In dem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy werden zwei Begriffe — Sünde und Krankheit — häufig zusammen genannt. Christlich-wissenschaftliche Behandlung befreit uns von beiden Irrtümern.
In diesem Zusammenhang sind die Worte des Propheten Jesaja mit Bezug auf Zion von Bedeutung (33:24, n. der engl. Bibel): „Kein Einwohner wird sagen: Ich bin krank. Denn das Volk, das darin wohnt, wird Vergebung der Sünde haben.“ Das besondere Motiv dieser Zeilen ist der Sieg über das niederdrückende Schuldgefühl, das man zuweilen hat, wenn Krankheit die Folge von Sünde ist.
Christus Jesus brachte häufig die Heilungen, die er bewirkte, mit der Zerstörung von Sünde in Zusammenhang. So versicherte er dem Gichtbrüchigen als erstes, daß ihm seine Sünden vergeben seien, und mit dieser Zusicherung war der Patient geheilt (siehe Matth. 9:2–7). Den Mann, den er am Teich von Bethesda von einer Krankheit heilte, an der dieser 38 Jahre gelitten hatte, ermahnte Jesus (Joh. 5:14): „Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre.“
Mrs. Eddy warnt uns vor unchristlichen und sündigen Charakterzügen, wenn sie schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 405): „Ersticke diese Irrtümer in ihren ersten Anfängen, wenn du nicht ein Heer von Verschwörern gegen Gesundheit, Glück und Erfolg unterhalten willst.“ Es ist eine bekannte Tatsache, daß eine Unwahrheit, oft unter der Maske einer sogenannten Notlüge, unsere Fähigkeit, eine Heilung in der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] zu empfangen, beeinträchtigen kann.
Mrs. Eddy sagt jedoch (ebd., S. 391): „Es ist Irrtum, für irgend etwas anderes als für deine eigenen Sünden zu leiden. Christus, oder Wahrheit, wird alles andere vermeintliche Leiden zerstören, und das wirkliche Leiden für deine eigenen Sünden wird in dem Verhältnis aufhören, wie die Sünde aufhört.“
Ein Christlicher Wissenschafter erwachte eines Nachts mit Fieber und Schmerzen und war zunächst von großer Furcht erfüllt. Mit Hilfe christlich-wissenschaftlicher Wahrheitserklärungen gelang es ihm nach einiger Zeit, seine Furcht zu überwinden, obwohl die Krankheitssymptome nicht verschwanden. Er überlegte, ob er in den letzten Tagen irgendeinen moralischen Fehler begangen hätte, und schließlich fiel ihm die folgende Begebenheit ein.
Einige Tage vorher waren von seinem Geschäft einige Kilogramm Altmaterial an einen umherziehenden Altwarenhändler verkauft worden. Als er den geringfügigen Betrag in die Geschäftskasse legen wollte, hielt ihn ein Mitarbeiter aufgeregt davon ab mit der Begründung, dies sei eine einmalige Gelegenheit, der Steuerbehörde eine Einnahme zu verheimlichen. Der Wissenschafter erkannte zwar dieses Argument nicht an, doch gab er angesichts des Pfennigbetrages an Steuern schließlich nach, um einen Streit mit dem Mitarbeiter zu vermeiden. Es wurde ihm nun klar, daß er aus Schwäche eine falsche Entscheidung getroffen hatte. Auch wenn es nur um Pfennige ging, hätte er sich korrekt verhalten müssen.
Aber der Fehler ließ sich leicht wiedergutmachen; die Bücher waren für jenen Monat noch nicht abgeschlossen, und die Einnahme konnte ohne weiteres nachträglich verbucht werden. Als er den Entschluß gefaßt hatte, am kommenden Tag als erstes diese Buchung vorzunehmen, ließ das Fieber nach, und in kurzer Zeit war er vollkommen wiederhergestellt.
Wer sich zum erstenmal des Zusammenhangs zwischen Sünde und Krankheit bewußt wird, mag vielleicht erschrecken. Jedoch kann er sich mit der Tatsache trösten, daß die Erkenntnis der Sünde der erste Schritt zur Umwandlung und zu größerer geistiger Entfaltung ist. Der dritte Glaubenssatz der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] lautet (Wissenschaft und Gesundheit, S. 497): „Wir bekennen Gottes Vergebung der Sünde in der Zerstörung der Sünde und in dem geistigen Verständnis, das das Böse als unwirklich austreibt. Aber die Annahme von Sünde wird so lange bestraft, wie die Annahme währt.“
Krankheit kann durch das Argument zerstört werden, daß sie unwirklich ist, weil sie nicht von Gott geschaffen wurde. Ebenso sollte der von Sünde unterjochte Mensch erkennen, daß nicht nur die Sünde, sondern auch ihre scheinbaren Freuden unwirklich sind. Der sündige Traum liegt im Bereich des Denkens und kann sich in sein natürliches Nichts auflösen, sowie wir Gedanken der Liebe, des Lebens und der Intelligenz in unser Bewußtsein einlassen. Als Christus Jesus die Menschen, die an ihn glaubten, heilte, gab er ihnen auch die Kraft, sich von der Sünde zu befreien.
Wir können nicht genug Dankbarkeit für die große Gnade zum Ausdruck bringen, die uns täglich widerfährt. Wir können in den Lobgesang des Psalmisten einstimmen (Psalm 103:2, 3): „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen.“
