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Wahres Gebet

Aus der Februar 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß die Läuterung des Begriffes vom Selbst ein Beweis für unseren Fortschritt ist. Solch eine Läuterung ist eine Vorbedingung für wirksames Gebet. Sie stellt ebenfalls den Beweis und Lohn wahren Betens dar.

Wahrhaft beten heißt bewußt, in echter Demut, vor Gott hinzutreten, von dem rückhaltlosen Verlangen getrieben, alle Elemente des Denkens und des Charakters aufzugeben, die beanspruchen, unsere sogenannte sterbliche Natur zu bilden, mit ihren gefühlsbetonten Impulsen, Vorurteilen und ichbefangenen, menschlich umrissenen Zielen und Bestrebungen. Ohne dieses tief empfundene geistige Verlangen nach einer Läuterung des Selbst ist das Gebet lediglich ein sterbliches Bitten um die Erfüllung der Hoffnungen und Pläne der fleischlichen menschlichen Natur, die Fortsetzung des sterblichen Denkens, ein Wunsch, daß nicht Gottes Wille, sondern unser eigener Wille geschehen möge.

Der wahre Geist des Gebets wird daher durch den Gehorsam gegen die von Christus Jesus verkündete göttliche Forderung erlangt (Matth. 5:48): „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Dies ist die Gesinnung, die die Tür zu einer klaren, lebendigen Vergegenwärtigung unserer Einheit mit Gott öffnet — eine Vergegenwärtigung, die uns über das Niveau des materiellen Traumes erhebt. Die Vergeistigung des Denkens vertreibt den Nebel des materiellen Sinnes mit seinen gespenstischen Trugbildern, Befürchtungen und unglückseligen Suggestionen von mangelhafter Intelligenz, schwankender Gesundheit und zweifelhafter Moral.

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