Ein bedeutungsvolles Sinnbild, das wir in der Bibel finden, ist das eines „Weibes“. Durch die Christliche Wissenschaft lernen wir verstehen, daß dies in erster Linie die Gattung Mensch versinnbildlicht, das Ebenbild oder die Idee unseres Vater-Mutter Gottes. Eins der ersten Male, daß dieses „Weib“ als Sinnbild mit einer geistigen Bedeutung erwähnt wird, kommt in der Genesis vor (3:15). Hier wird Gott der Herr dargestellt als zu der Schlange sprechend, die im Garten Eden erscheint und ein biblisches Symbol des Bösen ist: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“
In ihrer Deutung dieses Verses in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt Mary Baker Eddy (S. 534): „Die Schlange, der materielle Sinn, wird das Weib in die Ferse stechen — wird danach streben, die geistige Idee der Liebe zu zerstören; und das Weib, diese Idee, wird der Lust den Kopf zertreten.“ Gemäß der Christlichen Wissenschaft ist das Böse nichts anderes als ein falscher Begriff, der den Menschen und alle Schöpfung als sterblich und materiell erscheinen läßt. Doch dieser böse, falsche Begriff, der Selbstheit und Wesenheit beansprucht, hat weder Identität noch Wirklichkeit. Das Bestreben des Irrtums, seine falsche Mentalität an Stelle des wahren Bewußtseins zu unterschieben, wird überwunden durch die göttliche Wissenschaft mit ihrer Offenbarung, daß der Mensch die reine Widerspiegelung Gottes ist, die Idee des göttlichen Gemüts.
In der Wüste widerstand Christus Jesus erfolgreich den Bestrebungen des Irrtums, den materiellen Begriff für seine wahre Selbstheit, den Christus — die vollkommene Idee Gottes — zu unterschieben. Durch die göttliche Wissenschaft zertrat er der Schlange — der Lust — den Kopf, zerstörte er die fleischlichen Triebe. Wir lesen, daß der Teufel ihn nach seinem Siege verließ „und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm" (Matth. 4:11). Bei dem Überwinden der drei Versuchungen widerstand der Meister den drei Phasen der Begierde, die sich in den Sterblichen geltend zu machen suchen: der Begierde des falschen Gelüstes, der Begierde, Fleisch zu zerstören, der Begierde, Materie zu besitzen.
Der Sieg Jesu über die fleischlichen Triebe bereitete ihn vor für sein Heilungswerk, bei dem er die Macht der göttlichen Idee über den Willen des Fleisches in jedem Punkt bewies. Indem er zuerst die Macht des Christus, der göttlichen Natur, über die sterbliche Natur ausübte, wurde er befähigt, den Ausdruck des Bösen — Mangel und Sturm, Sünde, Krankheit und Tod — zu zerstören. Da er den Anspruch des Bösen auf eine Stätte in seiner Natur zurückgewiesen hatte, war weder Furcht noch Sünde in ihm, woran das Böse sich hätte anhaften können; und so konnte er seinen Angriffen entgehen, selbst dem Tode und dem Grabe.
Johannes muß einen klaren Begriff von den Errungenschaften des Meisters gehabt haben; denn er beschreibt das Böse in drei elementaren Formen und warnt vor ihnen. Er schreibt (1. Joh. 2:15, 16): „Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist... Denn alles, was in der Welt ist: des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.“ Doch dann fügt er diese tröstlichen Worte hinzu: „Die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“
Falsche Gelüste aller Art verlieren ihren hypnotischen Reiz und verschwinden, wenn die Menschen durch die Christliche Wissenschaft verstehen lernen, daß der wahre Mensch ein geistiges Wesen ist, das immerdar mit dem Brot des Himmels gespeist wird. Diese erhaltende Nahrung ist das Wort Gottes, die Wahrheit von dem Leben, die dem Bewußtsein Lebenskraft und bleibende Frische verleiht. Die Wahrheit befriedigt; sie überwindet die fleischlichen Gelüste. Die Wahrheit beschwichtigt die körperlichen Sinne und demonstriert die Tatsache, daß die Sinne des Menschen geistig sind.
Die Begierde des sterblichen Gemüts, das von ihm Geschaffene zu zerstören, verliert seine Kraft unter dem christlichen Einfluß der göttlichen Liebe. Die Menschheit beginnt das Ende der Kriege vorauszusehen in dem Maße, wie diese mental durch sittliche Kraft überwunden werden. Andere zerstörerische Mittel des sterblichen Gemüts bestehen in grausamen Bemerkungen, die darauf ausgehen, das Opfer zu verletzen, und Verleumdung, die beabsichtigt, den guten Ruf eines anderen zu verunglimpfen, sowie in Angriffen der Krankheit und der Mordgier. Diese Begierden müssen und können von der Christus- Macht, die die Unendlichkeit der Liebe entfaltet, zerstört werden. Das von dem Christus geläuterte Herz verliert alles Verlangen anderen zu schaden, und strebt nur danach, zu segnen und zu schützen.
Bei der Behandlung von Krankheit ist es wesentlich, daß der Christliche Wissenschafter klar die Nichtigkeit der Begierde des Irrtums erkennt, zu morden und zu zerstören, seine Absicht, die Menschheit zu verletzen und zu vertilgen. Die geistige Idee zertritt den Kopf des materiellen Sinnes — beweist seine Unwirklichkeit — und die Gesundheit des Patienten wird wiederhergestellt. Der Wille Gottes, die Harmonie und Vollständigkeit des Menschen zu erhalten, tritt in Erscheinung in dem Maße, wie die Zerstörungswut und Mordlust des Fleisches überwunden wird.
Die Begierde, Materie zu besitzen, ist dem materiellen Sinn angeboren, wo immer er auch individualisiert wird. Christus Jesus trat diesem Übel in der Wüste so völlig entgegen, daß er danach nie wieder irgendwelchen Wert auf materiellen Besitz zu legen schien. Er erwarb nur, was er nötig hatte, sei es eine Münze, um die Steuer zu zahlen, einige Brote und Fische, um die Volksmenge zu speisen, einen Saal, in dem er das letzte Abendmahl halten konnte, oder ein Grab, das er durch die herrliche Macht des Lebens wieder öffnen sollte. Intelligenz, nicht Materie, befriedigte ihn. Der Geist war seine Substanz; er demonstrierte das göttliche Gesetz der Versorgung.
Durch die Wissenschaft lernen wir, die christusgleiche Reinheit zum Ausdruck zu bringen, die die Begierden des Fleisches überwindet. Das Frauentum der Wahrheit verschafft uns die Macht der Reinheit, wodurch die Idee Gottes enthüllt und der materielle Sinn verscheucht wird. In ihrem Werk „Vermischte Schriften“ sagt Mrs. Eddy (S. 37): „Im Verhältnis, wie wir uns dem Glauben an die materiellen Sinne, an Krankheit, Sünde und Tod, widersetzen und uns selbst unter der Herrschaft Gottes, des geistigen und unsterblichen Gemütes, erkennen, werden wir immer mehr das Tierische für das Geistige aufgeben und die Bedeutung jener Jesuworte erfassen:, Gehet hin in alle Welt; ... macht die Kranken gesund.‘ “
Durch die Erkenntnis der Wahrheit, die ihre läuternde und heilende Macht durch die göttliche Wissenschaft immer mehr ausbreitet, vergeht in der Tat die „Welt“. Das „Weib“ — die geistige Idee Gottes — zertritt den Kopf, den wesentlichsten Teil, der Lust. Das wahre Leben des Menschen in dem Geist, der da „bleibt in Ewigkeit“, wird verstanden als sein einziges Leben, sein unsterbliches und sündloses Sein.
