Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Materielle Persönlichkeit gegen geistige Individualität

Aus der August 1960-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Persönlichkeit,“ schreibt Mrs. Eddy in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 491), „ist nicht die Individualität des Menschen. Ein schlechter Mensch mag eine anziehende Persönlichkeit haben.“ Es hat sich erwiesen, daß diese Unterscheidung zwischen der materiellen Persönlichkeit und der geistigen Individualität unerläßlich ist, sowohl für ein wahrhaft christliches Leben wie auch für das Heilen.

Gemäß der Christlichen Wissenschaft steht die Individualität in einem bestimmten Verhältnis zur geistigen Identität. Sie ist eine uranfängliche Eigenschaft Gottes, die in jeder Seiner vollständigen Ideen — Mensch genannt — unbegrenzten Ausdruck findet. Wenn diese Individualität verstanden und im menschlichen Leben zum Ausdruck gebracht wird, zeigt sie sich nicht in Sinnlichkeit, einem aggressiven Wesen, Selbstüberheblichkeit oder einer Fähigkeit, Neid erregende Aufmerksamkeit zu erwecken; vielmehr kommt sie zum Ausdruck in Selbstlosigkeit, Inspiration, Intelligenz, Freundlichkeit, Freude, Schönheit und Demut, und sie ruft wahre Achtung und Liebe hervor.

Das Wort „Persönlichkeit“ wird in den Werken Mrs. Eddys auch mit Bezug auf Gott und auf Seine Widerspiegelung angewandt, und wenn das Wort so verstanden und gebraucht wird, ist es ein völlig guter und schöner Ausdruck. Doch Mrs. Eddy gebraucht das Wort häufiger — und es wird allgemein so gebraucht — mit Bezug auf die Körperlichkeit, auf rein physische, unterschiedliche Merkmale, die manchmal gut, manchmal schlecht sind. Die körperliche Bedeutung von Persönlichkeit ist eine Umkehrung der geistigen.

Die Notwendigkeit, zwischen der falschen körperlichen Persönlichkeit und der wahren Individualität zu unterscheiden, wurde dem Propheten Samuel klar vor Augen geführt, als er einen neuen König suchte. Wir lesen, daß Gott, als Samuel den ersten der Söhne Isais ansah, zu ihm sagte: „Siehe nicht an seine Gestalt noch seine große Person; ich habe ihn verworfen. Denn es geht nicht, wie ein Mensch sieht: ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an“ (1. Sam. 16:7).

Christus Jesus war so sehr darauf bedacht, die Aufmerksamkeit von seiner körperlichen Selbstheit abzulenken, daß er einen Jüngling, der ihn mit dem Titel „guter Meister“ anredete, mit diesen Worten zurechtwies (Matth. 19:17): „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.“

Nachdem Petrus zu Jesus gesagt hatte (Matth. 16:16): „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn“, sagte Jesus: „Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde.“ Unsere Führerin schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 138): „Mit andern Worten, Jesus beabsichtigte nicht, seine Gemeinde auf den persönlichen Petrus als auf einen Sterblichen zu gründen, sondern auf die Gotteskraft, die Petri Bekenntnis des wahren Messias zu Grunde lag.“

Wenn so zwischen dem Sterblichen und dem Geistigen unterschieden wird, so bedeutet das nicht, daß damit die rechte Individualität ausgelöscht wird. Wir haben Petrus nicht vergessen. Wir haben ganz gewiß nicht Jesus vergessen, und unsere Wertschätzung von ihm als dem Wegweiser ist deshalb nicht geringer. Er war erfolgreich und wird verehrt, nicht weil eine persönliche Macht oder Anziehungskraft von ihm ausging, oder weil er eine besonders stark ausgeprägte materielle Persönlichkeit hatte, sondern weil er sein wahres, individuelles Wesen und Sein als eine vollkommene Widerspiegelung des vollkommenen Gottes verstand und demonstrierte.

Wenn Mrs. Eddy die Christlichen Wissenschafter vor der falschen oder sterblichen Vorstellung vom Selbst oder der Person warnte, so lag es keineswegs in ihrer Absicht, damit menschliche Begeisterung, Geschicklichkeit oder Verstandeskraft zu entmutigen und zu beschränken oder Gleichförmigkeit und Interesselosigkeit zu bestärken. Es war lediglich ihre Absicht, die Aufmerksamkeit abzuwenden von der nichtigen, materiellen Fälschung der von Gott erhaltenen wahren Selbstheit des Menschen.

Im Jahre 1888 ging Mrs. Eddy nach Chikago, Illinois, zu einer Zeit, als ihre Kirche ein triumphierendes Wachstum zu verzeichnen hatte. Nachdem sie dort eine Ansprache gehalten hatte, wurde sie von Anhängern belagert, die sie glühend verehrten, und von denen einige lediglich danach trachteten, sie zu berühren. Vielleicht erkannte sie dort, daß persönliche Beliebtheit noch gefährlicher sein könnte als Verfolgung. Und es ist bedeutsam, daß sie kurz danach die Kirchenorganisation auflöste, bei deren Aufbau ihre Person im Mittelpunkt gestanden hatte, und später Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Massachusetts, auf der geistigen Grundlage Gottes, des göttlichen Prinzips, organisierte.

Zu einem anderen Zeitpunkt gab Mrs. Eddy den Rat (Vermischte Schriften, S. 282): „Bedenkt, daß es das Persönliche oder die Personhaftigkeit und die Vorstellung von Gott oder dem Menschen als Person ist, was den Menschen begrenzt.“

Gerade so wie die Erkenntnis der geistigen Individualität letzten Endes nicht zu dem Aufgehen des Menschen in der Gottheit führt, so führt das gegenwärtige Verständnis dieser Individualität nicht zu einem Verlust dessen, was menschlich gesehen als unsere klar erkennbare Selbstheit erscheint. Jeder einzelne hat eine klar ausgeprägte Individualität, die sich von allen anderen unterscheidet; doch dieser Unterschied ist nicht das Ergebnis eines menschlichen Bemühens, anders zu sein oder bewußt Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sondern die natürliche Folge eines Denkens, das in steter Verbundenheit mit dem unendlichen göttlichen Gemüt gehalten wird.

Die Auffassung vom Guten, die die Christliche Wissenschaft vermittelt, läßt auch nicht die kleinste Regung von Wärme, Lebhaftigkeit, Liebe und Inspiration zunichte werden, sondern sie führt zu besserer Gesundheit, zu umfassenderen Möglichkeiten, zu größerer Wirksamkeit und Freiheit; sie bringt Einigkeit und Liebe in die Familie und unsere persönlichen Beziehungen, in Kirchenwahlen und andere Zweige der Kirchenarbeit, sowie auch in unsere geschäftlichen Angelegenheiten. Darüber hinaus hält sie den Weg offen, für die vollständige Erlösung eines jeden einzelnen — nämlich das Bewußtsein seiner geistigen Individualität in Gott.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / August 1960

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.