Jesu Überwindung der Versuchungen in der Wüste zeigt uns, wie die Ansprüche der materiellen Sinne durch geistiges Verständnis abgewiesen werden können. Er gebot den mesmerischen Suggestionen des sterblichen Gemüts Einhalt mit den Worten: „Hebe dich weg von mir, Satan!“ (Matth. 4:10). Als Lohn dafür, daß er dem Christus, der Wahrheit, treu blieb, kamen Engel oder wahre Ideen „zu ihm und dienten ihm“.
Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] bestreitet das Zeugnis der physischen Sinne, bis dieses Zeugnis dem Christus, der Wahrheit, weicht. Auf Seite 269 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt Mrs. Eddy: „Die Metaphysik löst Dinge in Gedanken auf und tauscht die Dinge des Sinnes gegen die Ideen der Seele ein.“ Laßt uns wachsam sein, daß wir nicht einen sterblichen Begriff vom Universum und vom Menschen akzeptieren und infolgedessen Krieg, Mangel, Sünde, Krankheit, Alter und Tod — das Zeugnis der materiellen Sinne — erwarten. Es sind gerade diese Sinne, die uns Lasten auferlegen. Es sind „die Dinge des Sinnes“, die uns niederdrücken wollen. Wir müssen sie gegen „die Ideen der Seele“ eintauschen.
Die „Ideen der Seele“ sind befreiend, beglückend, aufbauend. Wenn wir sie beherbergen, befreien wir das Denken von Begrenzungen und die göttliche Herrlichkeit — die Demonstration — erscheint. „Die Ideen der Seele“ richten in uns das Himmelreich auf, die heilige Stadt, in der es keine „Dinge des Sinnes“ gibt.
Unsere Arbeit in der Wissenschaft ist nur dann erfolgreich, wenn wir an der wahren Idee vom Menschen festhalten. Die Gedanken des Menschen sind in der rechten Weise geordnet, denn sie stammen von Gott, dem Guten, und des Menschen Verkörperung geistiger Ideen schließt keine unregelmäßige Tätigkeit, keine Krankheit, keine Disharmonie ein.
Unsere Ideen von der Gottheit formen die Vorbilder für unser menschliches Leben. Geradeso wie ein Erfinder seine umwälzende und nutzbringende Idee in seinem Bewußtsein trägt, wo sie weder gestohlen noch zerstört werden kann, so ist auch alles, was in unserem Bewußtsein als Idee besteht oder fortbesteht, unzerstörbar. Der Mensch existiert immerdar im Bewußtsein Gottes als eine geistige Idee und kann daher von den Annahmen der körperlichen Sinne nicht berührt werden.
Vor vielen Jahren erlebte die Verfasserin eine wunderbare Heilung. Sie litt an heftigen Unterleibsschmerzen, die trotz treuer geistiger Arbeit nicht weichen wollten. Eines Nachts steigerte sich der Schmerz derart, daß sie das Bett verlassen mußte. Sie klammerte sich an die Worte Christi Jesu: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10:30). Schließlich war sie imstande zu sagen: „Was immer du, sterbliches Gemüt, auch sagen magst, berührt mich nicht; es ist eine Lüge. Ich bin eine geistige Idee und bleibe eins mit Gott.“ Noch zwei Stunden lang brüstete sich der Irrtum gewaltig mit seinem Anspruch. Doch die Verfasserin verharrte getreulich in der Erkenntnis, daß sie ein Kind Gottes war, und sie war geheilt.
Wie wichtig ist es also zu verstehen, daß der Mensch als eine zusammengesetzte geistige Idee keine Tätigkeit aus sich selbst besitzt! Die Erkenntnis von dem Unvermögen des Irrtums, ja seiner Nichtsheit, ist ein bestimmender Faktor in all unseren Demonstrationen der Wissenschaft. Ebensowichtig ist die Erkenntnis, daß es keine materielle Person gibt, an die sich der Irrtum klammern kann, und daß es keinen materiellen Zustand und kein materielles Ding gibt, das der Irrtum angreifen kann. Es ist unbedingt nötig, daß wir bei den „Ideen der Seele“ bleiben, wenn wir unsere Probleme lösen wollen. Und bei den Ideen, die wir erkannt haben, bleiben, heißt bei Gott, dem Prinzip, der Liebe, bleiben.
Im Matthäusevangelium lesen wir von der Speisung der Fünftausend in der Wüste. Bei dieser Gelegenheit sahen die Jünger, daß die Nacht hereinbrach und die Menschen nichts zu essen gehabt hatten. Sie sahen nur die fünf Brote und die zwei Fische — „die Dinge des Sinnes“. Zweifellos waren sie entsetzt, als Jesus zu ihnen sagte (Matth. 14:16): „Gebt ihr ihnen zu essen.“
Der Meister war sich der Substanz bewußt, die unmittelbar zur Verfügung stand — der unendlichen Fülle des göttlichen Geistes. Indem er dankte, machte er den Anspruch der materiellen Sinne zunichte und demonstrierte die gegenwärtige Fülle der göttlichen Liebe. Er war imstande, das ganze Volk nicht nur geistig, sondern auch materiell zu speisen. Der Meister besaß ein Verständnis von der Unendlichkeit der geistigen Substanz; und die Versorgung erwies sich mehr als reichlich, denn es blieb noch genug übrig, um zwölf Körbe zu füllen.
Als Paulus eine Otter an die Hand fuhr, schleuderte er sofort die mesmerischen Gifteinflüsterungen ins Feuer, und wir lesen, daß ihm nichts Übles geschah. Da Gott, Liebe, immer gegenwärtig ist, sind auch Seine Engel, Seine Ideen, immer gegenwärtig. Wir müssen jedoch unser Bewußtsein für sie öffnen. Und in dem Maße, wie wir das tun, stellen wir fest, daß unsere menschlichen Bedürfnisse in reichem Maße gestillt werden.
Die Wissenschaft verleiht uns wahre Ideen, und auf diese Weise gibt sie uns Besitztümer, die niemals vergehen. Mrs. Eddy sagt uns auf Seite 560 von „Wissenschaft und Gesundheit“: „Die göttliche Liebe ist das hohe Wunder für den menschlichen Sinn, und die große Notwendigkeit des Daseins ist, die wahre Idee von dem zu gewinnen, was das Himmelreich im Menschen ausmacht.“