Der Erste Weltkrieg sollte der letzte aller Weltkriege sein, und um den ewigen Frieden aufzurichten, wurde der Völkerbund gegründet. Aber nach zwanzig Jahren erschien wieder eine Kriegswolke, und der Zweite Weltkrieg brach aus. Seither haben sich die Vereinten Nationen eifrig bemüht, verschiedene andere Kriege zu vermeiden und haben wiederholt einen drohenden globalen Krieg abgewendet. Die Menschheit sehnt sich nach Frieden, und die Bürger der Welt sind gewillt, dazu beizutragen. Der einzelne fühlt sich zu solch einer ehrfurchtsvollen Aufgabe zu unbedeutend und ungeeignet, doch die Menschen suchen in ihrem Innersten weiter: Was kann ich tun?
Christus Jesus hat Anweisungen gegeben, nach denen ein jeder von uns für eine bessere und friedlichere Welt arbeiten kann. Eine seiner Antworten auf die Frage: Was kann ich tun? ist sehr eindringlich und praktisch. Er sagte: „Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest.“ Matth. 7:5;
Wenn wir die heutigen Ereignisse betrachten und die Elemente jedes einzelnen Ereignisses in Gedanken auflösen, finden wir einen gemeinsamen Nenner, nämlich das fleischliche Gemüt. Wir mögen dies den „Splitter“ in eines andern Auge nennen, doch wenn wir in unserem eigenen Herzen forschen, finden wir vielleicht heraus, daß dies auch „der Balken“ in unserem Auge ist, der zuerst herausgezogen werden muß.
Weltgeschehnisse sind Kundwerdungen der Anhäufung von Annahmen des sterblichen Gemüts. Jeder, der diese Tatsache erkennt, wird andere Elemente in den Geschehnissen entdecken, weil er durch die Brille der Annahmen sieht, die er selbst akzeptiert hat. Daher ist die individuelle Arbeit für die Welt so wichtig.
Für den einen mag ein bestimmter Krieg gespaltene religiöse Überzeugungen bedeuten, für einen anderen Mangel an Kommunikation und für einen dritten Eigendünkel. Wer eine gespaltene Religion sieht, dem mag es an dem Verständnis fehlen, daß es nur einen Gott, ein Prinzip gibt und daß Er allein regiert, ohne Rücksicht auf Religionen. Wer die Ursache in mangelnder Kommunikation sieht, der wird erkennen müssen, daß individuelle Kommunion mit Gott sich als Kommunikation zwischen Menschen und Völkern bekundet. Wer einen Krieg als die Folge von Eigendünkel sieht, mag in seinem Denken die Annahme von einem von Gott getrennten Selbst oder die Tendenz, seine Mitmenschen nicht richtig zu würdigen, überwinden müssen.
Wenn wir im Sinne der Christlichen Wissenschaft für die Welt arbeiten, so bedeutet dies individuelle Läuterung des Denkens. In dem Maße, wie der einzelne Ordnung, Gerechtigkeit, brüderliche Liebe und Frieden demonstriert, wird er sehen, wie die Welt diese Eigenschaften zum Ausdruck bringt. Die Welt ist wie ein Gemälde, das von dem kollektiven Denken der Menschheit gemalt wurde. Daher ist das Denken des einzelnen für die ganze Menschheit von Wichtigkeit.
Mrs. Eddy gründete den Christian Science Monitor als eins der Organe ihrer Kirche. Und es ist die Pflicht des Christlichen Wissenschafters, den Monitor zu lesen, um zu erfahren, was in der Welt geschieht; dann muß er seinen Teil dazu beitragen, die Machtlosigkeit dessen zu sehen, was falsch ist, und zu unterstützen, was richtig ist.
Vor mehreren Jahren gewahrte ich einen Schimmer von dem, was der einzelne für den Frieden in der Welt tun kann. Eine Fernsehreportage über einen sich lange hinziehenden Bürgerkrieg in einem fernen Land rüttelte mich zu der Erkenntnis auf, daß mir der Krieg bisher gleichgültig gewesen war. Er war weit weg, und das darin verwickelte Volk war mir unbekannt. Ich wurde mir aber meiner Pflicht als Christlicher Wissenschafter bewußt und beschloß herauszufinden, ob ich wirklich den Zweck des Monitors verstand. Sowie ich mein Denken für diese Pflicht aufgeschlossen hatte, fesselte ein Artikel über diesen Krieg meine Aufmerksamkeit. Das Wort „Extremist“ fiel mir besonders auf. Ich nannte „Extremist“ den Splitter im Auge eines anderen und bemühte mich, zuerst den „Balken“ aus meinem Auge zu entfernen.
Mary Baker Eddy sagt in ihrem Buch Vermischte Schriften: „Fanatiker eines jeden Zeitalters sind stets mit hartnäckiger Bejahung oder überschwenglicher Ablehnung zur Hand: der eine gibt nicht, dem Kaiser, was des Kaisers ist‘, der andere sieht, die Schönheit Helenas im Angesicht Ägyptens‘.“ Verm., S. 374. Jeden Tag beobachtete ich mein Denken, um die Versuchung zu überwinden, an meiner eigenen Ansicht eigenwillig festzuhalten oder Meinungen, die meiner entgegengesetzt waren, beharrlich abzulehnen. Ich versuchte, nachsichtig zu sein, indem ich dem „Kaiser gab, was des Kaisers ist“. Ich sah davon ab, „die Schönheit Helenas im Angesicht Ägyptens“ zu suchen. Diese Übung war für mich ein läuterndes Erlebnis, und ich fand viele Gelegenheiten, wo Extremismus in einer heimtückischen Form in meinem täglichen Denken, meiner Unterhaltung und in meinem Tun berichtigt werden mußte.
Zur gleichen Zeit bemerkte ich, daß Extremismus in Geschehnissen um mich herum und in den Nachrichten entweder aufgedeckt oder in verschiedenen Graden überwunden wurde. Sogar die sich verändernde Lage des Krieges in jenem weit entfernten Land zeigte ein Sichausgleichen des Extremismus, bis er aufhörte. Ich hüte mich weiterhin vor der Versuchung, extrem zu sein, und ich erlange einen besseren Begriff von Ausgeglichenheit und Harmonie.
Ich habe durch meine Erfahrung gelernt, daß „der Balken“ in meinem Auge irgendeine Phase des fleischlichen Gemüts ist, die ich durch wissenschaftliches Gebet nicht berichtigt habe. Wenn dieser „Balken“ herausgezogen ist, beginnt der „Splitter“ in den Augen derer, die um mich herum sind, sei es ein persönliches Problem oder ein Gruppenproblem, zu verschwinden.
Der einzelne kann mehr für die Welt tun, als er glaubt. Wir können es uns nicht leisten, uns von dem Argument: Was kann ich tun, wenn ich so unbedeutend bin? täuschen zu lassen. Wir können die Macht des vergeistigten Denkens entdecken und damit beginnen, es in bezug auf jede Situation zu pflegen.
