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Das, was unseres Vaters ist

Aus der Februar 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die zum Nachdenken anregende und bedeutsame Antwort, die Christus Jesus im Alter von zwölf Jahren gab, als man ihn fand „im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte“, ist allen Bibelkennern vertraut (Luk. 2:46). Seine Mutter und Joseph hatten nach ihm gesucht, und als sie ihn fanden, sagte seine Mutter zu ihm: „Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“

Darauf erwiderte Jesus: „Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?“

Welch einen Schatz an geistiger Wahrnehmung und an geistigem Verständnis schloß diese Antwort ein! Er wollte damit sagen, und zwar ohne es an kindlichem Respekt oder kindlicher Liebe fehlen zu lassen, daß er sich bemüht hatte, die Forderungen seines himmlischen Vaters oder Gottes zu erfüllen. Die Forderungen Gottes zu erfüllen — das also betrachtete er als seine Aufgabe. Kann es da Wunder nehmen, daß er zunahm „an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“, wie die Bibel berichtet?

Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, macht in interessanter und vielsagender Weise von dem Wort „verlangen“ oder „fordern“ Gebrauch. Sie schreibt: „Gott verlangt unser ganzes Herz, und Er bietet auf den weiten Bahnen Der Mutterkirche allen ihren Mitgliedern genügend Gelegenheit zu pflichtgetreuer Betätigung“ (Handbuch Der Mutterkirche, Art. VIII, Abschn. 15).

Machen wir die Forderungen Gottes oder des Guten zu unserer täglichen Aufgabe? Erfüllen wir das Gesetz des Guten bei der Erledigung unserer täglichen Pflichten? Es gibt einen Platz, einen rechten Platz, für jede Idee in Gottes unendlichem Plan. Folglich wird ein jeder gebraucht, um diesen Plan zu demonstrieren, gleichviel auf welchem Gebiet seine Tätigkeit liegen oder welcher Art sein Geschäft oder sein Beruf sein mag. Und wir wollen daran denken, daß es keine Arbeit gibt, sei sie auch noch so unbedeutend, die nicht zur Ehre Gottes getan werden kann.

Wenn das sterbliche Gemüt uns glauben machen will, daß unsere Beschäftigung unwichtig oder wenig interessant sei, dann wollen wir diese Beschäftigung auf eine höhere Ebene heben und sie durch vermehrtes geistiges Wirken umwandeln, indem wir geduldiger, liebevoller, standhafter, dankbarer — kurz gesagt — christusähnlicher sind. Keine Arbeit braucht ein aufreibendes, ermüdendendes und nie endendes Mühen zu sein. Gott ist überall, und wir sollten uns darüber klar sein, daß ein Mensch, der seine wahre Tätigkeit im Gemüt erkennt, nicht an einem Platz oder in einer Situation festgehalten werden kann, über die er hinausgewachsen ist.

Wenn wir eine wichtige Arbeit zu tun haben, die hohe Anforderungen an uns stellt — Anforderungen, die augenscheinlich über unser Leistungsvermögen hinausgehen —, so ist das eine Aufforderung, uns unserer Aufgabe besser gewachsen zu wissen. Dann müssen wir uns die belehrenden Worte des Meisters wieder ins Gedächtnis zurückrufen: „Ich kann nichts von mir selber tun“ (Joh. 5:30). Unter solchen Umständen sollten wir um mehr Demut beten und uns in größerem Maße der Tatsache bewußt werden, daß es der himmlische Vater ist, der die Werke tut. Eine interessante Erfahrung, die ich selbst hatte und die ich hier berichten möchte, scheint mir das soeben Gesagte am besten zu veranschaulichen.

Vor einer ganzen Reihe von Jahren wollten mir die körperlichen Sinne einreden, daß ich durch meinen Beruf zu sehr in Anspruch genommen worden sei, daß ich mich in einem Zustand körperlicher Erschöpfung befände, ja, daß ich unbedingt der Ruhe bedürfe und möglichst für längere Zeit ausspannen müsse. Nachdem ich mit jemandem gesprochen hatte, der weit mehr von der Christlichen Wissenschaft wußte als ich zu der Zeit, entschloß ich mich, zwei oder drei Wochen im Sanatorium der Christlich-Wissenschaftlichen Wohltätigkeitsanstalt in Chestnut Hill, Massachusetts, zu verbringen.

Kurz nachdem ich den Raum, der mir zugewiesen worden war, betreten hatte, entdeckte ich ein kleines Faltblatt. Soweit ich mich erinnern kann, enthielt es eine kurze Darstellung der historischen Entwicklung des Sanatoriums, Angaben über Zeit und Ort der Gottesdienste, einige einfache Verhaltensregeln, um das höchste Gute für die größte Anzahl von Gästen sicherzustellen, und es schloß mit der gern angeführten Erklärung unserer geliebten Führerin Mrs. Eddy: „Seid guten Mutes; der Kampf mit dem Selbst ist gewaltig; er verlangt unsere ganze Kraft, doch das göttliche Prinzip wirkt mit uns — und durch Gehorsam wird die beharrliche Bemühung mit immerwährendem Sieg gekrönt“ (Vermischte Schriften, S. 118).

Dieses Zitat schien meine ganze Aufmerksamkeit zu fesseln: ich las es immer und immer wieder. Offen gesagt, brachte es mich zunächst in einen gewissen Konflikt. Ich hatte dieses Sanatorium aufgesucht, weil ich mich überanstrengt hatte, zumindest sagten dies die materiellen Sinne, und doch enthielt die Erklärung unserer Führerin die Worte: „Durch Gehorsam wird die beharrliche Bemühung mit immerwährendem Sieg gekrönt.“

Ich zweifelte nicht in meinem Herzen, daß Mrs. Eddy recht hatte, denn das hatte ich schon seit einer Reihe von Jahren bestätigt gefunden. Es war auch klar, daß jetzt die Zeit für mich gekommen war, auf das göttliche Gemüt zu schauen, um Licht und Inspiration zu empfangen; und diese Inspiration kam auch, wie es immer der Fall ist, wenn wir uns von ganzem Herzen an den himmlischen Vater wenden.

Ich erkannte, daß ich sowohl ein falsches Verantwortungsgefühl wie auch Stolz beherbergt hatte. In dem Maße, wie ich dieses falsche Verantwortungsgefühl gegen mehr Demut austauschte und jegliche Vorstellung von menschlicher Macht gegen mehr Gnade, vollzog sich die Heilung, und sie war vollständig und von Dauer. Im Laufe der Jahre bin ich reich gesegnet worden, wenn immer ich mir der Tatsache bewußt wurde, daß Gott nicht nur Alles-in-allem ist, sondern daß Er die Werke tut, wie dies vom Meister so gut verstanden und bewiesen wurde.

Glücklich ist der Christliche Wissenschafter, der sich entschließt, in dem zu sein, das seines Vaters ist, und so seines Vaters Plan und Absicht erfüllt. Solch ein Arbeiter hat keine Zeit für eitles Denken und eitle Vergnügungen, obwohl sich eine angemessene Zeit zuträglicher Erholung der rechten Art als hilfreich erweisen mag; auch leiht er sein Ohr nicht der uralten Suggestion von Entmutigung. Jesus übte einige Jahre lang den bescheidenen Beruf eines Zimmermanns aus, und es gibt keinen Zweifel darüber, daß er ein guter Zimmermann war, während er sich gleichzeitig auf sein drei Jahre währendes heilendes Wirken vorbereitete. In dieser kurzen Zeitspanne begründete er das Christentum auf Erden, indem er die Wahrheiten von seines himmlischen Vaters Reich durch mitfolgende Zeichen erläuterte. In keinem einzigen Fall verlor er die Demut aus den Augen. Mit anderen Worten, er verstand, daß er nicht die Quelle der Macht war, sondern daß er die unendliche Macht und geistige Weisheit seines himmlischen Vaters widerspiegelte.

Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, gewährt Demut großen Schutz. Durch sie bleiben wir Gott nahe und daher frei von allem, was gottunähnlich ist. Sie erweitert unser Verständnis für unsere Mitmenschen und unsere Liebe zu ihnen, Eigenschaften, die so wichtig und unerläßlich für anhaltendes individuelles Wachstum sind. Hier dienen die aufrüttelnden Worte unserer Führerin als ein hilfreicher Hinweis: „In der Liebe zum Menschen gewinnen wir ein echtes Verständnis von Gott als Liebe, und auf keine andere Weise können wir dieses geistige Verständnis erlangen und uns erheben — und immer weiter erheben — zu den wesentlichen und göttlichen Dingen“ (ebd., S. 234).

Demut ist ein sicheres Schutzmittel gegen wahnwitzigen Ehrgeiz, der schon so viele ihres himmelwärts führenden Fortschritts beraubt hat. Es kommt nicht darauf an, was wir gern sein und tun möchten, sondern vielmehr, was Gott will, daß wir sein und tun sollen.

Die Bibel unterrichtet uns, daß Gott das Herz ansieht, und Er wird in unserer Lebenserfahrung das in Erscheinung treten lassen, was nach Seinem Plan und zu Seiner Zeit weise und zu unserem Besten ist. Wenn wir uns ständigen Fortschritt wünschen — und wir alle haben diesen Wunsch —, dann sollten wir die Vergeistigung unseres Denkens zu unserem ersten Anliegen machen und so Gottes Eigenschaften widerspiegeln wie Gerechtigkeit, Gnade, Weisheit, Güte, Intelligenz und Verständnis.

Die interessante Geschichte von Abram und Lot enthält eine wertvolle Lektion. Nach dem biblischen Bericht gab es Streit zwischen den Hirten über Abrams Vieh und den Hirten über Lots Vieh. „Da sprach Abram zu Lot: Laß doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Gebrüder. Steht dir nicht alles Land offen? Scheide dich doch von mir. Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten; oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken“ (1. Mose 13:8, 9).

Seiner hohen Berufung getreu, bewies Abram seinen Gehorsam gegen die innere Stimme, alle Dinge friedlich zu regeln. Er bewies auch, daß er bereit war, das geschehen zu lassen, was Gott in Seiner Weisheit und Liebe vorgesehen hatte, und wie stets, so wurde Abrams Demut auch hier belohnt. Der biblische Bericht fährt fort: „Da nun Lot sich von Abram geschieden hatte, sprach der Herr zu Abram: Hebe deine Augen auf und siehe von der Stätte an, da du wohnst, gegen Mitternacht, gegen Mittag, gegen Morgen und gegen Abend. Denn alles Land, das du siehst, will ich dir geben und deinem Samen ewiglich.“

Ja, Demut wird reich belohnt. Alles, was wir geistig erfassen, alles, was wir von der Wahrheit des Seins beweisen, gehört uns jetzt und in alle Ewigkeit. Wir sollten daran denken, daß Gott zu uns allen, zu allen Seinen treuen Söhnen und Töchtern, sagt: „Alles land, das du siehst, will ich dir geben.“

Laßt uns fortfahren, unsere Herzen zu bereiten, laßt uns unser Denken mit Demut und Gnade kleiden und so in dem sein, das unseres Vaters ist.

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