Als Jesus noch klein war, brachten Joseph und Maria ihn nach Jerusalem, um dort dem Gesetz entsprechend, im Tempel ein Opfer darzubringen. Als sie den Tempel betraten, kam ihnen Simeon entgegen, der sie offensichtlich erwartet hatte. Es war Simeon offenbart worden, daß er eines Tages den Messias sehen würde. Als er nun Joseph und Maria traf, nahm er das Kind Jesus auf seine Arme und sagte zur großen Verwunderung der Eltern (Luk. 2:29–32): „Herr, ... meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden.“ Und zu Maria sprach er: „Siehe, dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel ... auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden.“
Simeon erkannte, über das menschliche Kind weit hinausgehend, die Kraft, die fähig sein würde, die Menschen zu heilen und zu erretten. Einige Jahre später sagte Jesus von sich selbst (Joh. 8:12): „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Viele Jahrhunderte später schrieb Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, ihr Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.“ Durch ihre inspirierten Erklärungen in diesem Lehrbuch fällt ein neues Licht auf die Bibel, das allen denen Inspiration gibt, die dieses Buch mit dem aufrichtigen Wunsche lesen, es zu verstehen. Auf Seite 333 macht Mrs. Eddy eine klare Unterscheidung zwischen Jesus und Christus. Sie sagt, daß Jesus ein menschlicher Name war, der ihm von seinen Eltern gegeben wurde. „Christus andrerseits“, schreibt sie, „ist weniger ein Name als eine göttliche Benennung für Jesus. Christus drückt das geistige, ewige Wesen Gottes aus.“
Mrs. Eddy erklärt auch, daß der Christus nicht von Zeit oder äußeren Umständen abhängig, sondern allezeit gegenwärtig ist, um zu segnen und zu erretten. So ist der Christus, „das geistige, ewige Wesen Gottes“, die heilende Kraft, die schon vor Jesu Zeit verfügbar war und heute noch verfügbar ist.
Die Christliche Wissenschaft, deren Lehren mit denen der Bibel übereinstimmen, erklärt, daß Jesus von seinen Zeitgenossen gesehen wurde, daß der Christus aber von dem materiellen Auge nicht wahrgenommen werden kann. Jesus drückte mehr von dem unsichtbaren Christus aus als irgendein anderer Mensch, und das befähigte ihn dazu, seine großen Werke zu vollbringen. Er dachte, sagte oder tat niemals irgend etwas, das Gottes Weisung entgegengesetzt war. Er wußte, daß der Mensch nicht ein sündiger Sterblicher ist, nicht ein Opfer der materiellen Umstände, sondern das „Ebenbild Gottes“, wie es im ersten Kapitel der Genesis heißt. Das Ebenbild kann keine Unvollkommenheit ausdrükken, da Gott, das Urbild, vollkommen ist. Das Ebenbild kann nicht Haß, Krankheit und Tod ausdrücken, da Gott Liebe und Leben ist. Das Ebenbild kann keine Sünde oder Lüge äußern, da Gott Wahrheit ist. Das Ebenbild sieht nicht mit materiellen Augen noch hört es mit materiellen Ohren, da Gott Seele ist, allsehendes und all-hörendes Gemüt. Gott ist sich nur Seiner selbst und Seiner eigenen Schöpfung bewußt, die Vollkommenheit zum Ausdruck bringt. Das Ebenbild, der wirkliche Mensch, kann niemals von Gott getrennt werden. Jesus sagte (Joh. 10:30): „Ich und der Vater sind eins.“ Dieses Verständnis befähigte den Meister, Krankheit und Sünde zu heilen und Tote aufzuerwecken.
Eine junge Mutter ließ einmal ihr dreijähriges Töchterchen im Wohnzimmer zurück, wo es auf dem Fußboden spielte. Als sie nach wenigen Minuten zurückkam, lag das Kind ausgestreckt auf dem Boden, unfähig, einen Laut von sich zu geben. Die Mutter nahm es in ihre Arme und begann das Gebet des Herrn zu sprechen. Sie gestattete sich nicht, einen anderen Gedanken in ihr Bewußtsein einzulassen, und sie bemühte sich, ein besseres Verständnis von dem Sinn der Worte zu erlangen. Nach kurzer Zeit löste sich der starre Körper des Kindes, die natürliche Farbe kehrte in sein Gesichtchen zurück und seine Augen schlossen sich. Es war eingeschlafen.
Die Mutter fuhr fort, das Gebet des Herrn zu wiederholen und geistige Wahrheiten zu erklären. Bald danach erwachte das Kind, vollkommen frei und gesund. Während die Mutter ihrer tiefen Dankbarkeit gegen Gott Ausdruck gab, wurde sie sich plötzlich bewußt, daß sie die Gegenwart des Christus empfunden, das „Licht zu erleuchten die Heiden“ gesehen hatte. Sie hatte nach dem Christus verlangt und im Augenblick der Not hatte sie ihn, die heilende Kraft Gottes, gefunden.
