Wer hat nicht schon mal in seinem Leben eine innere Eingebung oder Inspiration verspürt, die ihm in Zeiten der Not Mut einflößte, oder die ihn unfehlbar auf die rechten menschlichen Schritte hinwies, die er tun mußte, um vor dem Bösen beschützt oder davon erlöst zu werden. Manche mögen freilich die engelhafte Natur dieser heiligen Botschaften nicht erkennen; wer jedoch in seinem Herzen die Wärme der diese Engel begleitenden geistigen Liebe gefühlt hat, der hat gewißlich die Entfaltung eines Engelsgedanken im menschlichen Bewußtsein begriffen.
Zu allen Zeiten haben die Engel der göttlichen Gegenwart die leisen Einflüsterungen des Bösen zum Schweigen gebracht und diese betrügenden und trügerischen Ansprüche des Bösen zerstört und zunichte gemacht. Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy unter dem Titel „Unsre Engelboten“ (S. 299): „Meine Engel sind erhabene Gedanken, die an der Pforte eines Grabes erscheinen, in welches die menschliche Annahme ihre teuersten irdischen Hoffnungen gelegt hat.“ Und einige Zeilen weiter unten fügt sie hinzu: „Diese aufwärts schwebenden Wesen führen niemals zum Selbst, zur Sünde oder zur Materialität, sondern sie leiten uns zu dem göttlichen Prinzip alles Guten, dem jede wirkliche Individualität, jedes Bild oder Gleichnis Gottes zustrebt.“
Laßt uns das Wort „Grab“ betrachten, wie Mrs. Eddy es in ihrer Erlärung gebraucht. Könnte es nicht in diesem Fall einen dunklen, öden, hoffnungslosen Gemütszustand bedeuten, dessen Tür mit Furcht, Entmutigung oder Verzweiflung versiegelt ist? Wenn die menschliche Annahme scheinbar unsere „teuersten irdischen Hoffnungen“ rechtmäßiger Tätigkeit und Gesundheit, oder vielleicht sogar unser Glück und unsere Freude begraben hat, können wir uns immer noch der Engel, der „erhabenen Gedanken“, bewußt sein, die uns zu allem Guten leiten. Eliphas von Theman wies schon vor Jahrhunderten den rechten Weg, als er, sich auf Gott beziehend, zu Hiob sagte (22:21): „So vertrage dich nun mit ihm und habe Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen.“ Um Gutes zu erleben, müssen wir Gott verstehen lernen.
Mrs. Eddy erwähnt in ihrem Lehrbuch, daß es die Mission der Christlichen Wissenschaft ist, unser Denken in verständnisvoller Weise Gott zuzuwenden. Wenn wir das wahre Wesen Gottes verstehen lernen, wie diese Religion es lehrt, so begreifen wir, daß Gott immer gegenwärtig, Seine Allmacht immer verfügbar und Seine unendliche Liebe unerschöpflich ist.
In dem Maße, wie wir fortschreiten im geistigen Verständnis, entfalten wir die Fähigkeit, die Gegenwart der Engel Gottes zu erkennen und sie als weise und liebevolle Freunde anzusehen. Und wir lernen verstehen, daß sie direkt von Gott zu dem lauschenden Gedanken fliegen. Die Fähigkeit, geistig zu hören, wird uns von Gott verliehen und ist daher ewig. Engelsgedanken können sich also ständig im Bewußtsein entfalten. Wenn wir auf ihren liebreichen Rat lauschen und ihn befolgen, so werden wir über die fesselnden Annahmen der Materie erhoben.
Engelsgedanken helfen uns, rechte und weise Entscheidungen zu treffen. Sie beschirmen uns vor den zerstörenden Ansprüchen des Bösen, und in dem Maße, wie wir immer aufgeschlossener werden für diese reinen Gedanken von Gott, streben wir einem volleren Verständnis unseres wahren Seins zu. So bilden wir in unserem Bewußtsein eine feste Grundlage geistiger Sicherheit.
Im Lehrbuch sagt uns unsere geliebte Führerin (S. 174): „Die Schritte des Gedankens, die sich über den materiellen Standpunkt erheben, sind langsam und verkündigen dem Wanderer eine lange Nacht“; und dann schließt sie ihren Satz mit diesen so wunderbar tröstlichen Worten: „Aber die Engel Seiner Gegenwart, die geistigen Intuitionen, die uns sagen, wenn, die Nacht. .. vorgerückt, der Tag. .. nahe herbeikommen‘ ist — diese Engel sind unsre Hüter in dem Dunkel.“
Sind wir immer bereit, den Engeln Seiner Gegenwart Aufnahme zu gewähren, die uns durch ihr liebreiches Wirken Unterstützung und Schutz bringen? Oder glauben wir, daß wir zu beschäftigt sind, um den geistigen Dingen des Lebens Beachtung zu schenken? Diejenigen, die von der Materialität und den weltlichen Vergnügungen zu sehr in Anspruch genommen sind, kennen diese himmlischen Besucher nicht, noch empfinden sie ihre liebevolle Gegenwart und ihre schützende Macht. Dem geistig erleuchteten Bewußtsein ist der inspirierende Einfluß der Engel Gottes und das holde und heilige Gefühl ihrer himmlischen Gegenwart wohl bekannt.
Vor einigen Jahren fuhren mein Mann und ich über den Simplon-Paß in den Alpen. Ein schwerer Lastwagen mit einem Anhänger, der große Maschinenteile transportierte, fuhr gerade vor uns den Berg hinan. Auf der Bergstraße gab es eine Anzahl kleiner Tunnels, und beim Durchfahren eines solchen Tunnels blieb ein Maschinenteil des Anhängers an der Decke hängen, wodurch der Anhänger vom Lastwagen losgerissen wurde.
Wir fuhren gerade in den Tunnel ein, als wir sahen, daß der Anhänger mit den Maschinenteilen anfing, bergab auf uns zu zu rollen. Ich war soeben zu Ende mit dem Vorlesen der laufenden Lektionspredigt aus dem Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, und in diesem Augenblick sangen wir Lieder aus dem Christlich-Wissenschaftlichen Liederbuch und lobten und priesen Gott für Seine Güte und Seine immergegenwärtige Liebe. Wir erklärten nun sofort, daß es im göttlichen Gemüt keine Unfälle gibt. Mein Mann, der den Wagen fuhr, schaltete sofort um, und während er schnell rückwärts fuhr, rollte der Anhänger aus dem Tunnel. Wir wurden in diesem Augenblick dazu geführt, dicht an die Bergwand heranzufahren, an einen sicheren Ort. Menschlich gesprochen, wäre keine Zeit gewesen, solch eine Stelle zu suchen. Die Straße war schmal, mit einem Abgrund von etwa 1000 Fuß auf der anderen Seite, und der Anhänger war mitten auf der Straße. Während wir Gott für Seine göttliche Führung und Beschirmung dankten, gelang es den Bemühungen der Arbeiter, den Anhänger noch gerade am Rande des Abgrundes zum Stehen zu bringen.
Wahrlich hatten sich die folgenden Worte in diesem Falle bewahrheitet (2. Mose 23:20): „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und bringe dich an den Ort, den ich bereitet habe.“ Unsere Errettung schien wunderbar, aber sie war in Wirklichkeit göttlich natürlich in ihrem Beweis, daß Gottes Schutzengel zu allen Zeiten Seine Kinder umgeben.
Da die Christlichen Wissenschafter praktische Leute sind, erwarten sie von Gott, daß Er ihre Mängel und Nöte in allen Einzelheiten ihres Lebens behebt. Das ist etwas Natürliches, und zuversichtliches Vertrauen sollte immer unsere Erwartungen begleiten. In unseren täglichen Angelegenheiten ist nicht immer Zeit genug für besondere geistige Arbeit vorhanden, besonders wenn wir schnell handeln müssen. Doch wenn wir unser Bewußtsein durch unser treues Studium der Christlichen Wissenschaft rein, freudig und empfänglich für das Gute bewahren, sind wir immer bereit und ausgerüstet, die Engelsgedanken Gottes zu empfangen, die uns in der Art segnen, die unseren menschlichen Bedarf deckt.
David erklärte die schirmende Macht der Engel Gottes mit der Verheißung wahrer Sicherheit auf allen Wegen des Lebens, als er poetisch verkündete (Ps. 91:11): „Er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“
