Es wird vermutet, daß der Apostel Johannes der Jünger war, den Christus Jesus besonders liebte, und wenn man in der Heiligen Schrift über ihn liest, kann man wohl annehmen, daß er es deshalb war, weil er ein tiefes geistiges Verständnis hatte und mit Jesu Denken über Gott und den Menschen in Einklang war. Nach Jesu Himmelfahrt hatte Johannes wichtige Eingebungen, die er an die christlichen Gemeinden weiterleitete. In einem der biblischen Bücher, die ihm zugeschrieben werden, gibt er die folgende inspirierende Botschaft: „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!“ Offenb. 3:11; Wir wollen uns nicht die Freude rauben lassen, die wir geistig wahrgenommen und erkannt haben.
Materielles Denken ist zerstörerisch und stets aggressiv. Es fordert, daß wir uns ihm unter allen Umständen anpassen. Wenn wir der Herrschsucht solchen Denkens nachgeben, das zuweilen andere veranlassen mag, uns ihren Willen aufzuzwingen, so scheinen wir das Gefühl zu haben, immer auf etwas verzichten zu müssen, was wir gern haben oder tun möchten. Von diesem negativen Standpunkt aus betrachtet, scheint das Leben eine Kette von Verzichten zu sein anstatt eine Reihe von Erfüllungen.
Jeder hat den Wunsch, solchen Erfahrungen aus dem Wege zu gehen und uneingeschränkt über sich selbst zu verfügen. Und fast in jedem Menschen steckt das Streben nach etwas Höherem, das Ziel, aus seiner gegenwärtigen Lage herauszuwachsen. Es hat aber keinen Zweck, unsere Zeit damit zu vergeuden, über unsere Unvereinbarkeit mit unserer Umgebung betrübt zu sein. Solche Gedanken und die sich daraus ergebenden Handlungen ändern die Umstände nicht, sondern belasten nur unser Denken und verdunkeln, was wir schon mit so viel Freude an geistiger Wahrheit erkannt haben.
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns den richtigen Weg, solche Disharmonien zu überwinden. In Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy lesen wir: „Es ist augenfällig, daß wir nur insoweit harmonisch sind, wie wir aufhören, das Böse oder die Annahme zu bekunden, daß wir von den Sünden anderer leiden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 346;
Wir sollten uns durch Angriffe des sterblichen Gemüts nicht beunruhigen lassen, sondern stille sein und auf den immergegenwärtigen, all-wirkenden Gott warten. Die Angriffe mögen uns wohl eine Weile aufrütteln, ohne jedoch unser Innerstes zu berühren, wenn wir das Böse nicht als wirklich akzeptieren. Und sie können nichts an der Tatsache ändern, daß wir als Gottes Ideen im Bewußtsein der göttlichen Liebe wohlbehütet sind und bleiben.
Die Christliche Wissenschaft heißt uns unter allen Umständen daran festhalten, daß der immergegenwärtige Gott, das Gute, überall wirkt und der wirkliche Mensch als eine Idee des göttlichen Gemüts unzerstörbar und ewig vollkommen ist. Wir lesen im Lehrbuch: „Die ruhigen, starken Ströme wahrer Geistigkeit, die sich in Gesundheit, Reinheit und Selbstaufopferung offenbaren, müssen die menschliche Erfahrung vertiefen, bis die Annahmen des materiellen Daseins als eine armselige Täuschung erkannt werden und Sünde, Krankheit und Tod der wissenschaftlichen Demonstration des göttlichen Geistes und dem geistigen, vollkommenen Menschen Gottes auf ewig Raum geben.“ S. 99;
Laßt uns daher nicht resignieren, sondern sehr wachsam sein, um die vielen Gelegenheiten zu entdecken, die Gott uns ständig gibt, damit wir die Wirklichkeit und Macht des Guten und die Unwirklichkeit des Bösen beweisen. Wenn wir von all diesen Gelegenheiten Gebrauch machen, die vom materiell ausgerichteten Denken nicht erkannt werden, können wir unangefochten in der Stille wachsen, und unser geistiger Blick wird sich schärfen und uns befähigen, weise und eindeutige Entscheidungen zu treffen. Die Bibel gibt uns den Rat: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ Matth. 10:16; Was wir an geistigen Wahrheiten erkannt haben, sollten wir im Bewußtsein behüten und nicht wieder dadurch verlieren, daß wir uns von den Angriffen des sterblichen Gemüts überwinden lassen. Die Bibel tröstet uns auch mit der Verheißung, daß „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ Röm. 8:28;
Die Verfasserin hat in jungen Jahren das Studium der Christlichen Wissenschaft unter sehr schwierigen Umständen begonnen, gegen den Willen ihrer Umgebung, die völlig andere Interessen hatte. Heute denkt sie mit Dankbarkeit an die vielen Hindernisse, die sie immer mehr zum Ergründen der Wahrheit angetrieben haben; an die kurzen Zeitspannen, wo sie zum Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft griff, das immer bereitlag, und sich intensiv an die geistigen Wahrheiten klammerte — Augenblicke, die erfüllt waren von dem tiefen Wunsch, mehr von der Wahrheit über Gott und Seine Liebe zum Menschen zu erfassen.
Sie fand verborgene Plätze, wo niemand sie in ihrem Nachdenken über Gottes Güte stören konnte. Die Sehnsucht nach der geistigen Wahrheit erfüllte die wenige Zeit ihres Studiums mit höchster Konzentration. Oft war es nur ein Satz, der ihr Denken tagsüber bewegte, bis sie ihn verstand. Auseinandersetzungen über die Christliche Wissenschaft wurden vermieden und Angriffe mit Sanftmut entwaffnet. Die Menschen in ihrer Umgebung gaben dann ihre Angriffe auf. Sie bemerkten außerdem nichts von ihrem Wachstum in der Stille, und die erfaßten geistigen Wahrheiten konnten unbehelligt in ihrem Denken bewahrt bleiben.
Gottes Liebe war mit ihr auf ihrem Weg vom Sinn zur Seele, und Seine Engelsgedanken erhellten das Dunkel der Umstände mehr und mehr. Durch die harte Erfahrung, daß Heim, Familie und gute Bekannte keine wahre Stütze für sie waren, lernte sie, sich auf Gott zu verlassen. Die Gelegenheiten zum Studium der Christlichen Wissenschaft mehrten sich bald, und dauerhafte Freundschaften brachten viel Freude durch segensreiche Gespräche über Gottes Wahrheiten. Angehörige änderten allmählich ihre Meinungen über die Christliche Wissenschaft und Veränderungen fanden statt, die mehr Freiheit und Fortschritt in ihrem Berufsleben mit sich brachten.
Mrs. Eddy sagt: „Suchen genügt nicht. Ringen befähigt uns einzudringen. Geistige Errungenschaften öffnen die Tür zu einem höheren Verständnis des göttlichen Lebens.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 10; Wenn wir Gott ernstlich zu verstehen suchen und das bereits Verstandene anwenden, wird gerade die Trübsal, die materielles Denken und Handeln uns zufügt, auch die Erfahrung mit sich bringen, die uns aus einem falschen Bewußtsein zu weiterer Erkenntnis der Wahrheit erhebt. Im gleichen Verhältnis, wie wir die Wahrheit wahrnehmen, verschwindet der Irrtum aus unserem Denken und damit auch aus unserem Leben.
Wir lesen in der Bibel: „Die Geduld aber soll ihr Werk tun bis ans Ende, auf daß ihr seid vollkommen und ohne Tadel und kein Mangel an euch sei.“ Jak. 1:4.
