Der Marsch der Welt zur Freiheit hin kann nicht mehr aufgehalten werden. Die ganze Welt ist in Bewegung geraten und beansprucht Freiheit. Ein Leitmotiv, das in allen Breiten vernommen werden kann, ist: Unabhängigkeit.
Menschlich aufgefaßt kann Freiheit leicht wie ein Irrlicht erscheinen; man geht ihm beständig nach, aber erreicht es nie. Wenn sich die Menschen von halsstarrigem Willen, Ehrgeiz, Machtstolz, von dem Verlangen, andere zu beherrschen, oder selbst von einer Art von Güte leiten lassen, die nur persönlicher Natur ist, dann werden sie niemals das Tor zur echten und dauernden Freiheit öffnen, denn diese Folge sterblicher, menschlicher Annahmen entstammt der Finsternis. Aber die Freiheit, die dadurch gewonnen wurde, daß die Menschen solche Eigenschaften wie Selbstlosigkeit, brüderliche Liebe, Verständnis, Demut, Geduld, Sanftmut, Gerechtigkeit und Unparteilichkeit in die Praxis umsetzten, ist unantastbar. Denn diese Eigenschaften haben ihren Ursprung in dem Licht der Wahrheit und führen zur Liebe hin, die der Christlichen Wissenschaft gemäß ein Synonym für Gott ist.
Einstmals wollten viele der Juden Jesus zu ihrem König machen. In Übereinstimmung mit ihrem Begriff von Freiheit glaubten sie, daß er sie gewaltsam von der römischen Beherrschung befreien würde. Aber Jesu Waffen waren nicht fleischlich, und seine Armeen waren nicht von dieser Welt; und diese Tatsachen waren es, die seine blinden Landsleute zutiefst enttäuschten, so daß sie sich von ihm abwandten.
Vor ungefähr 90 Jahren, nachdem sie die Wissenschaft der Lehren Christi Jesu entdeckt hatte, richtete Mrs. Eddy, die der Welt die Christliche Wissenschaft gab, das Banner der wahren Freiheit auf. In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt sie: „Bürger der Welt, nehmt die herrliche, Freiheit der Kinder Gottes‘ an und seid frei!“ (S. 227.) Die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ kann nur erkannt und angenommen werden, wenn wir verstehen, was Gott wirklich ist und was der Mensch ist, Sein Bild und Gleichnis, Sein Kind. Ein boshafter und sündiger Sterblicher ist nicht Sein Kind.
Wir alle müssen unser eigenes Leben grundlegend umgestalten, d.h., wir müssen unseren Glauben an Despotismus und an eine falsche Auffassung von einer von Gott getrennten Selbstheit zerstören, sowie auch unseren Glauben an eine sterbliche, materielle, unharmonische Selbstheit, die uns mit Sklavenketten an Sünde, Krankheit, Sinnlichkeit und Tod bindet. Diese sind unsere Feinde.
Daraus folgt, daß es nicht unser Bruder ist, den wir bekämpfen müssen, sondern ein falscher Sinn vom Selbst. Dieser falsche Sinn muß ersetzt werden durch die Wahrheit über den Menschen, der unzerstörbar, harmonisch, rein und gut ist, die Widerspiegelung der Liebe. Es ist dieser Mensch, dem die endgültige und „herrliche Freiheit“ gegeben ist.
Um aus ihrem alten Geleise herauszukommen, muß die Menschheit die Autorität Gottes anerkennen, der Prinzip ist; die Regierung Gottes, der Gemüt ist; die Tätigkeit Gottes, der Leben ist. Sie muß sich auf Seine Wahrheit stützen und die Ideen des Geistes zum Ausdruck bringen, um die Atmosphäre des Guten, die Atmosphäre der Seele, zu finden, und um zu der leitenden und befreienden Macht der Liebe zu gelangen.
Um die Unabhängigkeit wahrlich vollständig und wirksam zu machen, muß die Menschheit lernen, sich dem Wirklichen und Ewigen zuzuwenden, und muß es dem Psalmisten gleichtun, der da sang: „Bringet her dem Herrn Ehre und Macht!“ Ja, „Bringet her dem Herrn die Ehre seines Namens“ (Ps. 96:7, 8).