Eines der schönsten Beispiele für die Unverletzbarkeit des Menschen, das wir in der Heiligen Schrift finden, ist die Geschichte des Propheten Daniel in der Löwengrube. Die neidischen und haßerfüllten Fürsten und Statthalter hatten versucht, ihn töten zu lassen. Aber wir lesen: „Gott hat seinem Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat.“ Dan. 6:23; Als man Daniel am anderen Morgen aus der Grube zog, fand man ihn unverletzt.
Mrs. Eddy gibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, folgende Definition für „Engel“: „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 581; Und an einer anderen Stelle desselben Buches heißt es: „Diese Engel erlösen uns aus den Tiefen. Wahrheit und Liebe kommen uns näher in der Stunde der Trübsal, wenn starker Glaube oder geistige Stärke durch das Verständnis von Gott ringt und obsiegt.“ S. 567;
Der Engel, der, wie uns berichtet wird, Daniel in der Löwengrube beschützte, kann als das Verständnis von der allgegenwärtigen Liebe Gottes aufgefaßt werden, das Verständnis, daß es unter der Herrschaft Gottes nichts gibt, was verletzen oder verletzt werden kann. In diesem mentalen Zustand befand sich Daniel außerhalb der Reichweite des Bösen. Hätte Daniel an die Macht des aggressiven Bösen geglaubt, wäre er von den Löwen angegriffen worden. Hätte er sich innerlich verletzt und gekränkt gefühlt wegen der Bosheit seiner Verfolger und der Undankbarkeit des Königs Darius, wäre er auf das Niveau des Denkens herabgestiegen, wo er hätte verletzt werden können. Er hätte den Engel nicht empfangen und den erhabenen Beweis des Schutzes nicht erbringen können.
Fühlen auch wir uns nicht manchmal in einer Löwengrube, wenn wir glauben, daß uns Unrecht zugefügt wird, wenn Bosheit, Neid und Undankbarkeit sich unseren Bemühungen, recht zu denken und zu handeln, entgegenzustellen scheinen? Wie reagieren wir im allgemeinen auf derartige Angriffe? Widerstehen wir in jedem Fall der Versuchung, das Böse zu personifizieren und ihm Macht zuzugestehen? Widerstehen wir der Versuchung, uns voller Enttäuschung und Verbitterung zurückzuziehen und die Narben des Verletztseins zu betrachten?
In der Bergpredigt gibt uns Christus Jesus den Rat: „Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch dar.“ Matth. 5:39; Dies könnte so ausgelegt werden, daß wir erkennen sollen, daß das Böse in der geistigen Wirklichkeit nicht geschehen ist, und daß wir nicht „widerstreben" oder darauf reagieren sollen, sondern imstande sind, die andere Backe ohne Furcht, ein weiteres Übel könne uns treffen, darzubieten. Ein solches Verständnis von der Nichtsheit des Bösen erlangen wir durch die Erkenntnis der Allheit Gottes, des Guten, die nichts Böses in sich schließt.
Das einzige, was verletzt oder gekränkt werden kann, ist der persönliche Sinn, das materielle Bewußtsein oder sterbliche Gemüt. „Die Waffen der Frömmelei, der Unwissenheit und des Neides fallen vor einem ehrlichen Herzen zu Boden“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 464., schreibt Mrs. Eddy. Wir sollten uns prüfen, um zu erkennen, ob wir uns gegen die Angriffe des persönlichen Sinnes geschützt haben. Wir sollten unser Denken und unsere Motive läutern und veredeln und das göttlich rechte Denken das selbstgerechte und furchterfüllte Denken durch den Engelsgedanken ersetzen lassen, der den Löwen den Rachen zuhält, so daß wir wie Daniel unverletzt aus jeder sterblichen Erfahrung hervorgehen.
