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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Die vier Biographen Jesu

Aus der September 1972-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die überragende Laufbahn Christi Jesu ist von vier Biographen schriftlich niedergelegt worden, von Matthäus und Johannes, die der Überlieferung nach Jünger des Meisters waren, und Markus und Lukas, die es nicht waren.

Obgleich die Gelehrten darin überinzustimmen scheinen, daß die Briefe des Paulus mindestens ein Jahrzehnt vor den Evangelien erschienen sind, ist es logisch, daß das Neue Testament in unseren Bibeln mit den Schriften beginnt, die wir als die vier Evangelien kennen.

Das Wort „Evangelium“, mit dem die Bibelleser vertraut sind, kommt aus dem Griechischen und bedeutet „gute Botschaft“. Diese Aufzeichnungen über das Leben des Meisters heißen also deshalb „Evangelien“, weil sie die herrliche Botschaft, die „große Freude“ enthalten, von der der Evangelist Lukas (2:10) erzählt.

Von den vier Berichten geben die ersten drei eine ähnliche allgemeine Übersicht oder Synopsis über das Werk und das geistliche Amt Christi Jesu. Das Adjektiv „synoptisch“, das oft auf diese drei Evangelien angewandt wird, stammt von der Tatsache her, daß sie in parallellaufenden Spalten in „synoptischer“ Anordnung gedruckt und verglichen werden können; „synoptisch“ bedeutet wörtlich genommen „zusammen gesehen“ oder „gleichzeitig gesehen“ und ist von zwei griechischen Bezeichnungen abgeleitet, syn, „mit“, verbunden mit opsis, „sehen“.

Aufgrund des Augenscheins, der sich bietet, wenn man die miteinander verwandten Berichte über das Werk des Meisters vergleicht, stimmen die Gelehrten allgemein darin überein, daß die drei synoptischen Verfasser ein und dasselbe Dokument als Quelle benutzten, das seit langem verloren ist. Wissenschaftler der heutigen Zeit, die den Urtext studieren, verweisen auf dieses Dokument gewöhnlich mit dem Buchstaben „Q“ (für das deutsche Wort Quelle). Es ist auch die „Logia“ genannt worden — das griechische Wort für „Aussprüche“ —, da es hauptsächlich eine Sammlung der Aussprüche Jesu gewesen zu sein scheint.

Weder ein einzelnes Evangelium noch alle zusammen erheben den Anspurch, einen vollständigen Bericht von dem Leben, dem Werk und den Lehren des Messias zu geben. Im vierten Evangelium, das die drei früheren ergänzt, macht Johannes dies äußerst überzeugend mit folgenden Worten klar: „Es sind auch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn sie aber sollten eins nach dem andern geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären“ (Joh. 21:25).

Es hat den Anschein, daß verhältnismäßig wenige Begebenheiten aus Jesu dreijährigem Wirken und praktisch nichts aus den dreißig Jahren seiner Vorbereitung niedergeschrieben wurde. Er hinterließ kein kompliziertes Gesetzbuch, kein umfangreiches System religiöser Lehren. Ja, der Überlieferung nach scheint er selbst nichts geschrieben zu haben; aber in den Evangelien sind trotz ihrer Kürze die wesentlichen Prinzipien des Christentums zu finden.

Die heutige Forschung hat festgestellt, daß das Markusevangelium das früheste der Evangelien ist, wie es auch fraglos das kürzeste der vier ist; Matthäus und Lukas haben ausgiebig davon Gebrauch gemacht. Es kann sein, daß es vor der Zerstörung Jerusalems und seines Tempels durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. entstanden ist. Ja, wie Professor Newton Davies es klar ausdrückt, „der Gebrauch, den Matthäus, Lukas und der Verfasser des vierten Evangeliums vom Markusevangelium machten, weist eindeutig auf die Tatsache hin, daß es vor dem Jahre 80 n. Chr. geschrieben worden sein muß“ (The Abingdon Bible Commentary — Abingdon-Bibelkommentar, S. 996).

Der Verfasser des Markusevangeliums trug auch den Namen Johannes, denn an mehreren Stellen wird er als „Johannes, der mit dem Zunamen Markus hieß“ (Apg. 12:12, 25) beschrieben. Johannes ist ein jüdischer oder semitischer Name, während der andere Name, Markus (lateinischen Ursprungs), auf eine römische Abkunft hinweist. Das erklärt auch, warum das Markusevangelium oft als Evangelium für die Römer bezeichnet wird und sogar in Rom geschrieben worden sein mag.

Markus scheint nicht nur mit dem Griechischen, sondern auch mit dem Aramäischen und Lateinischen vertraut gewesen zu sein. In den Annalen des frühen Christentums beschreibt der berühmte Theologe Irenäus, der um 177 n. Chr. lebte, Markus als den Jünger und Interpreten des Petrus. Etwas früher in demselben Jahrhundert hatte ein anderer christlicher Verfasser, Papias, das Verhältnis der Abhängigkeit erklärt, in dem Johannes Markus zu seinem Lehrer Petrus stand (siehe Eusebius, Kirchengeschichte III. 39.15).

Das Markusevangelium stellt anschaulich die Menschlichkeit Jesu dar — es zeigt z. B. die Unmittelbarkeit seines Heilungswerkes und seine Liebe zu kleinen Kindern —, anstatt seine Lehren zu betonen.

Das Matthäusevangelium stellt den Meister als den von den Propheten angekündigten Messias dar. Durch eine Fülle von Zitaten aus dem Alten Testament versucht es zu zeigen, wie die Mission Jesu die prophetischen Verheißungen erfüllte.

Das Entstehungsdatum des Evangeliums, das Matthäus zugeschrieben wird, ist ebenfalls unbekannt. Die meisten Gelehrten nehmen heute an, daß es in den neunziger Jahren des ersten Jahrhunderts n. Chr. entstanden ist, obwohl seine Anfänge schon in den Jahren 75 bis 80 liegen können. Der alten Überlieferung folgend, meinen heute einige immer noch, daß der Verfasser dieses Evangeliums tatsächlich einer der ursprünglichen zwölf Apostel gewesen sei, derjenige, der manchmal Matthäus und manchmal Levi genannt wird. Trotz der Tatsache, daß Matthäus als ein „Zöllner“ oder Steuereinnehmer bezeichnet wurde, eine Stellung, die bei vielen Juden in schlechtem Ruf stand, scheint der Meister keine Bedenken gehabt zu haben, ihn zu seinem Dienst zu berufen.

Mit der Zusammenstellung des Matthäusevangeliums eng verbunden ist das Evangelium, das mit Lukas in Verbindung gebracht wird. Lukas, ein hochbegabter Mann griechischer Herkunft und als Arzt ausgebildet, war ein aktiver christlicher Verfasser und ein scharfsinniger Historiker — ein Mann mit in der Tat weltweiten Interessen.

Er scheint weit gereist zu sein, denn wir wissen von den Aufzeichnungen, daß er in Philippi, Troas, und Rom war — wahrscheinlich auch in Ephesus. Er begleitete Paulus oft auf seinen Missionsreisen.

Im Gegensatz zu den meisten Teilen der Schrift scheint uns das Lukasevangelium ungekürzt überliefert worden zu sein; es ist sehr gut geschrieben und enthält keine späteren Zusätze oder Revisionen eines Herausgebers. Lukas war ein gewissenhafter und aufrichtiger Forscher und Verfasser.

Wie Matthäus, so benutzte Lukas als grundlegende literarische Quellen für sein Evangelium sowohl das Markusevangelium wie auch die Q-Aufzeichnungen (die „Logia“ oder Aussprüche Jesu), die Matthäus zusammengestellt zu haben scheint.

Die Zusammenstellung des Johannesevangeliums folgte, vielleicht vor der Jahrhundertwende und in Ephesus in Kleinasien. Obwohl die alte Überlieferung, daß der Apostel Johannes, der Sohn des Zebedäus, der Verfasser war, heute nicht mehr allgemein akzeptiert wird, ist sie noch sehr stark. Das Evangelium selbst erklärt, daß es seine Autorität von dem „Jünger. . ., welchen Jesus lieb hatte“, herleite (siehe Joh. 21:20—24). Sicher ist, daß dieses Evangelium uns den innersten Gedanken Jesu näher zu bringen scheint als irgendeins der anderen.

Das Johannesevangelium läßt keine Zweifel über seinen Zweck aufkommen. Es erklärt eindeutig: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor den Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen“ (Joh. 20:30, 31).

Johannes schreibt nicht eigentlich eine Biographie des Meisters. Er sucht absichtlich gewisse Ereignisse im Wirken Jesu heraus und berichtet über sie — nicht so sehr vom Standpunkt eines Historikers als von dem eines Lehrers, und zwar um zu beweisen, daß Jesus in der Tat der Christus, Gottes eigener Sohn ist.

Die vier Evangelien zeigen, daß das allen gemeinsame Thema von vier individuellen Standpunkten aus behandelt worden ist. Man könnte sagen, daß die Synoptiker Markus, Matthäus und Lukas das Evangelium Jesu darbieten, während Johannes das Evangelium des Christus darbietet.

Matthäus schrieb von einem jüdischen Standpunkt aus und mit besonderem Hinblick auf die Juden. Markus, der ebenfalls von einem jüdischen Standpunkt ausging, zeigte besonderes Interesse an den Heiden oder Nicht-Juden, und zwar vor allem an den Menschen römischer Herkunft. Das Lukasevangelium scheint sich an die Griechen zu wenden. Johannes, der Verfasser des „geistigen Evangeliums”, schrieb für die universelle Kirche.


Die Zeit ist erfüllt,
und das Reich Gottes ist herbeigekommen.
Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

Markus 1:15

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