Aus dem Bericht der Bibel geht hervor, daß Christus Jesus nicht darauf drang, daß die Menschen sich mit der Armut abfinden sollten. Die Fälle, in denen der Bedarf an Nahrung und Versorgung befriedigt wurde, deuten alle darauf hin, daß Jesus seine Macht über den Mangel in demselben Maße bewies wie über andere Formen des Bösen.
Diese Macht und Herrschaft, die auf der untrennbaren Verbundenheit des Menschen mit Gott, dem Guten, beruht, ist die frohe Botschaft, die die Christliche Wissenschaft diesem Zeitalter verkündet. Diese Wissenschaft lehrt, daß der wirkliche Mensch und das wirkliche Weltall völlig geistig sind und daß ihr Ausdruck, ihre Erhaltung und ihre Wesenheit nicht von der Materie abhängen.
Mrs. Eddy gibt im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 591) die folgende Definition vom Menschen: „Mensch. Die zusammengesetzte Idee des unendlichen Geistes; das geistige Bild und Gleichnis Gottes; die volle Darstellung des Gemüts.“
Da der Mensch das Gleichnis des unendlichen Gottes ist, kann ihm nichts mangeln. Er braucht nichts zu erwerben oder zu sich hinzuzufügen, um sich wohl zu fühlen. Da Gott die ewige Quelle des Guten ist, ist die Versorgung des Menschen geistig, immer zur Hand, reichlich und befriedigend.
Die Versorgung hängt nicht von Personen ab. Sie kann weder durch materielle Geschehnisse verlorengehen, noch muß sie mühsam verdient, ängstlich aufgespeichert und widerstrebend gebraucht werden. Diese geistige Versorgung besteht nicht aus Geld, sondern aus göttlichen Ideen. Die Wahrheit von der Gotteskindschaft des Menschen, die Jesus so liebevoll in dem Gleichnis vom verlorenen Sohn erklärte, wird durch die Worte des Vaters an den ältesten Sohn veranschaulicht (Luk. 15:31): „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.“
Geistige Versorgung ist jedoch nicht etwas Abstraktes, auch ist sie nicht ohne sichtbare Kundwerdung. Wie zu Jesu Zeiten folgt auch heute der verständnisvollen Anwendung der Wahrheit die praktische Kundwerdung in einer Form, die dem Bedürfnis des individuellen Menschen entspricht.
Ebenso wie unsere klare Erkenntnis von der wahren Vollständigkeit und Reinheit des Menschen als des Ebenbildes Gottes Krankheit auslöscht und die Gesundheit wiederherstellt, so wird auch die Fülle in unserem Leben sichtbar in dem Maße, wie wir unsere wahren Reichtümer als geistig und unzerstörbar erkennen und unsere falschen Vorstellungen fallen lassen.
Die Neigung, uns auszumalen, in welcher Form dieses Gute sich zeigen wird, ist eine Versuchung, der wir widerstehen müssen. Eine solche Neigung verrät unsere Unfähigkeit, die Versorgung als wahrhaft geistig zu erkennen. Jesu Bedürfnisse wurden auf mannigfache Weise befriedigt; er fand sogar die für die Steuer zu entrichtende Münze im Maul eines Fisches. Es mag sein, daß unsere Bedürfnisse auf ganz logische Weise befriedigt werden, aber unsere Erwartung auf irgendeine materielle Versorgungsquelle zu begrenzen würde bedeuten, die unendlichen Hilfsquellen des göttlichen Gemüts zu bezweifeln. Es ist auch bemerkenswert, daß bei manchen Gelegenheiten, wie sie in der Bibel aufgezeichnet sind, die Bedürfnisse nicht dadurch befriedigt wurden, daß sich eine zusätzliche Versorgung aus anderen Quellen zeigte, sondern durch die Fülle der verfügbaren Versorgung, die zuerst völlig unzureichend erschienen war. Der Ölkrug, dem es nie mangelte, und die Speisung der Menge sind Beispiele, die von jedem Bibelkenner sehr geschätzt werden. (Siehe 1. Kön. 17:10–16 und Matth. 14:15–21.)
Ein Beispiel dieser Art — eine Erfahrung aus der heutigen Zeit — ist für die Verfasserin jahrelang eine Inspiration gewesen. Während einer Geschäftsdepression war das Einkommen der Familie mehrere Monate lang durch Arbeitslosigkeit zu einem Drittel des normalen, bescheidenen Betrags herabgesunken.
Es schien, als könnte die kleine, zur Verfügung stehende Summe unmöglich auch nur die notwendigsten Ausgaben decken, aber die Familie hatte keine Furcht, da sie schon früher erfahren hatte, daß Gott fähig und bereit ist, für die Bedürfnisse Seiner Kinder zu sorgen. Statt dessen empfanden sie Dankbarkeit dafür, daß sie — bedingt durch die Arbeitslosigkeit — mehr als bisher Gelegenheit hatten, die Christliche Wissenschaft zu studieren.
Als die Wochen vergingen, kam kein Gefühl des Mangels auf, obwohl die Mahlzeiten einfach waren und man anspruchslosen Tätigkeiten nachging. Es schien, als sei die Familie aus eigener Wahl von dieser Lebensweise angezogen worden, und niemand vermißte irgendwelchen Luxus. So brachten zum Beispiel das Vorlesen aus einem Buch und eine bessere Bekanntschaft mit dem eigenen Gemeinwesen befriedigende Erholung.
Als die Zeit der monatelang andauernden Arbeitslosigkeit vorbei und aller Bedarf mit dem scheinbar kleinen Einkommen gedeckt worden war, hatte die Familie keine Schulden, obwohl sie keine zusätzlichen Geldmittel erhalten hatte. Doch statt eine Erinnerung an eine Zeit des Mangels und der Angst zurückzubehalten, denkt die Familie an diese Erfahrung zurück als an eine ausgesprochen glückliche Zeit.
Manchmal ist eine lang andauernde Erscheinung des Mangels die äußere Kundwerdung eines Charakterfehlers — wie Eigenliebe, Eigenwille oder Mangel an Lauterkeit —, der berichtigt werden muß, ehe die Fülle sichtbar werden kann. Unüberlegt handeln und erklären: „Der Herr wird schon dafür sorgen“, und dann erwarten, daß Gott uns von unseren Fehlern befreit, ohne daß wir durch rechtes Denken und Handeln selbst dazu beitragen — eine solche Einstellung hat nichts mit der Christlichen Wissenschaft zu tun. Unsere Führerin sagt uns im Lehrbuch (S. 448): „Rechttun ist Christliche Wissenschaft, und nichts Geringeres als Rechttun hat Anspruch auf diesen Namen.“
Im Handbuch Der Mutterkirche von Mrs. Eddy finden wir folgende Satzung (Art. XXIV, Abschn. 5): „Gott fordert, daß Weisheit, Sparsamkeit und brüderliche Liebe alle Handlungen der Mitglieder Der Mutterkirche, Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, kennzeichne.“ Wir haben zum Beispiel nicht das Recht, uns in Wünschen nach Luxus zu ergehen, den wir uns unter den derzeitigen Umständen nicht leisten können, oder für eigene Zwecke Geld zurückzubehalten, das wir rechtmäßig jemandem schulden. Wenn wir unsere Handlungen mit Gott, dem göttlichen Prinzip, in Einklang bringen, empfangen wir große Segnungen, und jede Furcht vor Verlust wird überwunden.
Ein weiterer hinterlistiger Irrtum, der manchmal unseren Weg versperrt, ist eine Gewohnheit, Zuwendungen für die Kirche nur kärglich zu geben. Die freudige Bereitschaft, einen angemessenen Teil unserer Verantwortung für die finanzielle Unterstützung der Kirche zu übernehmen, bezeugt unsere Dankbarkeit für all das Gute, das die Christliche Wissenschaft in unser Leben gebracht hat. Keine andere Handlungsweise zeigt klarer, daß wir etwas von der Natur der wahren Substanz erkannt haben.
Viele Christliche Wissenschafter haben erfahren, daß das Aufdecken und Berichtigen dieses Mangels an Anerkennung gegenüber der Kirche sie dazu geführt hat, die Fülle zu erleben und dadurch die Worte des Maleachi zu beweise (Mal. 3:10): „Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf daß in meinem Hause Speise sei, und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“
Laßt uns das Evangelium oder die frohe Botschaft, die Jesus predigte, annehmen, und laßt uns mit der lebhaften Erwartung des Bartimäus, den er von Blindheit heilte, unser reiches Erbe als Kinder Gottes beanspruchen.