Das Töchterchen eines Offiziers spielte „Heim“ in der belebten Halle eines Hotels. Ein anderer Gast sagte teilnahmsvoll zu ihr: „Wie schade, daß du kein Heim hast!“
„Doch, wir haben ein Heim,“ erwiderte das kleine Mädchen, „wir haben nur kein Haus, um es hinein zu tun.“
Des Menschen wahres Heim ist geistig, nicht materiell. Es ist die frohe Erkenntnis, daß die unsterbliche Liebe uns Wohlergehen, Fortschritt und glückliche Lebensfreude verleiht. „Heim“ ist das Bewußtsein, in welchem die Liebe unmittelbaren Ausdruck findet, die Seele uns unaufhörliche Segnungen gewährt, und wo das Glück auf geistiger Grundlage sicher ruht.
Der menschliche Begriff von „Heim“ entfaltet sich den verschiedenen Menschen in verschiedener Weise. Einige finden ihn ohne Ehe, andere in der Einrichtung von Ehe und Familie. Durch die Disziplin einer engen Kameradschaft können wir die Gedankeneigenschaften und die Handlungsweise lernen, die uns sanft und sicher zum himmlischen Guten führen, zum vollen Gebrauch der unendlichen Hilfsquellen der Seele und der Führung der Liehe.
Eine Ehefrau lobte ihren Mann mit diesen Worten: „Sein Verhalten und seine Handlungsweise sagen immer:, Ich habe dich gern. Ich bin froh, daß ich Gelegenheit habe, bei dir zu sein‘ “ Menschliche Freundlichkeit und Liebe ist eine herrliche Eigenschaft. Mary Baker Eddy sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 250): „Als menschliche Gesinnung steht die erhabene Bedeutung von Liebe über allen Worten: sie drückt sich aus in der zarten, im geheimen verrichteten, selbstlosen Tat; im stillen, unaufhörlichen Gebet; im selbstvergessenen, überfließenden Herzen; in der verhüllten Gestalt, die sich verstohlen auf den Weg macht, ein Werk der Barmherzigkeit zu tun; in den Füßchen, die den Gehsteig entlangtrippeln; in der sanften Hand, die den Darbenden und Leidenden, den Kranken und Trauernden die Tür öffnet und so die dunklen Orte der Erde erhellt.“
„Die schöne Zeit der jungen Liebe“ braucht niemals im Laufe der Ereignisse verloren zu gehen. Der Mensch ist das Ideal der göttlichen Liebe, und je vertrauter wir mit dem wirklichen Menschen werden, um so mehr werden wir die göttlichen Eigenschaften, die seinem Wesen eigen sind, suchen und finden, und um so mehr werden wir uns freuen an dem, was wir sehen. Jesus richtete mit größtem Scharfsinn, doch sagte er (Joh. 8:15, 16): „Ihr richtet nach dem Fleisch; ich richte niemand. So ich aber richte, so ist mein Gericht recht; denn ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.“ Recht zu richten ist auch unser gesegnetes Vorrecht.
Jesus verstand die tiefgründigen und aufrichtigen Fähigkeiten zum Guten, die immer dem menschlichen Bewußtsein innewohnen, zu erfreulichem Ausdruck zu entfalten. Eine gute Probe unserer Nützlichkeit als Angehörige einer Familie ist der Erfolg, den wir erzielen, wenn wir denen, die um uns sind, helfen, sich als Angehörige der Familie der göttlichen Ideen fähiger zu fühlen, sich des inneren Wertes des Menschen als Gottes Kind immer mehr bewußt und daher sich selbst und der Menschheit immer nützlicher zu werden.
Ich habe Frauen sagen hören: „Ach, wenn er nur die Christliche Wissenschaft studieren würde! Ich könnte ihm dann besser helfen und unsere Ehe wäre viel glücklicher.“ Solch ein Standpunkt versäumt manchmal, vollen Gebrauch von dem Guten zu machen, das der Ehepartner zum Ausdruck bringt, ganz abgesehen von seiner religiösen Anschauung oder seiner Abweichung von unseren Anschauungen.
Wenn wir den Menschen als Gottes Kind erkennen, werden wir jede Spur wahren Menschentums, die unser Ehepartner zum Ausdruck bringt, schätzen. Und wir werden jede seiner rechten Ideen und ernsten Hoffnungen unterstützen. Wir können uns mit dem Guten eins fühlen, wann und wo auch immer wir es sehen, und nicht den Fehler machen, mit unserer Anerkennung zu warten, bis andere den Namen Christi im Sinne der Christlichen Wissenschaft nennen. Der Ratschlag von Paulus, nicht mit Ungläubigen zu wohnen, ist treffend. Wir sollten mit dem Menschen, dem Kind Gottes, wohnen.
Wenn eine enge Gemeinschaft sich in eine Bekundung sterblicher Annahmen entwickelt, eine Bekundung von dem, was nicht vom wahren Menschen ausgedrückt wird, sondern vom sterblichen Gemüt, dann scheinen wir den natürlichen Segen der Ehegemeinschaft zu verlieren, und Unglück scheint in unser Heim einzuziehen. Wenn dies der Fall ist, hat ein jeder von uns eine besondere Aufgabe zu erfüllen. Wir haben die Gelegenheit und erkennen die Notwendigkeit, die Eigenschaften des Christus in unserem eigenen Wesen und Denken auszudrücken, und auf diese Weise das, was der Christlichkeit widerspricht, aus unserer eigenen Erfahrung auszuscheiden. Wenn wir ein reines Ideal im Herzen tragen, werden wir eine beständig zunehmende Offenbarung dieses Ideals in unseren äußeren Handlungen und Umständen wahrnehmen. Es ist unser Recht und unsere Freude, das Licht unsterblicher Eigenschaften auf die Ereignisse scheinen zu lassen, für uns selbst sowohl wie für unsere Umgebung.
Die Ehe verlangt Disziplin, Selbstaufopferung und Dienen; sie verlangt Geduld, Bereitwilligkeit, eines anderen Ansicht sowie die ihm durch diese Ansicht gestellten Forderungen zu berücksichtigen. Eine einmal eingegangene Ehe kann moralisch ohne gegenseitiges Einverständnis nicht geändert werden. Der Christliche Wissenschafter sieht ein, daß es notwendig ist, klar zu unterscheiden zwischen seiner theoretischen Kenntnis von den Forderungen der absoluten Wissenschaft und seinem Verständnis, diese Forderungen in die Tat umzusetzen. Er lernt, hohe Anforderungen an sich selbst zu stellen, jedoch nachsichtig anderen gegenüber zu sein, deren Fortschritt anscheinend nicht seinem eigenen entspricht. Die sanfte Überzeugungskraft eines guten Beispiels und hoher Ideale wird der absoluten Wissenschaft besser dienen als engherzige und dogmatische Meinungen.
In einem Artikel betitelt „Die Ehe“ in dem Werk „Vermischte Schriften“ sagt Mrs. Eddy (S. 288): „Bestimmte und gebieterische Gedanken sollten, ehe man sie ausspricht, in der Waagschale Gottes mit geistiger Liebe gewogen und nicht zu leicht befunden werden. Eine vorschnelle Entscheidung, die nur eine Seite der Angelegenheit berücksichtigt, ist haltlos und leichtfertig.“ Weiter unten in demselben Abschnitt fügt sie hinzu: „Bei menschlichen Handlungen beginnt die Weisheit mit dem nächst Rechten unter den obwaltenden Umständen, und von da aus vollbringt sie das unbedingt Rechte.“
Gibt es überhaupt eine Ehe, die nicht wiederherzustellen wäre? So viel kann gesagt werden: es gibt keine wirklich hoffnungslosen Fälle, obwohl es Situationen geben mag, bei denen wir die Hoffnung aufgegeben haben. Glaube ist manchmal die Fähigkeit, Möglichkeiten zu sehen, wo die Lage, materiell betrachtet, unmöglich erscheint. Geistiger Glaube und geistiges Verständnis können nicht von der Materie oder materiellen Umständen, ganz gleich welcher Art sie sein mögen, erfolgreich widerlegt werden.
Mit ruhigen Worten, einfühlendem Denken und vorsichtigen Handlungen können wir bis ins Einzelne in unseren Angelegenheiten die gottähnlichen Eigenschaften, die zum Menschen gehören, dartun, und das Böse wird vor ihnen vergehen. Trotz aller Verleumdung oder allem Haß, mit denen sich ein anderer befassen mag, können wir unsere Freude an Gottes unendlicher Güte und unsere Liebe und Hochachtung für den Menschen als Gottes Kind aufrechterhalten. In Gleichmut und Harmonie können wir getrost die Entfaltung der Ereignisse Gott anheimstellen und freudig und geduldig Sein liebevolles Geheiß erwarten.
Ein Faktor, der viel dazu beiträgt, einen Haushalt harmonisch zu machen, sollte nicht übersehen werden, nämlich die Notwendigkeit für jeden einzelnen, Zeit für sich selbst zu haben. Wir brauchen Zeiten innerer Ruhe, in denen der Tumult der Ereignisse und der ungestümen Meinungen ausgeschlossen wird, so daß wir mit unseren Gedanken, unseren Hoffnungen, unseren innersten Gefühlen allein sein können. Stille Beschaulichkeit heiligt ein Heim, während eine unaufhörliche Reihe materieller Beschäftigungen es zu entheiligen droht.
Micha beschreibt das tausendjährige Reich, unser wahres Heim, als ein Reich, in dem „ein jeglicher ... unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen wird ohne Scheu“ (4:4). Und Mrs. Eddy bezieht sich auf diese Stelle, wenn sie über Ehepartner Folgendes schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 59): „In der Erfüllung der verschiedenen Anforderungen ihrer vereinigten Wirkungskreise sollten ihre Sympathien in holdem Vertrauen und in Freudigkeit miteinander verschmelzen; einer sollte den andern stützen und auf diese Weise die Einigung der Interessen und Neigungen heiligen, in welcher das Herz Frieden und Heimat findet.“
