„Wenn wir geduldig auf Gott harren und die Wahrheit in rechtschaffener Weise suchen, dann lenkt Er unsern Pfad.“ So schreibt Mrs. Eddy auf Seite 254 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“.
Auf Gott zu harren ist nicht etwa eine Haltung, die alles, was auf einen zukommt, als gottgesandt hinnimmt. Auf Gott zu harren heißt verstehen, daß die Macht des Guten immer und überall gegenwärtig ist. Es bedeutet eine wissenschaftliche gedankliche Wachsamkeit, die die Wirklichkeit, Gegenwart und Macht des Bösen leugnet. Auf Gott zu harren heißt, sich die Macht des Guten nutzbar zu machen, die allen zur Verfügung steht. Es ist die bewußte Erkenntnis, daß Gott, das Gute, niemandem etwas nimmt, niemanden übersieht und niemanden ausschließt, weil das Gute unparteiisch, allumfassend und immer wirksam ist. Das Gute versagt niemals, nimmt niemals ab und verändert sich niemals.
Die bloße Erklärung, daß Gott gut und daß der Mensch gottähnlich ist, stellt nicht das wissenschaftliche Harren auf Gott dar, wenn auch die Erklärung wahr ist. Aber sich der grundlegenden Einheit, Allheit, Allerhabenheit und Güte Gottes bewußt zu sein und von dieser Grundlage aus zu handeln und den Menschen als Seine Widerspiegelung zu sehen, untrennbar von Ihm, stellt das wissenschaftliche Harren auf Gott dar; es bedeutet, das Gute zu erkennen, zu erwarten und zu tun.
Die falschen Vorstellungen von Gott und die Unwissenheit von des Menschen Beziehung zu Ihm führen zu Krankheit, Unzufriedenheit, Sünde und Mangel. Es ist notwendig, den Glauben an mehr als einen Gott — daß das Böse Macht habe, das Gute zu begrenzen oder aufzuhalten — zurückzuweisen, um diese falschen Vorstellungen zu berichtigen. Wenn wir die Vollkommenheit und Vollständigkeit von Gott und dem Menschen beständig anerkennen, werden wir vor den Annahmen der Furcht und des Leidens beschützt und vor Fehlern bewahrt. Ein solches Anerkennen trägt dazu bei, Harmonie und Glück in unsere Erfahrung zu bringen.
Das Bewußtsein von der Wirklichkeit und Gegenwart des Guten ist die Grundlage für die Betätigung der Wissenschaft, die unser geliebter Meister Christus Jesus bewies und die unsere inspirierte Führerin Mrs. Eddy als „Christliche Wissenschaft“ bezeichnet hat. Jesus war sich stets der gegenwärtigen Wirklichkeit und Macht Gottes, des Guten, bewußt. Durch Wort und Beispiel zeigte er, daß er das Böse, ob es nun Sünde, Krankheit, Mangel oder Tod genannt wurde, für unwahr hielt. Da er die Gegenwart und Macht des Guten anerkannte und erwartete, befähigte ihn dies, voller Erbarmen und mit Autorität zu den Kranken, den Furchtsamen und sogar zu den sogenannten Toten zu sprechen. Durch dieses wissenschaftliche Harren auf Gott konnte er liebevoll und zuversichtlich befehlen: „Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim!“ (Matth. 9:6); „Fürchtet euch nicht!“ (Matth. 14:27); und: „Lazarus, komm heraus!“ (Joh. 11:43).
Als die Nachfolger Christi Jesu müssen wir so handeln wie er. Wenn wir scheinbar gefahrvollen, verwirrenden und hoffnungslosen Situationen gegenüberstehen, können auch wir auf Gott harren, indem wir das Gute anerkennen und erwarten und demgemäß handeln. Wie wir auf Gott harren müssen, erklärt Mrs. Eddy deutlich in ihrem Werk „Rückblick und Einblick“, wo sie sagt (S. 79): „Seid mäßig in Gedanken, Worten und Taten! Sanftmut und Mäßigkeit sind die in Weisheit gefaßten Edelsteine der Liebe. Bezähmt den ungemäßigten Eifer!, Lernet arbeiten und warten!‘“
Eine Christliche Wissenschafterin machte sich diese Regel des Auf-Gott-Harrens zunutze, als ihre Arbeit in einem Büro nicht anerkannt wurde und unbelohnt zu bleiben schien. Mit „ungemäßigtem Eifer“ verlangte sie mehr Geld und erhielt nur dies — eine zögernd bewilligte kleine Gehaltserhöhung. Unglücklich und enttäuscht war sie versucht, sich eine neue Stellung zu suchen. Mit Hilfe eines Ausübers der Christlichen Wissenschaft erkannte sie jedoch, wie sie die obige Regel anwenden konnte, und sie begann, ihre Gedanken in Übereinstimmung damit zu berichtigen. Sie erkannte klarer, daß der Mensch als Gottes Gleichnis unauflöslich mit Gott verbunden ist. Sie erkannte auch, daß sie darauf vertrauen konnte, daß ihr Arbeitgeber in seiner wahren Selbstheit gerecht und liebevoll war und von Gott regiert wurde.
Die Wissenschafterin entdeckte, daß sie „gut“ sein müßte — daß ihre Handlungen von Freundlichkeit, Nächstenliebe und Großzügigkeit bestimmt werden müßten. In ihrem Denken übte sie Geduld, Sanftmut und Mäßigkeit. Und wie sah dann das Ergebnis dieser Arbeit und dieses Harrens aus? Natürlich gut! Innerhalb einer Woche wurde ihr Gehalt erhöht und zwar rückwirkend; sie erhielt Gelegenheit, sich in einem weiteren Arbeitsfeld zu betätigen; und die Beziehungen zu ihrem Arbeitgeber besserten und festigten sich. Es war nicht nötig gewesen, ihre Stellung oder ihren Arbeitgeber zu wechseln, um Enttäuschung, Unzufriedenheit, Groll und Mangel zu heilen. Richtiges Denken vollbrachte die Heilung.
Die Erkenntnis, daß in Wirklichkeit jede Idee von Gott, dem Guten, regiert wird, verleiht uns den Mut, das Rechte zu tun. Das Wichtigste dabei ist, falsche Gedanken über uns selbst und andere gegen rechte Gedanken auszutauschen.
Unsere Entscheidungen und Handlungen werden den Wandel in unserem Denken widerspiegeln; und gute Resultate werden dem berichtigten Denken und Handeln entsprechen.
In Gehorsam gegen Gott, das Gute, müssen Mut, Geduld, Sanftmut, und die Erwartung des Guten zum Ausdruck gebracht werden. Das bedeutet, daß wir zu Hause oder im Büro unseren Aufgaben stets mit freundlicher Miene, unermüdlichem Eifer und unverminderter Begeisterung nachkommen. Unsere Arbeit ist es, Gottes Intelligenz und Liebe zum Ausdruck zu bringen und unsere Fähigkeiten mit selbstloser Rücksichtnahme auf unseren Nächsten anzuwenden. Dieses wissenschaftliche, tätige Harren auf Gott bringt Freude, Zufriedenheit und Fortschritt mit sich, die sich nicht nach menschlichem Vorwärtskommen oder menschlicher Belohnung bemessen lassen.
Ein jeder kann fortwährend und in wissenschaftlicher Weise auf Gott harren. Hier und jetzt können wir wissen, daß der Mensch gottähnlich, gut, liebevoll und intelligent ist. Von der Grundlage dieses Verständnisses aus können wir denken und handeln. Wenn wir so auf Gott harren, erwarten und erfahren wir ganz natürlich gute Gesundheit, Erfolg in unserer Arbeit und glückliche, menschliche Beziehungen. Der Verfasser des Hebräerbriefes ermahnt uns (10:35, 36): „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget.“