„Seid allezeit fröhlich.“ Dieser Ratschlag, den der Apostel Paulus den Thessalonichern (1. Thess. 5:16) gab, ist voll innerer Kraft. Bemühungen, die langsam und aufreibend schienen, werden beschwingter und leichter, wenn wir die Freude zum Grundton unserer täglichen Arbeit machen, und insbesondere, wenn wir dies gleich am Morgen tun, denn das sterbliche Gemüt hält uns im Laufe des Tages eine immer zunehmende Zahl von materiellen Bildern vor Augen, die unseren klaren Blick von der Wirklichkeit verdunkeln möchte und unser Wirken verlangsamen, wenn nicht gar lähmen.
Wenn ein Konzert stattfindet, stimmen die Musiker ihre Instrumente, ehe sie zu spielen beginnen. Was würde man denken, ja was wäre das Ergebnis, wollten sie mit dem Abstimmen warten, bis sie während des Konzertes feststellten, das ihre Instrumente nicht die richtige Tonlage haben? Aber ist es nicht genau das, was wir häufig tun? Wenn wir morgens, nachdem wir aufgewacht sind, als erstes die Lektionspredigt aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft studieren, so ist das ein sicheres Mittel, um uns in die Atmosphäre des Geistes zu versetzen und den segnenden Einfluß der Inspiration und Leitung der göttlichen Liebe auf unsere Tätigkeiten einwirken zu lassen.
Zuweilen bedauern wir, die Begeisterung verloren zu haben, die uns zu Beginn unseres Studiums der Christlichen Wissenschaft beseelte, und wir haben den berechtigten Wunsch, sie wiederzuerlangen und sie uns so lebendig und wirksam wie eh und je zu erhalten. Wir alle wissen, daß eine Arbeit, die mit Begeisterung und Freude getan wird, fruchtbringend ist.
Das Gefühl der Trägheit, das wir zuweilen beim Aufwachen empfinden, kann häufig auf die Gedanken zurückgeführt werden, die uns beschäftigten, als wir einschliefen. Es ist nie gut, wenn wir mit einem Bewußtsein einschlafen, das erfüllt ist mit Sorgen über tägliche Kleinigkeiten oder das sich auf Traurigkeit, Groll und die Furcht vor dem Morgen richtet. Wenn wir das tun, so schlafen wir ein in der „Nebelhaftigkeit des sterblichen Denkens“; in der „Müdigkeit des sterblichen Gemüts“ und „verdunkelten Anschauungen“, um Mrs. Eddys Definition der materiellen Bedeutung des Wortes „Abend“ zu gebrauchen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 586). Das ist natürlich eine schlechte Vorbereitung auf den kommenden Morgen.
Wir sollten uns die Zeit nehmen, um ein kristallklares Bewußtsein von der einen göttlichen Gegenwart und Macht zu pflegen, ein Bewußtsein von jener unendlichen Harmonie, die weder Zwietracht noch Unordnung kennt. Laßt uns verharren in diesem Bewußtsein der Wahrheit, „unter dem Schirm des Höchsten“ (Ps. 91:1); dann wird die Nacht für uns die Bedeutung von „Frieden und Ruhe“ annehmen, die Definition, die in „Wissenschaft und Gesundheit“ als die geistige Bedeutung des Wortes „Abend“ gegeben wird.
Wenn wir uns schlafen legen in dem vollen Bewußtsein der ununterbrochenen Regierung der göttlichen Liebe, dann wird unser Erwachen munter und freudig sein. Dann wird der anbrechende Tag tatsächlich die Bestimmung erfüllen, die in dem folgenden Teil der Definition von „Tag“ angedeutet wird (ebd., S. 584): „Der Strahlenglanz des Lebens; Licht, die geistige Idee der Wahrheit und Liebe.“
Angetan mit der Gewißheit, daß eine geistige Idee nichts als das Gute in sich schließen kann, werden wir uns keine Sorgen machen um irgend etwas, das der neue Tag uns bringen mag. Wir werden an alles, was sich ereignet, an jede Aufgabe, mit der freudigen Gewißheit herangehen, daß wir darin nur eine freudige Gelegenheit finden werden, die Allheit des Guten zu beweisen. Und wir werden imstande sein, dies ohne Zweifel zu tun, ohne Furcht, ohne Zögern und ohne ein Gefühl der Erschöpfung.
Wenn wir die Lektionspredigt in diesem Geist freudiger Erwartung studieren, werden ihre geistigen Botschaften für uns viel erleuchtender und fruchtbringender sein. Diese Botschaften helfen uns, die Wahrheit zu beweisen, die in der weiteren Definition von „Tag“ zum Ausdruck kommt: „Die Dinge der Zeit und des Sinnes verschwinden in der Erleuchtung des geistigen Verständnisses, und Gemüt bemißt die Zeit nach dem Guten, das sich entfaltet.“
Wenn wir nun jeden Tag erwachen, laßt uns zusammen mit den Morgensternen ein Lied der Freude singen, wie das, auf das im Buch Hiob Bezug genommen wird (38:7): „Da. .. die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes.“ Laßt uns durch das folgende Lied unsere unzerstörbare Einheit mit Gott verherrlichen (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 317):
Mit Dir, mit Dir im Glanz der Morgenröte !
Schon flieh’n die Schatten, Vögel singen hier;
Kein Morgen ist so schön, kein Tag so lieblich,
Als wenn’s im Herzen singt: Ich bin bei Dir.
Auf diese Weise wird die tröstende Verheißung, die uns Jesus gab, in Erfüllung gehen (Joh. 15:11): „Solches rede ich zu euch, auf daß meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.“