„Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, sich täglich gegen aggressive mentale Suggestion zu schützen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen. Nach seinen Werken wird er gerichtet, und zwar gerechtfertigt oder verdammt.“ Diese Worte Mrs. Eddys aus dem Handbuch Der Mutterkirche (Art. VIII, Abschn. 6) enthalten eine wertvolle Unterweisung; denn die aggressive mentale Suggestion ist das einzige Mittel, welches das Böse benutzen kann, um sein Ziel zu erreichen. Der Anhänger der Christlichen Wissenschaft muß stets auf der Hut sein vor Einflüsterungen, die, wenn er auf sie eingeht, für ihn zu einer Quelle des Bedauerns werden können, so daß er sich gezwungen sieht, umzukehren und den Weg zurückzugehen.
Das Böse nimmt, der Annahme nach, viele Formen und Verkleidungen an — alle unter dem Vorwand, das Gute zu verkörpern. Aber die Bibel sagt uns (Jak. 1:13): „Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.“ Daher kommt das Gute niemals in der Art, auf die das Böse hinweisen möchte. Gott, das Gute, allein leitet uns richtig.
Die Versuchung ist wie eine gefälschte Münze; wenn man sie als das erkennt, was sie ist, läßt man sich nicht täuschen. Von dem Augenblick an, wo man die Münze als falsch erkennt, ist sie jeder falschen Macht beraubt, die uns glauben lassen könnte, sie könne dazu benutzt werden, etwas Gutes in unsere Erfahrung zu bringen. Genau so ist es auch mit allen Gedanken. Gedanken, die zu Gott führen, sind echte Gedanken. Falsche Gedanken, böse Gedanken, die uns von Ihm abbringen wollen, sind Fälschungen.
In unserem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt Mrs. Eddy (S. 406): „Widerstehe dem Übel — dem Irrtum jeder Art —, und er wird vor dir fliehen.“
Eine Freundin der Verfasserin dieses Artikels, eine Christliche Wissenschafterin, hatte erkannt, daß sie die Neigung hatte, vorschnelle Entscheidungen zu treffen, und bei einer Gelegenheit gab sie zu, daß sie übereilt gehandelt habe, ohne die Angelegenheit zuvor durchzudenken. Daher machte sie sich eine Notiz auf einer Karte, die sie in ihrem Zimmer so anbrachte, daß sie ihr immer vor Augen war. Unter der Überschrift: „Halte ein! Schau! Lausche!“ schrieb sie: „Wende dich an Gott, bevor du eine Entscheidung triffst — sei diese nun klein oder groß. Studiere die Bibel und die Werke Mrs. Eddys. Lerne verstehen, über jede menschliche Situation hinaus auf die geistige Wirklichkeit zu schauen. Dann, und erst dann, ist es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen.“ Diese kleine Notiz erwies sich als die Hilfe, deren sie bedurfte. Impulsives Handeln wurde durch eine weise und sorgfältige Betrachtungsweise der verschiedenen Gesichtspunkte eines jeden Problems ersetzt.
Obwohl wir wissen, daß der Irrtum keine Macht hat, außer der, die wir ihm durch unseren Glauben an seine Wirklichkeit zugestehen, dürfen wir doch nicht übersehen, daß Mrs. Eddy sagt, wir müßten uns täglich gegen aggressive mentale Suggestionen schützen. Niemand wußte besser als unsere Führerin, daß das Böse, in dem Versuch die Intelligenz Gottes nachzuäffen, beansprucht, immer hinterlistigere Mittel und Wege zu benutzen, um uns zu betrügen.
Es sind nicht nur die großen dramatischen Versuchungen, vor denen wir auf der Hut sein müssen; gerade im täglichen Leben kommen Dinge an uns heran, die durch die Propaganda des Bösen als normal und natürlich bezeichnet werden, und hier müssen wir wachsam sein und uns vergegenwärtigen, daß es niemals einen Umstand gibt, wo es ratsam oder notwendig wäre, dem Bösen ein Zugeständnis zu machen. Im Gegenteil, es ist schon viele Male bewiesen worden, daß ein standhaftes Festhalten an der Wahrheit uns unermeßlichen Segen bringt, nicht nur, weil wir einen bestimmten Standpunkt eingenommen haben, sondern vor allem wegen des geistigen Wachstums, das stets eintritt, wenn wir dem Bösen widerstanden haben.
Kein Argument des Bösen hat irgendeine zwingende Macht, ganz gleich in welcher Form es sich auch zeigen mag. Ob uns eine böse Suggestion nun in Versuchung führen möchte, uns auf ein niedrigeres Niveau des Handelns zu stellen, um einem anderen damit einen Gefallen zu tun, oder uns einflüstern möchte, doch einfach ein schmerzstillendes Mittel gegen Kopfschmerzen zu gebrauchen, weil in wenigen Minuten schon eine wichtige Konferenz beginnt und uns keine Zeit bleibt für geistige Arbeit — solch eine Suggestion kann nicht die Macht des göttlichen Gemüts über den Menschen an sich reißen. Sollte die aggressive Suggestion versuchen, uns dazu zu drängen, eine medizinische Diagnose einzuholen — mit dem Argument, unser geistiges Verständnis reiche nicht aus, um eine Heilung zu bewirken — oder sollte sie sagen, wir würden dazu gezwungen sein, vom göttlichen Prinzip abzuweichen, wenn wir Erfolg haben und unsere Stellung behalten wollen, so werden sich diese Suggestionen ebenfalls als machtlos erweisen, wenn ihnen mit dem Verständnis von der Allmacht und Allgegenwart Gottes entgegengetreten wird.
Niemals sind wir in irgendeiner Lage hilflos oder laufen Gefahr, etwas zu verlieren, wenn wir unsere Gotteskindschaft geltend machen und unerschütterlich an der Wahrheit von des Menschen unauflöslicher Verbundenheit mit Gott, der göttlichen Liebe, festhalten. Wenn wir uns mit dem Wesen Gottes, der Wahrheit, des Lebens und der Liebe, identifizieren, werden wir frei von dem hypnotischen Einfluß, welcher — der Annahme nach — in Verbindung mit der aggressiven mentalen Suggestion auftritt. Dann findet die Heilung in unserem Bewußtsein statt; und wenn auch andere bei uns sein mögen, die es überhaupt nicht bemerken, so wird doch allen ein großer Segen dadurch zuteil, daß das Gute den Sieg davongetragen hat. Wer angesichts von Versuchungen festbleibt, segnet seine Mitmenschen, ganz gleich, ob das sterbliche Gemüt gerade dann unser Verhalten lächerlich zu machen sucht oder nicht.
Diejenigen, die gestrauchelt sind oder in Augenblicken der Versuchung nachgegeben haben, können sich dennoch freuen in dem Wissen, daß Gott sie nicht verlassen hat. Seine Gegenwart ist bei ihnen und auch Seine Stärke. Sie sollten aus der Erfahrung lernen, doch sich standhaft weigern, sich der Selbstanklage, der Selbstverdammung und dem Selbstbedauern hinzugeben. Die Macht des Christus, der Wahrheit, wie sie in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird, bringt den wunden Herzen der Menschen überall Heilung und Segen. Sie sollten ihre Bemühungen erneuern und den Sieg davontragen.
In ihrem Werk „Vermischte Schriften“ gibt Mrs. Eddy uns die folgende Versicherung (S. 10): „Die Guten können ihren Gott, ihre Hilfe in Zeiten der Not, nicht verlieren. Wenn sie das göttliche Gebot falsch verstehen, werden sie das berichtigen, eigene Verordnungen widerrufen, umkehren und Seine Befehle wieder in Kraft setzen, um dann mit größerer Sicherheit vorwärtszudringen. Die beste Lehre ihres Lebens wird gewonnen im Kampf mit Versuchung, Furcht und Hartnäckigkeit des Bösen, wenn dadurch ihre Stärke erprobt und bewiesen worden ist.“