Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Der Skeptizismus im Lichte der Christlichen Wissenschaft

Aus der März 1962-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die ursprüngliche Bedeutung von „Skeptikos“, der Wurzel des Wortes „Skeptizismus“, ist „nachdenklich, überlegend“. So aufgefaßt ist ein Skeptiker jemand, der eine kritische Haltung in seine Untersuchungen hineinträgt. Wenn das Wort jedoch in seiner extremen Bedeutung gebraucht wird und einen chronischen Zweifler oder einen Ungläubigen bezeichnen soll, dann ist der Skeptizismus nichts Gutes, weil er weder intelligent, fortschrittlich noch wirklich frei ist.

Um ein Ziel zu erreichen, um Fortschritte zu machen, muß man, wie unsere geliebte Führerin Mrs. Eddy, es wagen, in das Reich des Unentdeckten vorzustoßen; und zu dem Zweck muß man zumindest theoretisch zugeben, daß es so etwas wie Wahrheit gibt und daß sie kein Geheimnis ist, noch über unser Begriffsvermögen hinausgeht. Der große Philosoph des Neuen Testaments, der Verfasser des Briefes an die hebräischen Christen, machte dies sehr klar: „Wer zu Gott [Wahrheit] kommen will, der muß glauben, daß er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde“ (Hebr. 11:6). Der Lohn liegt im Finden!

Unser kostbarster Besitz ist der Sinn, mit Hilfe dessen wir gerade dies tun können: die Wahrheit finden. Es ist der geistige Sinn, denn die Wahrheit ist geistig. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß der geistige Sinn gepflegt werden muß, wenn er uns belehren soll. Den geistigen Sinn verneinen, wie es extreme Skeptiker häufig tun, heißt die Existenz der Wahrheit verneinen und sich selbst von ihr ausschließen. Andererseits aber ist es notwendig, den Geist sorgfältigen Prüfens in unser Studium hineinzutragen — tiefschürfende Fragen zu stellen —, denn auf diese Weise finden wir unseren Weg zur Wahrheit und sichern uns gegen die Möglichkeit, irregeleitet oder das Opfer der Propaganda zu werden.

Extremer Skeptizismus beraubt uns der freudigen Erregung neuer Entdeckungen und tötet den Wissensdurst. Er bringt den Mut, die Begeisterung und den Idealismus, die man für ein echtes Studium benötigt, zum Erlahmen. Es ist eine feststehende Tatsache, daß Wahrheit der Lohn für das Forschen nach Erkenntnis ist, nicht aber der Lohn für ein Beharren im Zweifel.

An alles, was als Wahrheit dargeboten wird, nachdenklich und überlegend heranzugehen — das ist die Haltung des Denkers und des Gelehrten. Der extreme Skeptiker aber verneint die Zuständigkeit der Vernunft jenseits des Bereiches der für die Sinne wahrnehmbaren Erfahrung. Daher behauptet er, daß das tatsächliche Wissen immerdar auf die physische Erfahrung begrenzt bleiben muß. Die Falschheit dieser Behauptung ist von der Christlichen Wissenschaft bloßgestellt worden, die beweist, daß die tatsächliche oder wissenschaftliche Erkenntnis völlig über den Bereich der materiellen Sinne hinausgeht. Extremer Skeptizismus mag einen Menschen von dem geistigen Fortschritt, den die Welt um ihn herum macht, isolieren.

Junge Leute, die das einer ehrlichen Forschung eigene In-Frage-Stellen mißverstehen, bedienen sich zuweilen zum Zwecke der Nachahmung einer skeptischen Ausdrucksweise und Haltung. Wird dieser vermeintliche Skeptizismus nicht gebrochen, so kann er allmählich zu einer Gewohnheit werden und das Leben des jungen Menschen zugrunde richten.

Der Skeptizismus kann leicht zum Atheismus führen und von dort zum Zynismus, der alles verleugnet, was selbstlos, liebevoll und idealistisch ist — alles, was die Christliche Wissenschaft als von Gott stammend und daher als wirklich beweist. Zynismus ist kein Zeichen für Liebe oder wahre Intelligenz, er stellt eine verzerrte Haltung dem Leben gegenüber dar, eine Krankheit, die geheilt werden muß.

Was die jungen Christlichen Wissenschafter betrifft, die eine Universität besuchen, so hört man zuweilen sagen, daß sie oft durch ihr naturwissenschaftliches Studium zu Skeptikern werden. Es besteht aber diesbezüglich keine Gefahr, wenn sich der Student vor Augen hält, daß die Naturwissenschaften lediglich das uralte, ehrliche menschliche Umhertasten darstellen, das Suchen nach den endgültigen Antworten auf die herausfordernden Fragen hinsichtlich der Natur des Lebens, der Materie, des Ursprungs des Universums und der Gesetze, die es regieren. Es besteht keine Gefahr, daß im Denken des Studenten eine Verwirrung entstehen wird, wenn er sich vor Augen führt, daß die Christliche Wissenschaft ja in Wirklichkeit die endgültigen Antworten auf diese Fragen gegeben hat, Antworten, die von einer ungeheuren Fülle nicht theoretischer, sondern praktischer Beweise begleitet sind. Die Christliche Wissenschaft ist daher der Maßstab für den Fortschritt, den die Naturwissenschaften auf ihrer Suche nach der Wahrheit machen.

Wie sollte sich ein Christlicher Wissenschafter einem Skeptiker gegenüber verhalten? Hier ist es nötig, dessen eingedenk zu sein, daß ein Unterschied besteht zwischen ehrlichem Zweifeln und hartnäckigem Leugnen. Einen Zweifler kann man erleuchten, weil er für das Herannahen der Wahrheit offener ist als derjenige, der die Wahrheit aufgrund irgendeines philosophischen Dogmatismus leugnet und der eine undurchdringliche Mauer darzustellen scheint. Der zweifelnde Thomas des Neuen Testaments war bereit zu glauben, vorausgesetzt, daß er den materiellen Augenschein der Verletzungen am Körper des Meisters prüfen könnte. Kurz danach erhielt er Gelegenheit, sich zu überzeugen. Und das tat er auch. Bei diesem Anlaß nun wies Christus Jesus auf den Unterschied hin zwischen einem Menschen, der seine Vorstellungen nur aufgrund des Augenscheins der Sinne aufgeben kann, und einem Menschen, der bereit ist, im Glauben zu wandeln. Er sagte: „Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubest du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Joh. 20:29.)

Im Umgang mit Skeptikern ist Geduld, Zurückhaltung und Wohlwollen erforderlich, doch wenn die Wahrheit verständnisvoll, logisch und liebevoll geäußert worden ist, kann man sie getrost ihrer eigenen Wirksamkeit überlassen. Ein Christlicher Wissenschafter sucht keine Diskussionen, noch läßt er sich in solche hineinziehen, denn intellektuelle Diskussionen sind endlos. Sie führen zu keinem Ziel, da sie das Erzeugnis materialistischer Logik sind, der es an der geistigen Schau fehlt, die für die Erkenntnis der geistigen Wahrheit unerlahßlich ist. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 341): „In der Christlichen Wissenschaft sind bloße Meinungen wertlos. Zu einer angemessenen Würdigung dieses Gegenstandes sind Beweise notwendig.“

Kein chronischer Skeptiker hat jemals die Sache der Menschheit gefördert. Bei allen, die je die Welt auf irgendeinem Gebiet menschlichen Bemühens vorwärts gebracht haben, handelte es sich um Männer und Frauen, die Glauben, geistigen Mut oder irgendein Ideal hatten — nicht unbedingt Glauben an eine geistige Idee, aber einen grundsätzlichen Glauben an die Wahrheit sowie an die Möglichkeit, sie zu erreichen. Ohne ein Ideal gibt es keine Zielstrebigkeit, keine Leitung; ohne Glauben keinen Willen, etwas zu erreichen.

Doch nur an den „Spatz in der Hand“ zu glauben, ist nicht Glaube, sondern geistige Armut. Das ist es, was Thomas kennzeichnete. Mit wieviel Einsicht behandelte Paulus dieses Thema, als er schrieb, indem er das Wort „Hoffnung“ im Sinne von „Glaube“ gebrauchte (Röm. 8:24, 25): „Wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man des hoffen, das man sieht? So wir aber des hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein durch Geduld.“ Und im Hebräerbrief lesen wir (11:1, n. der engl. Bibel): „Der Glaube aber ist die Substanz der Dinge, die man erhoffet, die Augenscheinlichkeit der Dinge, die man nicht sieht“ — die Substanz der Dinge, für die wir arbeiten, die Überzeugung, daß die Dinge, die wir noch nicht sehen, in Erscheinung treten werden!

Glaube ist Vertrauen auf die Wahrheit! „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat“ (Hebr. 10:35). Die Christliche Wissenschaft bringt den Lohn eines reichen, nützlichen, interessanten Lebens in echtem Dienen, wahrem Glück und wahrer Erfüllung.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / März 1962

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.