Ist das Gebet wirksam? Hat das, was wir uns von Gott und Seiner vollkommenen Schöpfung vergegenwärtigen, einen segensreichen Einfluß auf die Menschheit? Die Christliche Wissenschaft gibt auf beide Fragen eine bejahende Antwort.
Auf Seite 210 ihres Buches „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ gibt Mrs. Eddy den Christlichen Wissenschaftern den Rat, ihr Denken nur mit dem, was gut ist, erfüllt zu halten — mit der Wahrheit und der Liebe. Dann erklärt sie: „Gute Gedanken sind eine undurchdringliche Schutzwehr; seid ihr damit ausgerüstet, so seid ihr gegen die Angriffe des Irrtums jeder Art vollständig geschützt. Und nicht allein seid ihr geborgen, sondern auch alle, auf denen eure Gedanken ruhen, werden dadurch gesegnet.“
Den meisten Menschen, zumindest denjenigen, die an das Höchste Wesen glauben, ist eine innere Überzeugung eigen, daß das Gebet gewöhnlich eine bessernde Wirkung hat. Wie sie im einzelnen beten müssen, und warum das Gebet segenbringend ist, mag ihnen nicht so klar sein. Doch in jedem Herzen gibt es eine Fähigkeit, das Gebet zu erfassen und es anzuwenden. Das höchste Gebet entfaltet sich aus unserem aufrichtigen Verlangen, nach dem zu streben, was gut, geistig, rein und wahr ist. Ein Mensch, der von solch einem Verlangen beseelt ist, ist Gott, dem Urquell alles Guten, sehr nahe.
Wahres Gebet schließt ein, Gott als den Vater-Mutter aller zu erkennen. Es heißt, Gott als immer gegenwärtig und allwissend, als das unendliche Gute, den Allmächtigen, zu verstehen, der Seiner Schöpfung nur Vollkommenheit, Harmonie und ewiges Leben verleiht. Es heißt, den Menschen nicht als ein körperliches Wesen anzusehen, sondern ihn als das vollkommene, geistige Bild und Gleichnis Gottes zu erkennen. Es heißt zu verstehen, daß der Mensch völlig getrennt von der Illusion existiert, daß er ein der Krankheit, der Sünde und dem Tode unterworfener Sterblicher sei. Es heißt zu erkennen, daß der Mensch niemals etwas mit der Materie, dem sterblichen Irrtum, mit Krankheit und Unheil zu tun gehabt hat.
Von Zeit zu Zeit werden Berichte von bevorstehendem Unheil über die das öffentliche Denken speisenden Nachrichtenkanäle verbreitet. Kann Beten in diesen Situationen helfen? Selbstverständlich, und jeder ernste Christliche Wissenschafter sollte getreulich seiner Verpflichtung nachkommen, denen, die in Gefahr schweben mögen, durch ernstes Gebet zu helfen.
Die Christlichen Wissenschafter verschließen ihre Augen nicht gegen Berichte von Unheil oder drohenden Gefahren. Sie betrachten es als ihre Pflicht der Menschheit gegenüber, denen, die in widrige Umstände verwickelt worden sind, eine vom Gebet getragene Unterstützung zukommen zu lassen, und — was ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger ist — ihr Teil beizutragen, um in diesen Umständen durch ihre Gebete eine Besserung zu bewirken.
Der Irrtum, den man ignoriert, ist nicht zerstört. Die einzige Fähigkeit des Irrtums, sich selbst Fortdauer zu verleihen, beruht auf unserem Versagen, ihm entgegenzutreten. Da der Irrtum keine Intelligenz besitzt, um seine Ansprüche zu unterstützen, lösen unsere Gebete, in denen wir die Allgegenwart und Allmacht Gottes, der göttlichen Intelligenz, des Gemüts, anerkennen, eine ungeheuer machtvolle Kraft zum Guten im menschlichen Denken aus.
Wenn es keine furchterfüllten, irrigen Gedanken gäbe, die der Gefahr ein Wirkungsvermögen verleihen, dann würde sich die Gefahr schnell in ihr Nichts auflösen. Ein furchtgeschwängertes Denken ermangelt der vollkommenen Fähigkeit, die nötig ist, um mit einer Gefahr fertig zu werden oder sie zu verhüten. Und in dem Maße, wie wir als Christliche Wissenschafter die Immergegenwart Gottes, des Gemüts, und die ewige Fortdauer jeder Idee Gottes erkennen, sind wir in gewissem Grade der Furcht und ihren Begleiterscheinungen entgegengetreten, die im allgemeinen sterblichen Bewußtsein wirken und natürlich auch im Bewußtsein derjenigen, die in schwierige Situationen verwickelt sind. Solch ein vom Gebet getragenes Denken hilft denen, die sich in Gefahr befinden, ihr Denken zu läutern, so daß sie die intelligente Handlungsweise erkennen können, die sie ergreifen müssen, um das umzukehren, was für den materiellen Sinn unvermeidlich erscheint.
Wir müssen stets erkennen, daß nur das eine Gemüt seine Schöpfung beherrscht. Die göttliche Liebe umschließt und regiert alles wirkliche Sein. Jede Idee Gottes ist notwendigerweise ewig und schwebt nie in Gefahr; denn in Gott, dem Geist, gibt es keinen gefahrvollen Zustand.
Der Christliche Wissenschafter, der seine fortdauernde Pflicht der Menschheit gegenüber erkennt, sollte in Zeiten der angekündigten Gefahr sein eigenes Denken von dem Bild der Gefahr frei machen. Er sollte alle Ideen Gottes als sicher im Gemüt, der Liebe, weilend erkennen und so dazu beitragen, aus dem allgemeinen Bewußtsein der Menschen ein furchterfülltes Element auszumerzen, das Gefahren heraufbeschwört.
In dem Verhältnis, wie die Christlichen Wissenschafter ihre Verpflichtungen der Menschheit gegenüber ernst nehmen, werden gefährliche Situationen immer weniger häufig auftreten, bis die ganze Masse der sterblichen Furcht mit der sie begleitenden krankhaften Neugierde zerstört ist, und es kein Böses mehr gibt, das die Menschheit peinigen könnte. Die Christlichen Wissenschafter haben sich in den Dienst dieses Zieles gestellt.
Der Psalmist erklärt voller Zuversicht (Ps. 46:2): „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.“ Um in Zeiten der Trübsal oder drohender Gefahr Gottes Schutz erlangen zu können, sei es nun Schutz vor Unfällen oder anderer Disharmonie, müssen wir Gott verstehen und in Seiner Gegenwart verweilen. Wie? Dadurch, daß wir Ihn als die einzige und ewige Macht und Gegenwart anerkennen und verstehen, daß unsere wahre Selbstheit sowie auch die Selbstheit aller Menschen in Wirklichkeit in Gottes Fürsorge eingeschlossen ist.
Als Christus Jesus sich von einer wütenden Menge bedroht sah, bewies er seine absolut unbesiegbare Beschirmung vor Zerstörung, indem er unbeschadet mitten durch die ihn verfolgenden Menschen hindurchschritt. Der Meister gab uns das wirksame Heilmittel für jede Bedrohung. Er faßte es verschiedentlich in Worte. Er wiederholte es in der Bergpredigt. Er demonstrierte es durch seine Heilungswerke.
Diejenigen, die das Gesetz Gottes, des Guten, befolgen, erlangen das Bewußtsein wahrer Sicherheit vor allem Schaden. In dem Maße, wie wir unser Denken vergeistigen, empfangen wir den Segen eines harmonischen, sicheren Lebens, und die Menschheit empfindet die Segnungen unseres selbstlosen, vom Gebet getragenen Denkens und Erkennens.
Die Christliche Wissenschaft weist darauf hin, daß Disharmonie, Krankheit und Unheil durch fehlerhaftes Denken verursacht werden — durch sündige, sterbliche, furchtsame oder unwissende Gedanken. Sie lehrt diejenigen, die bereit sind zu lernen, wie sie ihr Leben harmonischer gestalten können, indem sie Sünde durch Reinheit, Furcht durch die göttliche Liebe, und Unwissenheit durch Weisheit und geistiges Verständnis überwinden.
Diejenigen, die die Berührung der Christus-Wahrheit empfinden, wie sie in der Christlichen Wissenschaft dargeboten wird, haben das selbstlose Verlangen, anderen zu helfen. Und die Ausführung dieses Vorhabens wird möglich, indem wir uns individuell unserer Pflicht als Christlicher Wissenschafter weihen.
In einer kurzen Erklärung bringt Mrs. Eddy dem ernsten, hingebungsvollen Anhänger der Christlichen Wissenschaft seine fortdauernde Verpflichtung zum Bewußtsein. Sie sagt im Handbuch Der Mutterkirche (Art. VIII, Abschn. 6): „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, sich täglich gegen aggressive mentale Suggestion zu schützen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen.“
