„Guten Morgen. Ein herrlicher Tag heute, nicht wahr?“ Diese Begrüßungsworte sind kennzeichnend für ein mit beglückender Freude erfülltes Bewußtsein und zeigen an, daß einer gegenwärtig zufrieden ist mit seiner individuellen Umgebung.
Der Zustand der Atmosphäre, der Wetter genannt wird, ist ein Thema von allgemeinem Interesse, weil das Wetter uns alle in der einen oder anderen Weise zu beeinflussen scheint, unsere Pläne und Absichten, unsere Wünsche und Tätigkeiten — ob wir nun die meiste Zeit innerhalb des Hauses oder im Freien verbringen. Wir brauchen eine Atmosphäre, die harmonisch ist und unser Wohlbefinden fördert, und mit Hilfe unseres Verständnisses von der liebevollen Fürsorge Gottes für Seine Schöpfung können wir eine solche Atmosphäre haben.
Die Christliche Wissenschaft lehrt die geistige und mentale Natur aller Dinge. Sie lehrt, daß alle Wirklichkeit in der Wahrheit, im Gemüt, ist; daß Gott und Sein mit Ihm übereinstimmendes Universum geistiger Ideen alles ausmachen, was wirklich existiert. Sie lehrt ferner, daß Gott, das Gemüt, völlig gut ist, ewiglich rein und vollständig harmonisch. Da Gott der Urquell alles dessen ist, was wirklich existiert, so ergibt sich daraus ganz natürlich, daß alles wahrhaft Bestehende gut sein muß wie sein Urquell.
Die Atmosphäre, völlig gedanklich und getrennt von den Vorstellungen der Körperlichkeit, stellt in Wirklichkeit die Atmosphäre der Seele dar und muß daher völlig gut, harmonisch und gesund sein. Der Mensch, der Ausdruck der Seele, weilt in der Atmosphäre des Geistes. Er lebt sicher und geborgen auf Grund seiner immerwährenden und untrennbaren Beziehung zu Gott.
Wissenschaftlich gesprochen stellt der geistige Begriff von etwas, den richtigen Begriff dar. Der wirkliche Mensch lebt in Gott, dem Geist, und hat sein Dasein in Ihm. Dies ist der richtige Begriff, die Wahrheit des Seins. In dem Maße, wie der einzelne diese Wahrheit erkennt und sie in seiner menschlichen Erfahrung verwirklicht, übt er seine gottgegebene Herrschaft über seine Umgebung aus und folglich weiß er sich von einer Atmosphäre und einem Wetter umgeben, die harmonisch und normal sind. Die Christliche Wissenschaft identifiziert die zerstörerischen Elemente der Atmosphäre der Erde wie Stürme, Blitze und übermäßige Hitze und Kälte als die Erscheinungsformen des sogenannten sterblichen Gemüts. Sie stellen mutmaßliche Schöpfungen dar, die Irrtümern entstammen — zum Beispiel spiel verborgenen Befürchtungen und sterblichen, materiellen Leidenschaften. Da diese irrigen Denkweisen unwirklich und illusorisch sind — trügerische Nachahmungen des Göttlichen — können sie durch rechtes Denken berichtigt werden, durch die Läuterung und Vergeistigung des menschlichen Denkens.
Vor einigen Jahren machte ich eine Geschäftsreise und kam im Morgengrauen an meinem Bestimmungsort an. Ich ging in mein Hotel und hatte mir vorgenommen, etwa bis zum Mittag zu schlafen; dann hatte ich eine Verabredung mit einem Freund in der Stadt. Um 9 Uhr rief mich mein Freund an, um mich zu warnen, unter keinen Umständen das Hotel zu verlassen, weil sich ein Hurrikan mit großer Geschwindigkeit der Stadt nähere und schwere Verwüstungen anrichte. Die örtliche Rundfunkstation gebe ständig Sturmwarnungen. Er sagte, er würde mich später wieder anrufen, um einen anderen Zeitpunkt für die Besprechung zu verabreden.
Ich war nie in einem Wirbelsturm gewesen, und so war ich recht neugierig. Ich ging zum Fenster in der Absicht, die Jalousie hochzuziehen, weil ich hinausschauen wollte und es in meinem Zimmer dunkel war. Aber die Jalousie war schon hochgezogen und draußen war es schwarz wie die Nacht. Ich zögerte einen Augenblick und wußte nicht recht, was ich tun sollte. Plötzlich kam mir der folgende Gedanke: Erkenne die Wahrheit! Ich war so überrascht, daß ich aufgerüttelt wurde. Doch welche Wahrheit sollte ich erkennen? War nicht ein Sturm etwas, das in den Plan der Natur gehörte? Wer war ich, um zu versuchen, die Ordnung der Dinge umzustoßen?
Dann erkannte ich klar, daß allein das Gute Daseinsberechtigung hat und daß es eingeschlossen ist in Gottes allumfassenden Plan. Zerstörung und Unheil, übermäßige Winde und Regenfälle, abnorme Hitze und Kälte stehen nicht im Einklang mit Gottes Ordnung der Dinge. Nicht ein einziges Mal kam mir der Gedanke, daß das Gesetz Gottes, wenn es verstanden und richtig angewandt wird, nicht die Macht besitzen würde, in harmonischer Weise jegliche Aufeinanderfolge irriger Umstände zu berichtigen, die für den Augenblick und für den menschlichen Sinn vorzuherrschen schienen. Ich erkannte, daß ich in Übereinstimmung mit Seinem Gesetz nur mein individuelles Denken zu läutern, mir nur der Wahrheit des Seins bewußt zu sein brauchte, um Harmonie zu erfahren.
Ich öffnete mein Denken dem Christus, der göttlichen Idee Gottes, und war bereit, seine Weisungen zu empfangen. Zu meiner Überraschung kam mir der Gedanke, die Wahrheit von der vollkommenen Beziehung des Menschen zu Gott zu erkennen und die Ansichten des sterblichen Gemüts zu berichtigen, daß der Mensch weniger sein könne als die vollkommene Kundwerdung des Gemüts oder daß die geistigen Beziehungen der Ideen untereinander der Enttäuschung unterworfen oder voller Furcht und Zwietracht sein könnten.
Der Sturm schien physisch zu sein, aber das Problem war, wie mir enthüllt wurde, rein mental. Da der Geist stets seine Schöpfung regiert, brauchte ich daher nur meine geistige Arbeit fortzusetzen, um das Problem zu lösen, so wie es für mich zu bestehen schien — ich mußte meinen Glauben an diesen Orkan heilen.
Gehorsam begann ich mein Denken zu erweitern, es mit Gedanken über Gott und den Menschen — Sein geliebtes Kind — zu erfüllen. Ich vergegenwärtigte mir, daß Gott das eine und einzige Gemüt des Menschen ist. Er ist der allerhabene und all-liebende Vater-Mutter Gott, die eine unendliche Intelligenz, das allgegenwärtige und allmächtige Prinzip, die einzige Macht. Ich anerkannte, daß Gott jede Seiner Ideen liebt und für jede Seiner Ideen sorgt; daß der wirkliche Mensch der Ausdruck der Liebe ist, ungeachtet dessen, was die sterbliche Vorstellung auch versuchen mochte, als Gegenbeweis anzuführen. Ich hielt standhaft fest an der Tatsache, daß die ursprünglichen Eigenschaften des göttlichen Gemüts von dem Gottesmenschen zum Ausdruck gebracht werden, und dazu gehörten Liebe, Verständnis und eine echte Wertschätzung der individuellen und klar ausgeprägten Natur jeder Seiner geistigen Ideen.
Mein Denken wurde ruhig, friedevoll und freudig. Ich fühlte mich befriedigt und war dankbar für die wunderbaren Wahrheiten, die mein Bewußtsein durchfluteten. Da ich nun kein weiteres Interesse für den Sturm hatte, legte ich mich wieder schlafen. Als ich erwachte, fühlte ich mich völlig erfrischt; die Sonne lachte durch mein Fenster, und ein wunderbar klarer blauer Himmel zeugte von der Ruhe und erhabenen Stille der äußeren Atmosphäre. Mein Freund rief mich gleich darauf an, und wir konnten unsere Vereinbarung wie ursprünglich geplant einhalten, ohne daß sich noch ein Anzeichen von dem Orkan oder seinen Auswirkungen gezeigt hätte.
Die Wahrheit hatte gesiegt! Mrs. Eddy erklärt (Vermischte Schriften, S. 374): „Über die Nebel der Sinne und die Stürme der Leidenschaft wird sich die Christliche Wissenschaft und ihre Kunst siegreich erheben. Unwissenheit, Neid und Haß, die ohnmächtigen Donner der Erde, berühren nicht ihre himmlischen Schwingen. Über beiden (Wissenschaft und Kunst) halten Engel singend Wache und ihr verkünden ihr Prinzip und ihre Idee.“
Wenn wir eine Irrtumsannahme handhaben, brauchen wir niemals das falsche sterbliche Denken oder die menschliche Handlungsweise eines anderen zu ändern, um selbst Harmonie und Vollständigkeit erfahren zu können. Wir müssen nur unser eigenes individuelles Denken in eine harmonische Beziehung zum göttlichen Gemüt bringen, dann werden wir das Gute erfahren, das unser himmlischer Vater immerdar offenbar werden läßt. Der Sturm kam in Form einer Suggestion von Disharmonie zu meinem individuellen Denken; er befand sich nicht außerhalb desselben oder getrennt von ihm. Daher konnte er an der Schwelle des Bewußtseins gehandhabt oder beherrscht werden, und zwar nicht als physisches Phänomen, sondern als eine falsche, materielle Vorstellung des sterblichen Gemüts.
Als ich die Inspiration des Geistes beherzigte, wurde ich dazu geführt, mein eigenes falsches Denken hinsichtlich des Menschen als eines Sterblichen zu berichtigen, der der Kritik und der Verdammung von seiten des Irrtums und dergleichen unterworfen ist, die — dem sterblichen Sinn gemäß — physische Offenbarwerdungen hervorzubringen scheinen, die als Sturm bezeichnet werden. Die wahren Gedanken des einen Gemüts, Gottes, erfüllten mein Bewußtsein mit der Wahrheit. Diese Gedanken des Guten fanden wiederum in meiner individuellen Erfahrung gegenständlichen Ausdruck in Form eines wunderbaren Sommertages und einer harmonischen Atmosphäre.
Wie erhebend ist es doch zu wissen, daß es in Wirklichkeit nur die Atmosphäre der Liebe gibt, die Atmosphäre der Seele, und daß wir durch die Nutzbarmachung der Macht der Liebe, die Gottes Mensch widerspiegelt, die Wetterbedingungen oder die Umstände, die mit der göttlichen Norm nicht vereinbar sind, umkehren oder berichtigen können! Wenn sich die Frage erhebt (Spr. 30:4): „Wer faßt den Wind in seine Hände? Wer bindet die Wasser in ein Kleid? Wer hat alle Enden der Welt gestellt? Wie heißt er? Und wie heißt sein Sohn? Weißt du das?“, so können wir mit Verständnis antworten: „Es ist der Herr“ und freudig verkünden, daß Seines Sohnes Name der Christus ist.