„Wird der Christus wiederkehren? Und wenn ja, wann? Wenn das Bedürfnis nach einem Erlöser immer stärker wird, warum sollte nicht der Christus, die göttliche Offenbarwerdung Gottes, jetzt wiederkehren?“
Ist es uns möglich, eine befriedigende Antwort auf solche Fragen zu formulieren, die in vielen Christen von Zeit zu Zeit aufsteigen? Es ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Tatsache. Die Antwort ist in den Lehren der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] enthalten, wie sie von Mrs. Eddy in ihren verschiedenen Werken, besonders in „Wissenschaft und Gesundheit“, dargelegt sind. Auf Seite 35 dieses einzigartigen Buches sagt sie, indem sie von den Christlichen Wissenschaftern spricht: „Sie beugen sich vor Christus, Wahrheit, um mehr von seiner Wiederkunft zu empfangen und um sich schweigend mit dem göttlichen Prinzip, Liebe, zu vereinen.“
Die Bibel selbst, von der diese Wissenschaft ihre Autorität herleitet, deutet häufig auf solch ein zweites Kommen hin. So lesen wir zum Beispiel im 24. Kapitel des Matthäusevangeliums: „Seid auch ihr bereit! Denn des Menschen Sohn kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meinet.“
In einem anderen ihrer Bücher sagt Mrs. Eddy, indem sie auf ihre Heilung hinweist, die einem für verhängnisvoll erklärten Unfall folgte (Vermischte Schriften, S. 180):
„Eine liebe alte Dame fragte mich: ‚Wie kommt es, daß Sie uns wiedergegeben sind? Ist Christus wieder auf die Erde gekommen?‘
‚Christus hat uns nie verlassen‘, erwiderte ich, ‚Christus ist Wahrheit, und Wahrheit — der unpersönliche Erlöser — ist immer hier.‘ “
Haben wir nicht außerdem das Wort des Christus, von Jesus gesprochen (Matth. 28:20): „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“?
Es kommt manchmal vor, daß in gewissen Situationen die Menschen spontan handeln, weil sie von ihrem geistigen Verständnis des Christus bewußt getrieben und inspiriert werden. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Erfahrung aus dem Ersten Weltkrieg.
Eine meiner Pflichten bestand darin, die Botschaften, die uns durch den Telefondienst, zu dem ich gehörte, erreichten, zum Kommandoposten zu bringen, der weiter unten im Tale gelegen war. Eines Morgens wurde gerade zu dem Zeitpunkt eine Botschaft durchgegeben, als unsere Stellung unter starkem Granatbeschuß lag. Als ich mich anschickte, unseren Unterstand zu verlassen, um meine Aufgabe auszuführen, versuchten meine Kameraden mich zurückzuhalten und baten mich zu warten, bis der Beschuß aufgehört hätte. Ohne auf sie zu hören, ging ich fort und rief ihnen über die Schulter zu: „Macht euch keine Sorgen, ich habe einen Schirm!“ Eine Granate flog über meinen Kopf hinweg, aber es war die letzte. Die übrigen Stunden des Tages waren ruhig, und es blieb ziemlich lange ruhig.
Solche Erfahrungen sind wertvoll. Sie können dazu dienen, uns zu beweisen, daß, ganz gleich, wie die materiellen Bilder zu sein scheinen, sie keine Macht haben, die Menschen daran zu hindern, sich um Schutz an etwas Höheres als die Materialität zu wenden.
Ein wirkliches Verständnis von dem Christus als dem göttlichen Ideal bringt den Menschen jedoch in den Besitz von Fähigkeiten, die gewisser sind als Augenblicke der Begeisterung oder vorübergehende Lichtblicke von der geistigen Wirklichkeit. Die Wirkung, die dadurch auf einen in solcher Weise gesegneten Menschen ausgeübt wird, kann mit dem Erlebnis eines Gefangenen verglichen werden, der aus einer dunklen Zelle befreit wird. Aber dieses Verständnis bleibt nicht stehen bei der Befreiung der menschlichen Wesen von ihrer blinden und lange währenden Unterwerfung unter die materiellen Gesetze, die sie zu unglücklichen Sklaven machten. Es begleitet sie, führt sie und beschleunigt ihren Fortschritt in der neuen Welt, die ihnen offenbart worden ist.
Der Christus, oder die Wahrheit, besteht immerdar. Seine Existenz ist nicht von unserem Denken abhängig oder davon, daß wir ihm unser Studium widmen. Um jederzeit die Wirkung seines segensreichen Einflusses zu fühlen, müssen wir unser Wesen bereitwillig durch unser Verständnis von dem Christus umformen lassen, das uns veranlaßt, unsere materiellen Gebräuche und Annahmen aufzugeben.
So wie die Sonne einen Raum erhellt, wenn die Fensterläden geöffnet wurden, so wird der Christus, wenn wir für ihn Raum machen, unsere Herzen erleuchten, und seine Gegenwart wird uns nicht länger ein Geheimnis sein. Unser Leben wird sich mehr und mehr nach dem Christus richten, wenn wir von Tag zu Tag unsere Gedanken vergeistigen, bis wir unsere Einheit mit Gott als Seine geistige Widerspiegelung in der Wissenschaft bewußt fühlen.
So können wir von jetzt an frohlocken im Gedanken an den großen Tag, an dem die Christliche Wissenschaft [Christian Science] die Völker der Erde zu der Erkenntnis geführt haben wird, daß es nichts gibt, was die überkommene Annahme unterstützt, daß der Christus die Welt verließ, als Jesus am Tage seiner Himmelfahrt vor den Augen seiner Jünger verschwand.
In der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] hat das geistige Verständnis des Seins die Macht, den Körper zu befähigen, den Auswirkungen der physischen Gesetze, die ihn angeblich regieren, zu entgehen. Und für diejenigen, die dieses Verständnis erlangen, ist der Christus, der mit Geist, Gott, eins ist, niemals weniger als immer gegenwärtig.
Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch sei ewiglich: den Geist der Wahrheit... Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. — Johannes 14:16–21.