Im Alten Testament lesen wir (3. Mose 19: 1, 2): „Und der Herr redete mit Mose und sprach: Rede mit der ganzen Gemeinde der Kinder Israel und sprich zu ihnen: Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott.“ Wenn man diese Erklärung Gottes an die Kinder Israel im Licht der Christlichen Wissenschaft studiert, so stellt sie ein inspirierende und machtvolle Bekräftigung des göttlichen Gesetzes und eine Grundlage für das christlich-wissenschaftliche Heilen dar, das durch Gehorsam gegen das Gesetz Gottes bewirkt wird.
„Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott.“ Hier wird in der Tat die geistige Wahrheit ausgedrückt, daß Gottes Heiligkeit die Heiligkeit des Menschen gewährleistet. Es kann keinen Zweifel darüber geben: weil Gott heilig ist, bleibt dem Menschen, dem von Gott erschaffenen Menschen, keine Wahl; er selbst muß — im Gehorsam gegen Gott — heilig sein, die vollkommene Wirkung einer vollkommenen Ursache. Gibt es irgend jemanden, der Zweifel hegen könnte, daß Gott die einzige Ursache ist? Nein, sicherlich nicht, wenn er wahrhaft versteht, daß Gott allmächtig ist, denn es kann nur einen Allmächtigen geben!
Alles, was auf einen anderen Schöpfer oder eine andere Macht hinzudeuten scheint, ist eine Lüge, eine Illusion der materiellen Sinne — ein Gespenst der Annahme! Geradeso wie wir aufgehört haben an Gespenster zu glauben, so werden wir eines Tages aufhören an einen unheiligen oder materiellen Menschen oder an eine unheilige, von Gott getrennte Schöpfung zu glauben. Unsere verehrte Führerin Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 207): „Es gibt nur eine Grundursache. Daher kann es keine Wirkung aus irgendeiner andern Ursache geben, und es kann kein Wirklichkeit in irgend etwas geben, was nicht von dieser großen und einzigen Ursache herrührt.“
Menschlich gesprochen sind die Menschen weit davon entfernt, Gottes Heiligkeit zum Ausdruck zu bringen; aber ist das nicht auf ihre gesetzlose und unwissende Vorstellung vom Menschen zurückzuführen? Die materielle Vorstellung vom Menschen steht gewiß nicht im Einklang mit der Wahrheit des Seins, die in der Bibel und den Schriften Mrs. Eddys enthalten ist. In der Genesis lesen wir (1:27): „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.“ Der von Gott erschaffene Mensch ist geistig und vollkommen, wie Sein Ebenbild und Gleichnis dies notwendigerweise sein muß. Die oben zitierten Verse aus dem 3. Buch Mose wie auch das Gebot Christi Jesu (Matth. 5:48): „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist“, weisen darauf hin, daß wir eine falsche Auffassung von den Dingen — wie zum Beispiel eine materielle Schöpfung mit einem sterblichen Menschen als Schöpfer — nicht als wirklich annehmen sollen.
In der Heiligen Schrift finden wir, daß die materielle Vorstellung vom Menschen mit dem Nebel — einer unklaren Vorstellung — kam, was auf einen Mangel an Verständnis hinweist. Mrs. Eddy schreibt: „Wenn das sterbliche Gemüt wüßte, wie es besser sein könnte, dann würde es besser sein“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 186). In ihren Schriften zeigt unsere Führerin den Menschen, wie sie „besser sein“ können durch die verständnisvolle Anwendung der Wahrheit, wie sie in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird.
Die Verfasserin lernte als Kind, daß das Wort „heilig“ in der Christlichen Wissenschaft „geistig und vollkommen“ bedeutet — mit anderen Worten „vollständig“ in seiner tiefsten Bedeutung, einschließlich der Vorstellung von Gesundheit oder der Harmonie des Seins. Es ist interessant, daß die drei englischen Wörter „holy“, „health“ und „whole“ (heilig, Gesundheit und vollständig) von zwei nahe verwandten angelsächsischen Wörtern abgeleitet werden. Um heilig zu sein, muß der Mensch gewißlich vollständig und gesund sein; und im Gehorsam gegen das göttliche Gesetz ist der Mensch gerade dies !
Um die Beziehung von Gott und Mensch als der vollkommenen Ursache und der vollkommenen Wirkung in ihrer tiefsten Bedeutung zu verstehen, müssen wir zunächst ein Verständnis von dem Wesen Gottes erlangen. Nach andachtsvollem Forschen in der Heiligen Schrift und als Ergebnis der Offenbarung, die sie von Gott empfing, verfaßte Mrs. Eddy die vollständigste Definition von der Gottheit, die je gegeben worden ist. Diese Definition, die sich auf Seite 587 des Lehrbuches befindet, enthält sieben Synonyme für Gott: „Gott. Der große Ich Bin; der All-Wissende, All-Sehende, All-Wirkende, All-Weise, All-Liebende und Ewige; Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe; alle Substanz; Intelligenz.“ Jedes dieser sieben Synonyme, angefangen beim Prinzip, schließt all die übrigen Synonyme in sich und findet ausschließlich auf Gott Anwendung, dessen vollkommene Widerspiegelung der Mensch ist. Die Synonyme enthüllen die Natur und das Wesen Gottes und helfen uns auf diese Weise, die Attribute Gottes zu erfassen, die der Mensch durch Widerspiegelung besitzt. Da jedes der Synonyme alle übrigen in sich schließt, sind Gottes Attribute ihrem Wesen nach untrennbar.
Wenn wir zum Beispiel zu erkennen beginnen, daß die Liebe, die die göttliche Liebe widerspiegelt, die anderen Attribute Gottes zum Ausdruck bringt wie Intelligenz, Substantialität, Fortdauer, Freudigkeit, Stärke, Reinheit, Zärtlichkeit, Geistigkeit, Spontaneität und so weiter, dann erhaschen wir einen Lichtblick von dem wirklichen Wesen der Liebe. Welch eine fruchtbringende Erfahrung ist es doch, die Attribute Gottes auf diese Weise zu studieren und dann zu wissen, daß der zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffene Mensch nur diese gottähnlichen Eigenschaften widerspiegelt! Das bewußte Streben, nur gottähnliche Eigenschaften zu bekunden, erhöht uns, so daß wir uns über den Nebel der Sterblichkeit erheben. Dann hat selbst die menschliche Erfahrung an einem göttlicheren Wesen teil, und wir finden eine höhere Auffassung von Liebe darin bekundet.
Der zuvor erwähnte Abschnitt aus dem 3. Buch Mose ist häufig in den wöchentlichen Lektionspredigten aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft angeführt worden. In dem Bemühen, die erhabene und heilende Botschaft dieser Bibelverse klarer zu verstehen, machte die Verfasserin von den sieben Synonymen für Gott Gebrauch und wandte sie auf dieses göttliche Gebot an: „Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott.“ Eine ganze Reihe weiterer Attribute könnte noch mit eingeschlossen werden, doch sie folgerte auf diese Weise: Ihr sollt vollkommen und unzerstörbar sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin Prinzip. Ihr sollt intelligent und stark sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin Gemüt. Ihr sollt freudig und zufrieden sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin Seele. Ihr sollt geistig und rein sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin Geist. Ihr sollt todlos und ewig sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin Leben. Ihr sollt frei vom Irrtum sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin Wahrheit. Ihr sollt liebevoll, liebenswert und geliebt sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin Liebe.
Gottes Gebot bezieht sich nicht auf die Zukunft, sondern auf das ewige Jetzt. Durch den geistigen Sinn sagt dieses Gebot zu einem jeden einzelnen von uns: „Seid heilig, denn ihr spiegelt die Heiligkeit Gottes wider, ja, in der Tat den vollständigen Gott in jeder Eigenschaft.“ Darüber hinaus gibt uns das Gebot die Gewißheit, daß weder Sünde noch Krankheit, noch Tod zu dem geistigen, vollständigen Menschen gehören, der als die vollkommene Wirkung der einen vollkommenen Ursache stets Gehorsam gegen Gott bekundet. So können wir durch göttlichen Ratschluß jeden Anspruch des Irrtums austreiben und unser wahres Menschentum zum Ausdruck bringen.