Wenn jemand zum Ersten Leser in einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, gewählt wird, sieht er sich durch diese Wahl nicht nur vor eine der dankbarsten Aufgaben gestellt, sondern es erwächst ihm daraus auch die Verpflichtung, Geistigkeit zu demonstrieren. Christus Jesus sagte (Joh. 12:26): „Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“
Das Amt des Ersten Lesers in einer christlich-wissenschaftlichen Kirche erfordert in hohem Maße die Anwendung des Geistes Christi. Diese Gesinnung entfaltet ein freudiges und unerschütterliches Vertrauen auf unsere gottgegebene Fähigkeit, die Aufgaben, die das Amt in sich schließt, erfolgreich zu vollbringen. Ob Mann oder Frau, der Erste Leser muß durch vorbildlichen christlichen Lebenswandel beweisen, daß er des Amtes würdig ist. Die christlichen Tugenden der Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Reinheit sollten ihn beständig mit der geistigen Kraft ausrüsten, seinen Pflichten ohne Unterbrechung nachzukommen. Er sollte keine persönliche Ehre bei den Menschen suchen; aber indem er seinen Vater im Himmel durch treue Pflichterfüllung ehrt, kann er der Anerkennung und Unterstützung der Kirchenmitglieder gewiß sein.
Gott kennt Seinen Diener und segnet und belohnt ihn nach seinen Beweggründen. Mrs. Eddy hat in Artikel III des Kirchenhandbuchs die Pflichten der Leser niedergelegt, und jeder, der für dies Amt gewählt worden ist, muß sich gründlich damit vertraut machen.
Der Erste Leser sollte sich stets der Wirkungskraft des vergeistigten Denkens bewußt sein und sich nie in Unwissenheit über jene falschen Gedankenregungen befinden, die suchen könnten, sich als Ungeduld, Reizbarkeit, Eigensinn oder Ehrgeiz in seinem Bewußtsein Aufnahme zu verschaffen. Sein geläutertes, vergeistigtes Denken wird dazu beitragen, das Denken der Gemeinde zu erheben und so eine Atmosphäre zu schaffen, in der Heilungen bewirkt werden können. In dem Maße, wie die Christus-Wahrheit im Bewußtsein des Lesers vorherrscht, wird Gott durch ihn zu den Herzen der Zuhörer sprechen. Daher kann der Leser auf die Kraft vertrauen, die der geistigen Bedeutung der von ihm gelesenen Worte zugrunde liegt.
Geistig verstanden sind das Wort Gottes und seine Wirkung eins. Denn wie uns das mächtige Wort Gottes veranschaulicht wird (Ps. 33:9): „So er [Gott] spricht, so geschieht's“, so wirkt auch dieses Schriftwort, wenn es in Verbindung mit dem Worte des Buches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy geistig erfaßt wird, erleuchtend und heilend auf das Bewußtsein ein, das vom sterblichen Sinn verdunkelt ist. Unsere Führerin sagt auf Seite 345 dieses Lehrbuches: „Wenn die Allmacht Gottes gepredigt wird und Seine Unumschränktheit dargetan wird, dann werden christliche Predigten die Kranken heilen.“ Die verstandene Wahrheit ist es, die die heilende Wirkung der Lektionspredigten und der Mittwochabend-Lesungen hervorbringt.
Das Wort der Wahrheit wirkt weit über die jeweilige Kirchengemeinde hinaus, denn es erreicht empfängliche Herzen allenthalben. Das Wort aus der Bibel und ebenso das Wort aus „Wissenschaft und Gesundheit“ bedarf daher einer klaren und inspirierenden Interpretation, anstatt der übermäßigen persönlichen Betonung. Geistiges Verständnis führt zu bescheidenem und würdevollem Lesen; es führt auch zu wirkungsvoller — wenngleich ungekünstelter — Betonung. Der Leser, der das geschriebene Wort versteht, wird es von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen und von ganzem Gemüte seinen Hörern und der ganzen Welt darlegen.
Wenn die Zweigkirche klein ist oder der Besuch zu wünschen übrig läßt, bietet sich hier eine Gelegenheit für die Gebete und das liebevolle Opfer des Ersten Lesers, seiner Kirche neuen Antrieb zu bringen. Er wird sich zu allen Zeiten Mrs. Eddys Definition von, „Kirche“ vor Augen halten wie sie auf Seite 583 des Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ zu finden ist:
„Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.
Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“
Diese Definition enthält die geistige Tatsache hinsichtlich der Kirche sowie auch ihrer menschlichen Nutzbarmachung. In Wirklichkeit kann niemand außerhalb der Kirche sein, denn die Kirche ist der Bau des allumfassenden göttlichen Bewußtseins. In dem Maße, wie die Gedanken des Lesers auf diese Tatsachen gerichtet sind, werden sich als Folge davon erhöhte Tätigkeit unter den Mitgliedern der Zweigkirche und interessierte neue Mitglieder aus dem Gemeinwesen zeigen.
Eine Zweigkirche wird stets eine Schule der Erfahrung sein, denn geistige Tätigkeit bringt latente Irrtümer, die den Fortschritt hindern wollen, ans Licht. Sobald der Erste Leser Irrtümer erkennt, die die Ordnung und Harmonie des Gottesdienstes beeinträchtigen wollen, ist es seine Pflicht, ihnen geistig entgegenzutreten und sie hauptsächlich durch wissenschaftliches Gebet zu berichtigen. In dem Maße, wie er dies tut, wird der natürlichen Anziehung der Kirche auf die Heilung suchenden Außenstehenden nichts mehr im Wege stehen.
Von großer Bedeutung ist die Zusammenarbeit mit dem Zweiten Leser. Bei den Sonntagsgottesdiensten trägt die geistige Einigkeit beider Leser zur Inspiration des Gottesdienstes bei. Aus einer Lesergemeinschaft, wo brüderliche Liebe und höchste gegenseitige Wertschätzung herrschen, wird der Kirche die einigende Kraft geistiger Zusammengehörigkeit erwachsen.
Die Kirche Christi, Wissenschafter, ist eine heilende Kirche. Daher ist es für den Ersten Leser von höchster Wichtigkeit, zu wachen und zu beten, daß die heilende Tätigkeit in der Mitgliedschaft zunehme. Unser großer Meister legte seinen Jüngern die Notwendigkeit, für die Heilarbeit zu beten, sehr nahe, als er sagte: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende“ (Matth. 9:37, 38). Und hat nicht auch der Erste Leser unter anderem die Pflicht, so zu beten? Ein solches Gebet wird stets Erhörung finden, wenn der Betende selbst bereit ist, seinen Teil zur Heilarbeit beizutragen.
Wenn ein Wissenschafter, ein Mitglied einer Zweigkirche, glaubt, daß er zum Ersten Leseramt befähigt ist und willens ist, den Pflichten und geistigen Forderungen des Amtes zu genügen, kann er sicher sein, daß seine gegenwärtige Unterstützung dieses wichtigen Amtes ihn vorbereiten wird, befriedigend zu dienen, falls die Wahl auf ihn treffen sollte. Er sollte jedoch nicht danach trachten, dieses Amt zu übernehmen, ehe er bereit ist, sich selbst zu heiligen und ein treuer Diener Christi zu sein. Hat Gott das Mitglied gerufen, in diesem Amt zu dienen, so steht es sicher und kann sein Vertrauen auf die Worte setzen, die unsere Führerin in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 auf Seite 1 gebrauchte: „Und seid gewiß, daß es euch an nichts mangeln kann und daß Gottes ausgestreckter Arm immer nahe ist, solange ihr in Seinem Dienste steht.“