„Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen.“ Mrs. Eddy gibt uns diese inspirierende und trostreiche Versicherung auf Seite 494 unseres Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit“. Aber haben wir nicht häufig das Empfinden gehabt, daß unsere Gebete nicht erhört wurden, und sind wir dann nicht leicht geneigt, zu bezweifeln, daß diese Verheißung auch für uns bestimmt ist? Wie können wir nun jenen Bewußtseinszustand erlangen, wo wir der göttlichen Liebe in allen Lebenslagen zuversichtlich vertrauen und ihr segensreiches Wirken durch die Überwindung von Leiden und Nöten erfahren?
Die Bibel erklärt (1. Joh. 4:16): „Gott ist Liebe.“ Und die, die Liebe üben, sind daher die Kinder Gottes. In dem Gebet für seine Jünger und für alle, die an ihn glauben würden, bat Jesus darum, „daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien“ (Joh. 17:21).
Wenn wir unsere untrennbare Verbundenheit mit dem Vater verstehen, dem alle Macht, alles Wirkungsvermögen und alle schöpferische Fähigkeit innewohnen, dann wissen wir, daß Gott, die göttliche Liebe, der Antrieb zu einem jeden guten Werk ist, und daß Seine Widerspiegelung, der Mensch, nichts aus sich selber tun kann. Wir können uns daher nicht unserer eigenen Güte oder unserer eigenen Werke rühmen, als wären diese unser eigenes Verdienst — was wir auch immer vollbringen mögen.
Die Sterblichen, die in selbstsüchtiger Weise danach trachten, Reichtum, Macht und Ansehen zu erlangen, glauben, daß der Mensch von Gott, der Quelle alles Guten und allen Segens, getrennt sei und daß sie in einem materiellen Weltall Gutes und Böses erleben. Doch wenn wir uns die Allheit Gottes und Seiner unendlichen geistigen Schöpfung vergegenwärtigen, so verstehen wir, daß die Sterblichen nur ein Fabeldasein haben. Ganz gewiß rührt alles Leiden, das die Menschen sich selbst auferlegt haben, von der Tatsache her, daß sie sich in ihrer Liebe für das eigene Ich und in ihrer Eitelkeit von Gott, der göttlichen Liebe, abgewandt haben. Wenn wir von Trübsal und Kummer frei werden wollen, müssen wir uns wieder zu Gott, unserem Vater, hinwenden. In Seiner Gegenwart kennen wir keinen Kummer, denn durch die göttliche Liebe empfangen wir nur Segen und reine Freude.
Wenn wir die Goldene Regel befolgen und den inneren Blick standhaft auf die Wahrheit gerichtet halten, wie sie uns in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird, auf Gott und Seine Idee, den vollkommenen Menschen, dann drücken wir ganz spontan Güte und Liebe zu unseren Mitmenschen aus, denn Güte und Liebe stehen in enger Beziehung zueinander. Wir sehen unsere Mitmenschen in dem rechten Licht, so wie Gott sie erschaffen hat. Geistige Wahrnehmung läßt die Vollkommenheit sowohl unserer eigenen Selbstheit als auch der der anderen in unserem Verständnis aufdämmern, und damit wird die Befreiung vom Bösen in all seinen Ausdrucksformen erreicht.
Sollten wir einen Verlust an materiellen Gütern oder an unserer Gesundheit erleiden, oder sollten wir uns in einer schwierigen Situation befinden, so können wir gelassen und im Frieden bleiben; denn es ist uns klar, daß Gott die göttliche Quelle allen Segens und aller Hilfe ist, und wir wissen, daß wir des Guten teilhaftig werden können. Die Christliche Wissenschaft hat uns gelehrt, uns von einer falschen Vorstellung vom Selbst zu trennen und unsere geistige Identität als Kind Gottes anzuerkennen, wie auch das göttliche Gemüt als unser einzig wirkliches Bewußtsein anzunehmen. Die göttliche Liebe ist das strahlende, glück- und lebenspendende Gemüt. Sie verleiht dem, der diese Liebe widerspiegelt, eine heilende Macht, und ihr Gesetz macht alles, was dem Guten unähnlich ist, zunichte und vertreibt so alle Furcht und Bedrängnis.
Wenn wir unser ganzes Wirken uneigennützig Gott und der Wohlfahrt der Menschheit weihen, dann befinden wir uns in Harmonie mit Ihm und wissen, daß wir in Seiner Liebe geborgen sind. Dann werden alle Dinge, ob groß oder klein, zu unserem Besten zusammenwirken. Unsere Arbeit geht müheloser vonstatten, und unsere Entscheidungen erfolgen spontaner und sicherer. Wenn wir auf die Stimme Gottes lauschen und der Führung der göttlichen Liebe folgen, so bekundet sich ihr segensreiches Wirken in unserer Erfahrung als eine wirksame und nie versagende Hilfe.
Mir war es einmal möglich, durch geistige Intuition und Inspiration die Lösung für eine schwierige Aufgabe zu finden und so eine drohende Notlage abzuwenden. In meinem Beruf als Ingenieur war ich zu der Zeit für die städtischen Wasserwerke verantwortlich. Eines Tages trat im Wasserwerk eine Störung ein; die elektrische Stromzuführung versagte, und die durch Elektromotoren angetriebenen Pumpen standen still, so daß die Wasserversorgung der Stadt abgeschnitten war. Die durch Dieselmotore angetriebene Reserve-Pumpanlage mußte sofort in Gang gesetzt werden.
Diese Anlage befand sich zufälligerweise gerade im Umbau, und um sie betriebsfertig zu machen, war es notwendig, zuerst eine neue Rohrleitung von dieser Pumpe nach der Hauptleitung zu legen. Das hatte in kürzester Zeit zu geschehen, da der Wasservorrat im Hochbehälter nur für eine beschränkte Frist ausreichte.
Das Problem schien unlösbar zu sein. Der Pumpenmeister erklärte, es sei unmöglich, das benötigte Material für diese Wasserleitung so schnell zu beschaffen, und daher sinnlos, überhaupt mit der Arbeit anzufangen. Durch die innere Stimme der göttlichen Liebe gedrängt, gab ich trotzdem Anweisung, die Verlegung sofort vorzunehmen und dabei das Material, das zur Hand war, zu benutzen. Zu unserer Überraschung hatten wir alles, was wir benötigten, bis wir mit den Rohren die Reservepumpe erreicht hatten; dann stellte sich heraus, daß wir ein Rohrstück von einer ganz bestimmten Länge brauchten. Ein solches Teil war nirgends aufzufinden.
Dennoch blieb ich fest in der Zuversicht und dem Vertrauen, daß die göttliche Liebe, die immergegenwärtig ist, auch stets wirksam ist, und mir kam der Gedanke, jemanden in den Keller des Pumpenhauses zu schicken und dort nachsehen zu lassen. Obwohl der Gedanke vom Standpunkt menschlichen Verstandes völlig unsinnig war, da in dem Keller keine Materialien aufbewahrt wurden, gehorchte ich dieser intuitiven Führung. Tatsächlich fand sich dort in einer unbenutzten Leitung ein Stück Rohr, das genau die passende Länge und den richtigen Durchmesser hatte. Sobald das Rohr installiert worden war, konnten die Pumpen wieder in Betrieb genommen werden, noch bevor sich ein Wassermangel in der Stadt bemerkbar gemacht hatte. Der Wasservorrat im Reservoir hatte vorgehalten, bis die Arbeiten erledigt waren.
Diese Erfahrung, wie auch andere ähnlicher Natur, haben mir bewiesen, daß die göttliche Liebe immer bereit ist, den menschlichen Nöten abzuhelfen und jeden berechtigten Wunsch zu erfüllen. Wir müssen uns daher der liebevollen Fürsorge Gottes würdig erweisen und für sie empfänglich sein. Eben in dem Maße, wie wir die göttliche Liebe zum Ausdruck bringen, wird die Liebe durch uns und für uns wirken. Je mehr wir in liebevollem Dienst für andere geben, um so mehr wird der Strom der Liebe auch für uns fließen; denn in dem Maße, wie wir geben, werden wir auch empfangen.
