert in allen christlichen Kirchen ihres eigenen Landes und in einigen anderer Länder ausgeübt würde.
Daß die Zahl der Christlichen Wissenschafter groß genug ist, solch eine erstrebenswerte Erhebung des menschlichen Denkens herbeizuführen, wird durch die nachdrückliche Erklärung offensichtlich, die Mrs. Eddy 1889 in der März-Klasse abgab. In einer Ansprache an die 65 Schüler, aus denen die Klasse bestand, sagte sie in „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 279): „Wir, heute in diesem Klassenzimmer, sind wenn wir ein Gemüt haben genug, die Welt zu bekehren, denn dann wird die ganze Welt den Einfluß dieses Gemütes spüren, wie, da die Erde wüst und leer war und Gemüt sprach und sie Gestalt annahm.“ Die Verheißung — universale Erlösung der Menschheit zu der christus-ähnlichen Weise des Lebens — ruht sicher in der Obhut des Vaters. Die Bedingung, die sich an diese Verheißung knüpft, verpflichtet alle Christlichen Wissenschafter. Wir müssen „ein Gemüt“ haben. Welcher Ansporn liegt in unserer Führerin Ruf zum Wirken!
Liegt das Geheimnis des geistigen Heilens nicht in den letzten wenigen Worten der hier angeführten Stelle: „wie, da ... Gemüt sprach und sie Gestalt annahm“? Wenn immer das göttliche Gemüt spricht, erscheint eine Heilung, in welcher Form der Betreffende auch glauben mag, daß Harmonie wieder für ihn hergestellt werden müsse, ob es sich nun um das Augenlicht oder sein Gehör handelt, um die Neubildung eines Lungenflügels, um die Verbesserung seiner Versorgung oder um die Umwandlung seines Charakters. Wenn Gemüt zu uns spricht, dann klärt sich der Nebel, und die Vollkommenheit erscheint; doch Gemüt spricht nur dann, wenn der persönliche Sinn vollständig zum Schweigen gebracht worden ist.
Die Erfüllung der Weisung, die unsere geliebte Führerin uns übergab, fordert von uns das Äußerste an Verständnis von Gott. Was immer unsere Treue gegen die Wahrheit hindert, verschleiert die volle Erkenntnis der Tatsache, daß Macht von Gott ausgeht.
Die Heilige Schrift besteht darauf, daß Gott allmächtig ist. Der Psalmist betont diese Tatsache mit den Worten (Ps. 62:12): „Gott hat ein Wort geredet, das habe ich etlichemal gehört: daß Gott allein mächtig ist.“ Was auch immer die göttliche Tatsache verdunkelt, mag als ein mentales Atom bezeichnet werden. Auf Seite 224 in „Miscellaneous Writings“ erwähnt unsere Führerin solche Atome. Sie sagt: „Wir sollten bedenken, daß die Welt weit ist, daß es tausend Millionen verschiedener, menschlicher Willen, Meinungen, ehrgeiziger Bestrebungen, Geschmacksrichtungen und Neigungen gibt, daß sich jede Person von allen übrigen durch ihre Lebensgeschichte, ihre Anlage, Bildung und ihren Charakter unterscheidet.“ Und sie vermittelt uns weitere Erleuchtung durch die Worte: „Daß das menschliche Leben aus der Arbeit, dem Spiel und unaufhörlichen Wirkung und Gegenwirkung dieser verschiedenen Atome besteht.“
Je mehr der falschen Atome auf ihre Nichts- heit zurückgeführt werden, umso freier werden wir von unseren persönlichen Eigenheiten werden, die unsere Treue gegen das Erste Gebot beeinträchtigen, obwohl in ihm die sichere Zuflucht vor der Wandelbarkeit moderner Zeiten liegt. Es ist dringend notwendig, den Machenschaften des sterblichen Gemüts furchtlos entgegenzutreten und durch sie hindurchzusehen, denn es möchte der Menschheit den Eindruck geben, daß es die Fähigkeit bestizt, eine Flut von Furcht, Sorge, Tränen und Massenzerstörung über die Erde auszugießen. Der unvergleichliche Friede und die Herrschaft, die Christus Jesus besaß, gehen nach des Meisters eigenen Worten, wie Johannes sie berichtet, als Erbe auf jeden Menschen über (Joh. 14:27): „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Diese trostreichen Worte wurden einst von dem größten Wissenschafter gesprochen, den die Welt je gekannt hat.
Laßt uns froh sein über die ewige Tatsache, daß Gottes Allmacht nicht mit Erfolg herausgefordert werden kann, selbst dann nicht, wenn die Anstrengungen des sterblichen Gemüts in so stark verdichteter Form wie in dem vieldiskutierten, unsichtbaren, materiellen Atom auftreten. Wenn wir über die Drohungen hinaus auf die rettende und erneuernde Macht des Christus blicken, dann können wir voll Vertrauen dem nachdrücklichen Geheiß folgen, das uns das Liederbuch der Christlichen Wissenschaft darbietet (Lied Nr. 74):
„Geh hin, tritt auf den Berg vor Gott,
Denn Wahrheit ist bei dir;
Ob auch die Erde öffne sich,
Der Felsen berst’ mit ihr,
Weicht doch des Irrtums Wetternacht
Vor jenes sanften Sausens Macht.“
