Als wir 1945 unsere Heimat verlassen mußten, kam ich in Gefangenschaft und wurde dort sehr krank. Ich mußte zweieinhalb Jahre in einem Gipsverband liegen; man sagte mir, ich hätte Knochentuberkulose. Als ich das Krankenhaus verlassen durfte, mußte ich ein langes Stahlkorsett tragen.
Meine Mutter und meine Schwester hatten inzwischen in Deutschland eine neue Heimat gefunden, wo ich auch bleiben konnte. In dieser Stadt war eine kleine Gruppe von Anhängern der Christlichen Wissenschaft, die inoffiziell zusammenkamen. Meine Mutter und ich gingen an einem Sonntag zu ihrem Gottesdienst; dort lernten wir eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft kennen. Am anderen Tag ging ich zu dieser Ausüberin und bat um Hilfe. Sie sprach sehr liebevoll mit mir und sagte: „Heilen tut nur Gott allein.“ Sie gab mir das Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, zum Lesen, während sie für mich arbeitete. Auf Seite 418 kam ich an die Stelle: „Sprich die Wahrheit zu jeder Form des Irrtums. Geschwülste, Geschwüre, Tuberkeln, Entzündung, Schmerz, mißgestaltete Gelenke sind wache Traumschatten, dunkle Bilder des sterblichen Gedankens, die vor dem Licht der Wahrheit fliehen.“ Ich spürte ein Zucken in der Wirbelsäule, und der ganze Körper richtete sich mehr auf. Damals wußte ich nicht, was dies bedeuten sollte.
Drei Tage später mußte ich zum Amtsarzt zur Untersuchung kommen, da ich auf Rente gesetzt war. Er stellte fest, daß ich vollkommen gesund war. Er sagte nur: „Was ist hier geschehen, Ihre Wirbelsäule ist ja vollkommen in Ordnung!“ Daraufhin wurde mir die Rente sofort wieder gestrichen.
Am anderen Tag ging ich zu der Ausüberin, um ihr über meine augenblickliche Heilung zu berichten. Gleichzeitig teilte ich ihr mit, daß ich nun auch keine Rente mehr bekäme. Darauf sagte sie: „Freuen Sie sich doch, daß Sie keine Rente mehr zu nehmen brauchen. Wissen Sie, daß Gott die Quelle Ihrer Versorgung ist.“ Obwohl ich wußte, daß ich geheilt war, hatte ich doch Furcht, eine Arbeit anzunehmen. Sie gab mir aber Trost und neuen Mut und sagte: „Gott wird Ihnen solche Arbeit geben, die Ihnen auch Freude bereitet.“ Und so war es auch. Mir wurde gleich eine wunderbare Stellung angeboten. Darum kann ich nur sagen (Ps. 118:1): „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“
Hanau/Main, Deutschland
