„Wir wissen vom Menschen als dem wahren göttlichen Bild und Gleichnis nicht mehr, als wir von Gott wissen“, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 258 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“. Wenn wir ein Verständnis von unserer Selbstheit in der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] erlangen wollen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit vom Physischen, von allem, was uns mit der gemütlosen Materie identifiziert, abwenden; stattdessen müssen wir uns den mentalen, sittlichen und geistigen Eigenschaften zuwenden, die auf die höhere Selbstheit hinweisen, die jeder einzelne von uns als das Bild und Gleichnis Gottes besitzt. Solche Eigenschaften haben ihren Ursprung ganz offensichtlich im Geist und nicht in der Materie.
Die materiellen Sinne erkennen nur das, was endlich und zeitlich ist. Sie können uns daher in keiner Weise behilflich sein, eine Erkenntnis von unserer wahren geistigen Identität zu erlangen. Es bedarf des geistigen Sinnes, um die Wirklichkeiten unseres Seins zu erfassen, und ein jeder von uns hat die Fähigkeit, die Vollkommenheit, Reinheit und Freiheit zu erkennen, mit denen Gott uns versehen hat. Tatsächlich ist der geistige Sinn ein untrennbarer Bestandteil unserer geistigen Selbstheit. Er ist ein Teil unseres göttlichen Erbes. Aber wir müssen ihn anerkennen und gebrauchen, sonst bleibt er weiterhin ungenutzt. Mrs. Eddy schreibt (ebd., S. 359): „Selbst wenn du versicherst, daß die materiellen Sinne für das Dasein oder die Wesenheit des Menschen unentbehrlich sind, mußt du den menschlichen Begriff vom Leben ändern und schließlich dich selbst in geistiger und wissenschaftlicher Weise kennenlernen.“
Da wir vom Menschen nicht mehr wissen, als wir von Gott wissen, besteht der erste Schritt, der zur Erlangung eines Verständnisses von uns selbst führt, darin, Gott zu verstehen. Im Hebräerbrief lesen wir (11:6): „Wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde.“ Wir beginnen daher Gott in der Wissenschaft zu verstehen, indem wir anerkennen, daß Er ist, und dies trotz der Tatsache, daß Er unsichtbarer Geist ist. Wir anerkennen, daß wir alles, was unser Sein ausmacht, von Gott herleiten und daß Gott uns immerdar das wahre Wissen über uns selbst vermittelt. Auf diese Weise gebrauchen wir unseren geistigen Sinn.
Well Geist allgegenwärtig ist, gibt es keine Stätte, wo Geist nicht ist. Der Psalmist sagte zu Gott (Ps. 139:7–10): „Wo soll ich hin gehen vor deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da. Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten.“ So können wir erkennen, daß Geist gerade dort ist, wo wir sind, gerade dort, wo wir denken.
Wer sich selbst in der Wissenschaft zu verstehen sucht, sollte nicht voreilig danach trachten, eine Erklärung für das zu suchen, was ihm Widersprüche in der Bibel zu sein scheinen, oder für das, was ihm hinsichtlich der Anwendung der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] schwer verständlich scheint. Er sollte diese Fragen lieber anstehen lassen, bis er sein Denken mit größerem Verständnis auf die geistigen Tatsachen des Seins ausgerichtet hat, in denen es keine Widersprüche oder Unstimmigkeiten gibt — Tatsachen wie die Regierung des göttlichen Prinzips, die ureigene Vollkommenheit des Menschen als Gottes Gleichnis und die Unwirklichkeit von allem, was nicht vom Geist ausgeht.
Die Wissenschaft enthüllt, daß unabhängig davon, was wir gegenwärtig über uns glauben mögen, tatsächlich Gott, Geist, die Quelle unseres Seins ist. Dieser göttliche Urquell ist in sich selbst vollkommen und daher in keiner Weise von der Materie abhängig, um sich zu offenbaren. Gottes Mensch — und dies ist in Wirklichkeit ein jeder von uns — ist geistig. Er hat keine Anlage, keine Fähigkeit oder Eigenschaft, die nicht vom Geist herstammen.
Anzuerkennen, daß Geist unendlich ist, selbst ehe diese Tatsache in Erscheinung tritt, daß Gott gut ist und daß Gott der göttliche Urquell des Menschen ist, heißt die Wahrheit aussprechen. Christus Jesus bewies, daß das mit dieser Wahrheit beseelte Denken jeglicher Phase des sterblichen Irrtums, dem wir uns gegenübergestellt sehen mögen, überlegen ist, und dasselbe können auch wir tun. In dem Maße, wie wir diese Tatsachen anerkennen, beweisen wir sie. In diesem Anerkennen und Beweisen finden wir unsere Herrschaft über die Ansprüche des Bösen, der Sünde, der Krankheit und selbst des Todes.
Wenn wir glauben, daß Geist von der Materie abhängig ist, um offenbar zu werden, leugnen wir, daß Geist unendlich ist. Solch ein Glaube führt uns von der Wahrheit hinweg und verwickelt uns in die Rätselhaftigkeit des Irrtums. Einmal muß ein jeder von uns anerkennen, daß, da Gott der göttliche Urquell des Menschen ist, der Mensch geistig sein muß; er ist nicht beides, geistig und materiell. Tatsächlich ist der Mensch überhaupt nicht materiell. Dann werden wir bereitwillig auf die herrlichen Wirklichkeiten des Seins reagieren, die uns als Kindern Gottes zu eigen sind.
Das ist zugestandenermaßen eine radikale Abweichung von dem, was die meisten Menschen in bezug auf Gott und den Menschen glauben. Aber es ist wahr. Das inspirierte Wort der Bibel erklärt es. Und was ist das inspirierte Wort? Es stellt die aufeinanderfolgenden Offenbarungen der göttlichen Wahrheit dar, die geistig gesinnten Männern und Frauen zu allen Zeiten verliehen worden sind und zum Segen der Menschheit aufgezeichnet wurden.
„Die Bibel ist sehr heilig“, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 547 von „Wissenschaft und Gesundheit“. „Sie geistig zu verstehen, muß unser Ziel sein; denn nur durch dieses Verständnis kann man die Wahrheit erlangen.“
Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] stellt den Menschen als geistig dar, nicht als materiell. Dies ist die Grundlage, auf der mentale und physische Heilungen vollbracht werden. Das Gute, das diese Wahrheit für jeden, der sie annimmt und sich damit identifiziert, zu tun vermag, ist unbegrenzt.