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„Die Geduld aber soll fest bleiben“

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der November 1958-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Christliche Wissenschafterin erkannte, daß Geduld ein wichtiger Faktor für das Erlangen des Himmelreichs ist. Daher forschte sie eifrig danach, den wahren Begriff von Geduld zu finden, und sie erkannte schnell, daß die Christliche Wissenschaft nur einen positiven Standpunkt darüber zuläßt. Durch das Studium der Bibel und des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy sah sie ein, daß wahre Geduld freudige, standhafte Anerkennung der Gegenwart Gottes, des Guten, bedeutet.

„Meine lieben Brüder“, sagt Jakobus (1:24), „achtet es für eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallet, und wisset, daß euer Glaube, wenn er rechtschaffen ist, Geduld wirkt. Die Geduld aber soll festbleiben, bis ans Ende, auf daß ihr seid vollkommen und ganz und keinen Mangel habt.“ Wie klar erkannte Jakobus die Freude, die wir schon haben dürfen, selbst ehe unsere „mancherlei Anfechtungen“ ganz überwunden sind und Vollkommenheit demonstriert ist. Freudige Geduld ist ein wichtiger Faktor bei dem Heilungswerk der Christlichen Wissenschaft.

Christus Jesus veranschaulichte diese Wahrheit in seinen Worten: „Vater, ich danke dir“, die er aussprach, bevor Lazarus aus dem Grabe erstanden war (siehe Joh. 11:41). Auch jede christlich-wissenschaftliche Demonstration unserer Zeit beruht auf diesem herrlichen Erkennen und Anerkennen dessen, was dereinst sichtbar werden wird.

Wie selbstverständlich freuen wir uns an einer Blütenknospe in der klaren Gewißheit des Schönen, das sich daraus entfalten wird. Kein Gedanke des Bedauerns kommt darüber auf, daß die Knospe noch verschlossen ist — und warum nicht? Weil wir die Erfüllung schon voraussehen und in der freudigen Erwartung dessen sind, was uns gewiß zuteil werden wird.

Da wir wissen, daß in Gott die vollkommene Lösung für jedes Problem bereitliegt, brauchen wir uns nur dem göttlichen Prinzip zuzuwenden und Gottes Allwissenheit anzuerkennen, um diese Wahrheit in unserem Bewußtsein erscheinen zu lassen. Dann entfaltet sie sich ganz natürlich zur Erfüllung alles dessen, was wir brauchen.

Die Bibel zeigt uns das Wirken der Geduld immer in Verbindung mit Nächstenliebe, Rücksichtnahme, Vergebung, Brüderlichkeit, Sanftmut und herzlichem Erbarmen. Diese dem Menschen innewohnenden göttlichen Eigenschaften sind die bewegende Kraft zur unfehlbaren Entfaltung des immergegenwärtigen Guten.

Unser Wegweiser Christus Jesus weihte sein ganzes Leben der Demonstration brüderlicher Geduld. Alle Ungeduld seiner Mitmenschen kam zur Ruhe in seiner Klarheit und Gelassenheit. Obwohl er niemand zurückwies, ließ er sich nicht in Unruhe und Eile hineintreiben.

Als sein Freund Lazarus im Sterben lag, blieb er furchtlos noch zwei Tage länger an dem Orte, wo ihn der Hilferuf erreichte, weil er sich der Allgegenwart göttlicher Vollkommenheit bewußt war. Diese Klarheit und Gelassenheit war es, was seinem schlichten Befehl: „Lazarus, komm heraus!" Vollmacht verlieh. Da er wußte, daß das göttliche Gemüt ihn „allezeit hörte“, hatte die menschliche Annahme keine Macht, sich diesem Befehl zu widersetzen.

Augenblicklich heilte Jesus die Kranken und solche, die verstörten Gemütes waren. Kein Verstreichen von Zeit wurde zu Jesu Demonstrationen göttlich wirkender Geduld benötigt. Er stillte das menschliche Sehnen mit der unaussprechlichen Fülle göttlicher Wahrheit, erweckte Tote zu neuem Leben und Wirken und besiegte Haß mit versöhnender Güte.

Was befähigte ihn dies zu tun? Mrs. Eddy hat uns den Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage gegeben; denn sie hat das göttliche Prinzip enthüllt, auf das sich Jesu Werke gründeten. Sie sagt in ihrem Lehrbuch (S. 476): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“

Der Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, verurteilte die Frau, die „eine Sünderin war“ (Luk. 7:37), als sie bei seinem Gastmahl erschien und Jesu Füße salbte, und wunderte sich, warum Jesus sie nicht als unmoralisch von sich stieß. Doch unser Meister scheuchte durch seine Reinheit und seine Fähigkeit, die vollkommene Idee zu sehen, den Anspruch früherer Sündenerfahrungen hinweg und ermöglichte der Frau die Entfaltung ihrer von Gott verliehenen Vollkommenheit.

Nie wurde Jesus ungeduldig über das langsame Begreifen oder die Stumpfheit anderer, sondern beharrte geduldig in der ruhigen Gewißheit, daß seine Arbeit nicht vergeblich sein würde. Gleich dem Meister hat auch unsere verehrte Führerin Mrs. Eddy durch ihr selbstloses Leben ein Vorbild liebender Geduld dargeboten. Der Spott der Welt, die Ablehnung ihrer Offenbarung der Wahrheit und die Wogen des sterblichen Gemütes, die ihr entgegenschlugen, konnten ihren Glauben an Gott, ihre Liebe zur Menschheit und ihre Standhaftigkeit in der Fortführung ihrer Mission nicht erschüttern.

Mit unermüdlicher Geduld arbeitete Mrs. Eddy an ihren Schülern, um ihnen ein Verständnis ihrer Botschaft zu geben. Es beunruhigte sie nicht, wenn Zweifel oder Nachlässigkeit nicht geneigt waren, das anzunehmen, was sie darzubieten hatte. Nie versuchte sie, etwas von der Welt zu erzwingen, wofür diese nicht bereit war; denn unsere Führerin wußte wohl, daß der Segen ihrer göttlichen Sendung nicht verlorengehen konnte.

Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 454): „Warte geduldig, bis die göttliche Liebe auf den Wassern des sterblichen Gemüts schwebt und den vollkommenen Begriff bildet." Diesen vollkommenen Begriff zu finden, überall nur den Ausdruck Gottes, die strahlende Vollkommenheit des Guten, zu sehen, ist die wahre Aufgabe der Geduld.

So sehen wir, daß unsere eigene Anerkennung des vollkommenen Begriffs alle Disharmonie, wie Feindschaft, Mißverständnis, Neid, Mißtrauen oder Haß, auslöscht. Durch die Vergegenwärtigung, daß wir als Widerspiegelung Gottes nur des Guten teilhaftig sind, ist dies keine schwierige Aufgabe.

Als die oben erwähnte Christliche Wissenschafterin in dieser Weise tief in die Wahrheit über das wahre Wesen der Geduld als geistige Standhaftigkeit eindrang, zeigten sich ihr viele Gelegenheiten, dies Verständnis zu beweisen. Ein unharmonischer Zustand menschlicher Beziehungen hatte sie seit Jahren beunruhigt. Sie meinte, jemand habe ihr sehr unrecht getan. Obwohl immer bereit zu vergeben, hatte sie vergeblich auf ein Wort der Einsicht gewartet. Eines Tages machte sie sich sogar selbst auf, um mit einer Aussprache die Lage zu verbessern. Aber diese wurde dadurch nur schlimmer. Jeder sah die Situation nur von seinem eigenen Standpunkt aus.

Aus tiefstem Verlangen nach Harmonie gewann sie in dem Augenblick die Erkenntnis: „Gott weiß gar nichts von all diesem, kennt weder ihren Fehler noch meinen.“ Mit dieser Erkenntnis von der allumfassenden Reinheit der göttlichen Liebe, die nur Vollkommenheit kennt, kam solch ein Gefühl erbarmender Liebe über die Wissenschafterin, daß in wenigen Tagen anstatt der Feindschaft wirklich freudige Einigkeit in gemeinsamer Arbeit getreten war.

Diese und andere Erfahrungen zeigten der Wissenschafterin, daß es ganz unwesentlich ist, was uns an widrigen Umständen zu begegnen scheint, und wieviel wir zu überwinden haben, wenn wir selbst nur den wahren Frieden finden. Jesus sagte (Luk. 17:20, 21): „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“

Die Bibel rät uns: „Harre auf Gott“ (Ps. 42:6). Da wir wissen, daß der Mensch der Ausdruck des göttlichen Gemütes ist, können wir erwarten, diesen vollkommenen Ausdruck überall zu finden. Tausende Christlicher Wissenschafter sind dankbare Zeugen dafür, daß sie durch Anwendung der Wahrheit aus materieller Begrenzung zu Fülle, aus Krankheitsannahmen zu Gesundheit und aus Öde und Einsamkeit zu einem Leben voller Freundschaft und Freudigkeit geführt worden sind.

Je mehr sich der vollkommene Begriff in unserem Verständnis ausbreitet, desto klarer und geebneter wird unser Lebensweg und desto größer werden unsere Möglichkeiten. In ihrem Lehrbuch sagt Mrs. Eddy (S. 323): „Angesichts der unendlichen Aufgaben der Wahrheit halten wir inne — warten auf Gott. Dann dringen wir vorwärts, bis der schrankenlose Gedanke voll Entzücken dahinwandelt, und der unbeschränkte Begriff sich beschwingt, damit er die göttliche Herrlichkeit erreiche.“

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