Als Abram die Bedeutung Melchisedeks, des Königs von Salem, anerkannt hatte, wurde ihm versichert, daß die Verheißungen, die er bereits erhalten hatte, ihm und seinen direkten Nachkommen bestätigt werden würden, und das trotz der folgenden Tatsachen: er war immer noch kinderlos, und sein derzeitiger Erbe war sein Haushalter Elieser aus der syrischen Hauptstadt Damaskus. Darüber hinaus wird berichtet, daß Abram sich nicht fürchten sollte, denn der Herr würde sein Schild und sein „sehr großer Lohn“ sein (1. Mose 15:1).
Bei dieser Gelegenheit erbrachte der Patriarch einen weiteren Beweis seines unerschütterlichen Glaubens an Gott, den er während seines ganzen Lebens so beständig an den Tag gelegt hatte, denn es wird ausdrücklich berichtet: „Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit“ (Vers 6). Kann das nicht so verstanden werden, als sollte darauf hingewiesen werden, daß sein innerer Glaube und seine feste Zuversicht akzeptiert wurden, um das Equivalent nicht nur für das rechte Denken zu schaffen, sondern auch für die rechte und aufbauende Tätigkeit, die diesem Denken entspringt? Dies scheint zumindest der Schluß gewesen zu sein, den der Apostel Paulus aus dieser Stelle zog, wenn er in seiner berühmten Unterweisung über die Gerechtigkeit oder die Rechtfertigung durch den Glauben solch starken Nachdruck auf den Glauben Abrahams und auch auf die mit dem Glauben verbundene Gerechtigkeit legt. (Siehe Röm. 4: 1–25; Gal. 3:6–29.)
Im 17. Kapitel des ersten Buches Mose finden wir einen weiteren Hinweis auf die Bedeutung Abrams, indem sein Name in Abraham umgewandelt wird. In der gesamten Geschichte der Hebräer wurden die Namen, die sie trugen, gewöhnlich als von tiefer Bedeutung angesehen, die entweder das tatsächliche oder das erwünschte Wesen oder den Charakter des betreffenden Menschen anzeigten; die Annahme eines neuen Namens hingegen kennzeichnete übereinstimmend einen neuen Abschnitt Im Leben, wie es in vielen Bibelstellen gezeigt wird. In dem vorliegenden Falle wird der Name Abram (was allgemein „erhabener Vater“ bedeutet) durch das vertrautere Abraham ersetzt, das, obwohl seine urprüngliche Bedeutung ungewiß ist, dem Denken des Schreibers aus der alten Zeit die Bedeutung von „Vater vieler Völker“ aufgedrängt zu haben schien — hergeleitet von ab (Vater) und hamon (Menge). (Siehe 1. Mose 17:4, 5.)
In Hinblick auf die erhabene Verheißung und die Aufforderung an Abraham, vor Gott zu wandeln und fromm zu sein, sollte er ein Glied eines Bundes oder einer Übereinkunft mit der Gottheit werden, wodurch ihm versichert werden konnte, daß ihm trotz der Tatsache, daß er jetzt 99 Jahre alt war, noch ein Sohn geboren werden sollte; und sein Weib Sarai, die jetzt in Sara (Prinzessin oder Königin) umgenannt wurde, war nur neun Jahre jünger als er.
Das Kind der Verheißung, Isaak (wörtlich: man lacht), und dessen Nachkommen sollten auch ihren Anteil an dem „ewigen Bund“ haben, der auf diese Weise mit Abraham geschlossen wurde. Über die Aussicht, unter den Umständen — wie sie sie verstand — noch ein Kind zu gebären, war Sara zuerst geneigt zu spotten; aber ihr Lachen wurde schnell durch die forschende Frage zum Schweigen gebracht: „Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?“ (1. Mose 18:14), und innerhalb eines Jahres wurde die Verheißung wahrhaftig erfüllt.
Die hebräische Bezeichnung berith (Bund), die mehr als 28Omal in dem, was wir Altes Testament nennen (was auch „Alter Bund“ heißen kann), vorkommt, war offensichtlich für das jüdische Volk von tiefer Bedeutung; und in ihrem ursprünglichen Sinne scheint es ein Bund der Freundschaft zwischen Gott und dem Menschen zu bezeichnen. In diesem Zusammenhang ist es sicherlich erwähnenswert, daß Abraham als der „Freund Gottes“ (Jak. 2:23; vergl. Jes. 41:8) bekannt wurde, zweifellos weil er so bereitwillig den Bund mit dem Herrn annahm und weil er Ihm so nahe stand.