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Geduld in Trübsal

Aus der Mai 1958-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Geschichte Hiobs, eines wohlhabenden Mannes, wie sie im Alten Testament erzählt wird, hat die Gedanken vieler Bibelkenner zu allen Zeiten beschäftigt. Die Geschichte berichtet, daß der Satan sich von Gott die Erlaubnis ausbat, Hiobs Treue gegen den Allmächtigen auf die Probe zu stellen, indem er den Verlust seines ganzen Besitzes und den Tod seiner Söhne veranlaßte. Der geduldige Hiob ertrug den Verlust.

Dann, so erzählt die Geschichte weiter, erhielt der Satan die Erlaubnis, ihn noch auf eine härtere Probe zu stellen. Hiob wurde mit einer schrecklichen Krankheit geschlagen, die ihn zum Ausgestoßenen unter seinen Mitmenschen machte. Im nun Folgenden hören wir, daß drei Freunde ihn besuchten, um mit ihm zu klagen. Als Hiob zu sterben wünschte, erklärten ihm diese Freunde, er müsse in der Vergangenheit eine Sünde begangen haben, durch die er nun so leide. Hiob jedoch behauptete, daß er nichts von einer großen Sünde wisse, und, keineswegs durch die Argumente seiner drei Freunde überzeugt, verlangte er in aufrichtigem Sehnen, Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen.

Und ihm war dann eine Zeit der Gemeinschaft mit dem Allmächtigen vergönnt, in der Gott ihm als allmächtig und allwissend offenbart wurde. Durchdrungen von der tiefen Liebe und Fürsorge Gottes für Seine Schöpfung, rief er aus (42:5): „Ich hatte von dir mit den Ohren gehört; aber nun hat mein Auge dich gesehen.“ Dann wurden ihm Wohlstand und Wohlergehen zurückerstattet.

Die Christliche Wissenschaft, der von Jesus verhießene Tröster, lehrt die Menschen, wie sie in Trübsal geduldig sein können. Jesus sagte von dem Christus (Matth. 28:20): „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Mit dieser Erklärung deutete der Meister an, daß die Kraft des Christus gegenwärtig und jedem Menschen verfügbar ist, um die Ansprüche des Irrtums zu zerstören — Sünde, Krankheit, Mangel und Disharmonie jeglicher Art.

Der Christus verleiht den Menschen die Fähigkeit, in jeder Trübsal wahrhaft geduldig zu sein. Der Christus gibt uns die Kraft, Schmerzen, Enttäuschung, Versuchungen und alle Schläge des sterblichen Gemüts geduldig zu ertragen, während wir den Beweis ihrer Nichtsheit erbringen. Und noch mehr als das, der Christus gibt uns durch die Christliche Wissenschaft die Gewißheit, daß keine dieser Disharmonien des menschlichen Daseins von Gott gesandt noch Ihm bekannt sind.

Gott ist das reine, sündlose Gemüt. Weder in Gott noch in Seiner Schöpfung gibt es ein Element des Irrtums. Die Christliche Wissenschaft offenbart, daß alles Böse ohne tatsächliche Wirklichkeit ist, und daß der Christus jeden falschen, unharmonischen Anspruch zerstört, wenn der Mensch geduldig und beharrlich an der ewigen Vollkommenheit des Menschen, als des Kindes Gottes, festhält.

Die Annahme, der Mensch sei ein Sterblicher, scheint sich im menschlichen Bewußtsein so eingenistet zu haben, daß es großer Geduld des einzelnen bedarf, um die Irrtümer der materiellen Sinne zu überwinden. Geduld, wie dieses Wort hier verstanden wird, bedeutet nicht, daß wir mit untätig gefalteten Händen sitzen. Sie fordert vielmehr ein lebendiges, tätiges, erleuchtetes Verständnis vom geistigen Sein des Menschen und zuversichtliches Vertrauen auf die Kraft des Christus, der Wahrheit, als ewig verfügbar und ewig wirksam, um jede Lüge der materiellen Sinne zu zerstören.

Wenn Paulus sagte, er sei fröhlich in Trübsal, meinte er nicht, daß er Trübsal willkommen heiße, sondern daß sie uns dazu führe, uns der Geduld und Hoffnung zu befleißigen, und daß sie unsern Mut auf die Probe stelle. Und der Apostel Petrus, der viel Trübsal erduldete, schrieb (1. Pet. 2:20): „Denn was ist das für ein Ruhm, so ihr um Missetat willen Streiche leidet? Aber wenn ihr um Wohltat willen leidet und erduldet, das ist Gnade bei Gott.“

Weder Zeit noch Raum noch irgendein Zustand der Sterblichkeit können dem Menschen Knechtschaft auferlegen, denn der Mensch ist das Kind Gottes. Es ist die Aufgabe des Christlichen Wissenschafters, beharrlich zu sein im Lieben, Verstehen und Beweisen der Wahrheit von der geistigen Natur des Menschen, statt die Annahme anzunehmen, der Irrtum sei wirklich.

Noch nie ist dadurch geholfen worden, daß man über materielle oder unmoralische Zustände brütete, daß man andere anklagte, das eigene Leiden zu vergrößern, daß man furchtsam oder entmutigt über die Hartnäckigkeit des Irrtums wurde, daß man über den Verlust eines geliebten Menschen oder einen Mißerfolg im Beruf klagte. Solche mentalen Steine der Verzweiflung am Hals zerren einen nur noch tiefer in das Meer des Irrtums.

Zuweilen fühlen wir, daß andere ungeduldig mit uns sind oder uns verfolgen. Sind wir dann geduldig mit ihnen? Bemühen wir uns, sie als das zu verstehen, was sie wirklich sind — die Kinder Gottes? Helfen wir ihnen oder hemmen wir ihren Fortschritt?

Das Beispeil wachsamer Geduld ist eine Zurechtweisung der Ungeduld in andern und heilt sie! Beharrliches Festhalten an der wahren Natur des Menschen, gewissenhaftes Studium, aufrichtiges Gebet und der Entschluß, dem Christus im täglichen Leben zu folgen, wird uns von jedem sterblichen Übel befreien. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 454): „Warte geduldig, bis die göttliche Liebe auf den Wassern des sterblichen Gemüts schwebt und den vollkommenen Begriff bildet. Geduld, aber soll fest bleiben bis ans Ende‘.“

Die Erfahrung des Meisters im Garten von Gethsemane, kurz vor dem Verrat und der Kreuzigung, gibt einen Schimmer von der Art, wie der Meister den Irrtum so erfolgreich überwand. In Gemeinschaft mit Gott allein, während seine Jünger schliefen, übergab er sich bedingungslos dem Geist. „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ sagte er (Luk. 22:42), und damit erkannte er die erhabene Macht Gottes an, all seine Gedanken und Handlungen zu leiten. Mrs. Eddy erklärt Jesu innere Haltung im Gebet in ihrer Definition von „Gethsemane“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 586): „Geduldiges Leiden; das Menschliche, das dem Göttlichen Raum gibt; Liebe, die keine Erwiderung findet und doch Liebe bleibt.“

Das ist die Antwort auf die Frage, wie man sich verhalten solle, wenn man von scheinbar endlosen Problemen heimgesucht wird. Ergebt euch Gott von ganzem Herzen; schauet geduldig, beharrlich, zuversichtlich auf zu Ihm für die Offenbarung eurer geistigen Kindschaft. Fahret fort zu lieben, nicht materielle Personen, sondern Gott und Seine vollkommene Schöpfung.

Im Brief an die Hebräer lesen wir (10:35, 36): „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget.“ Und unsere Führerin sagt (Vermischte Schriften, S. 100): „Der Christliche Wissenschafter liebt den Menschen mehr, weil er Gott über alles liebt. Er versteht dieses Prinzip — Liebe. Wer ist hierzu fähig? Wer bedenkt, daß Geduld, Versöhnlichkeit, unerschütterlicher Glaube und Liebe die Zeichen unseres Vaters dafür sind, daß der Mensch stufenweise von der Sünde geheilt worden ist und seinen Eingang in die Wissenschaft gefunden hat?“

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