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Der Mensch ist nicht schuldig

Aus der August 1960-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es mag Zeiten geben in unserer menschlichen Erfahrung, in denen Selbstkritik nicht nur gerechtfertigt, sondern auch wünschenswert sein kann. Womöglich ist an einem sehr vollen Tage eine wichtige Arbeit liegengeblieben, oder, selbst wenn wir uns dieser Aufgabe angenommen haben, hätte sie vielleicht besser getan werden können. Wenn wir in einer solchen Situation den festen Entschluß fassen, in Zukunft besser auf der Hut zu sein, so bekundet unsere mentale Einstellung ein konstruktives und fortschrittliches Denken.

Wenn die Selbstkritik dagegen zur Selbstverdammung wird und ein Schuldgefühl entsteht, so ist das nicht wünschenswert. Selbstverdammung ist häufig die Vorstufe, die zum Selbstbedauern führt. Wenn wir uns selbst bemitleiden, so kann das dazu führen, daß wir die wahre Selbstheit aus den Augen verlieren, die wir stets für uns beanspruchen sollten, nämlich den von Gott erschaffenen, vollkommenen Menschen — den Menschen, der durch das ihm von Gott verliehene Erbe Weisheit und Intelligenz besitzt.

Die Bibel lehrt uns, daß Gott die einzige Macht, der einzige Schöpfer ist. Sie legt unwiderleglich dar, daß Gott den Menschen zu Seinem eigenen Bild und Gleichnis erschuf. Der letzte Vers des ersten Kapitels der Genesis lautet: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.“

Das stellt eine ganz bestimmte Berechtigung dar für den Glauben, daß der Mensch, Gottes Ebenbild, ebenfalls eine vollkommene Schöpfung und einen vollkommenen Menschen wahrnimmt. Dieser göttliche Begriff vom vollkommenen Menschen ist es, den wir mit jedem Gedanken aufrechterhalten sollten — sowohl in bezug auf uns selber wie auch auf andere. Die Standhaftigkeit, mit der wir an dieser heiligen Wahrheit festhalten, und sie anwenden, bestimmt unseren Fortschritt in der Erkenntnis, dem Verständnis und der Ausübung der Christlichen Wissenschaft.

In dem Maße, wie der Anhänger der Christlichen Wissenschaft seine geistige Vollkommenheit als Kind Gottes anerkennt und geltend macht, wird jede Unzulänglichkeit, die sich bei einem normalen, rechtmäßigen Unternehmen zeigen mag, sowie auch jeder Charakterfehler erkannt und berichtigt werden.

Sorgfältige, gehorsame Befolgung der Gebote des göttlichen Gemüts, wird unumgänglich die göttliche Regierung in Erscheinung treten lassen, und in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz die Herrschaft aufrichten, die der Mensch über alle Dinge hat. Es ist daher weise, in jeder Situation, die aufkommen mag, sorgfältig die Art unseres Denkens zu prüfen und die Gewißheit zu erlangen, daß dieses nie zu einem Annehmen hinterlistiger Suggestionen oder Beschuldigungen führt, die behaupten, wir seien untüchtig oder unzulänglich.

In der Allegorie, die wir im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy auf den Seiten 430–442 finden, ist der „Sterbliche Mensch“ verklagt worden, weil er sich der Leberbeschwerde schuldig gemacht hat, und das Todesurteil wird über ihn verhängt. Dann tritt die Christliche Wissenschaft als Verteidiger des „Sterblichen Menschen“ auf und verneint nachdrücklich alle Anschuldigungen, die von der Anklage vorgebracht werden. Der Verteidiger liest aus der Bibel bestimmte Abschnitte, die sich auf den Menschen beziehen, unter anderen auch die folgende ausdrückliche Erklärung (1. Mose 1:26): „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen.“ Später erfolgt die feierliche Ansprache des Vorsitzenden an die Geschworenen, die das Urteil verkündigen: „Nicht schuldig“, und der Gefangene wird freigelassen.

Diese Allegorie veranschaulicht die Anschuldigungen, die uns in unserem täglichen Leben so oft entgegentreten. Aber ganz gleich wie die Anklage auch lauten mag, sei es nun wegen Krankheit, Schmerz, Mangel, Disharmonie oder die Unfähigkeit, von den uns von Gott verliehenen Talenten Gebrauch zu machen und diese zu entwickeln — die Anklage wird zunichte werden, wenn wir uns zu unserer Verteidigung der Christlichen Wissenschaft bedienen.

Es gibt Tausende von Menschen, die durch das Verständnis und die Anwendung dieser Wissenschaft, wie sie in den Schriften Mrs. Eddys dargelegt wird, täglich von den falschen Anschuldigungen des Irrtums befreit werden. Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 15): „Betätigung, nicht Bekenntnis, Verständnis, nicht Annahme, gewinnen das Ohr und die rechte Hand der Allmacht und rufen sicherlich unendliche Segnungen herab.“

Ein gelegentliches Interesse für die Christliche Wissenschaft reicht nicht aus, um uns in unserem Streben zu den göttlichen Höhen des Verständnisses zu führen, wo die Vollkommenheit des Menschen als des Kindes Gottes in unserem Bewußtsein aufgerichtet und in unserer täglichen Erfahrung demonstriert wird. Ein hingebungsvolles Studium der Bibel und des Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ ist unerläßlich, wenn wir das Verständnis erlangen wollen, das uns zu Gesundheit, Frieden und Erfolg führt, in der Demonstration des Lebens, der Wahrheit und der Liebe.

In unserem Bewußtsein sollte kein Raum sein für falsche Begriffe irgendwelcher Art, und insbesondere nicht für falsche Anschuldigungen gegen den von Gott erschaffenen Menschen. Wir sollten stets danach streben, in jeder menschlichen Erfahrung die Lehren Christi Jesu zu befolgen. Er sagte (Matth. 7:1, 2): „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.“

Als ich vor einigen Jahren mit einem hervorragenden Arzt in meinem Büro eine geschäftliche Besprechung führte, war dieser der Ansicht, daß ich sofort ein Krankenhaus aufsuchen müsse, um etwas auf operativem Wege entfernen zu lassen, was von ihm als Hautkrebs bezeichnet wurde. Er machte lange Ausführungen über die Gefahr, die sich ergeben würde, wenn ich den Zustand unbeachtet ließe. Ich tat mein Bestes, Erörterungen über diesen Zustand zu vermeiden, den ich lange Zeit als harmlos angesehen hatte; doch jedesmal, wenn wir uns an den darauffolgenden Tagen trafen, hielt mir der Arzt einen eindringlichen Vortrag über die Schrecken der Krankheit. Die gestellte Diagnose beunruhigte mich keinen Augenblick, aber ich sah mich beständig gezwungen, über meinem Denken Wache zu halten, um nicht Ärger und Verdruß einzulassen.

Schließlich sagte ich dem Arzt, daß ich seine Freundschaft zu schätzen wisse, aber als Christlicher Wissenschafter nicht an das glaubte, was er mir erklärt hatte. Damit wurde das Thema sofort fallen gelassen, und danach verschwand der Fleck nach und nach, bis keine Spur von dem Zustand mehr zurückgeblieben war. So wurde durch mein Festhalten an den Lehren der Christlichen Wissenschaft nicht nur bewiesen, daß ich der Anschuldigung der Krankheit gegenüber unschuldig war, sondern ich hatte auch die Befriedigung, mich nicht eines verärgerten Denkens schuldig gemacht zu haben.

Es spielt keine Rolle, welche Anschuldigungen gegen einen Menschen erhoben werden mögen, sei es nun wegen Krankheit, Mangel, Unzulänglichkeit oder anderer unharmonischer Zustände — die falsche Anklage muß stets im Namen der Wahrheit scharf und bestimmt zurückgewiesen werden; denn es gibt nichts Wirkliches oder tatsächlich Bestehendes außer dem vollkommenen Gott und Seiner Widerspiegelung, dem vollkommenen Menschen. Wenn diese Tatsache verstanden wird und man beharrlich für sie eintritt, und wenn die irrigen Anschuldigungen im Einklang mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft zurückgewiesen werden, dann wird der Gerichtssaal der göttlichen Gerechtigkeit widerhallen von dem Urteilsspruch: „Nicht schuldig!“

In der zuvor erwähnten Allegorie sagt der Vorsitzende des Gerichts, indem er von dem Gerichtshof des göttlichen Geistes spricht (S. 442): „Dort wird der Mensch der Übertretung physischer Gesetze unschuldig befunden, weil es keine solchen Gesetze gibt. Unsre Statuten sind geistig, unsre Regierung ist göttlich.“

Wir sollten daher die sich hieraus ergebende Schlußfolgerung annehmen, daß wir uns stets der Tatsache bewußt sein müssen, daß Gott, das göttliche Prinzip, das den Menschen regiert, immerdar die heilige Vollkommenheit Seiner Schöpfung aufrechterhält, in welcher es keine Schuld gibt. Voller Vertrauen sollten wir immer wissen, daß der Mensch, in der Wissenschaft, ewiglich frei und unschuldig ist — niemals schuldig — vor dem Gerichtshof des Geistes.

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