An der Decke der Sixtinischen Kapelle in Rom stellte Michelangelo Gott als ein körperliches Wesen dar, das die rechte Hand ausstreckt und mit seinem Finger fast den des ersten Menschen, Adams, der auf der Erde liegt, berührt. Diese allegorische Darstellung der Schöpfung hat oft eine elektrisierende Wirkung auf den Betrachter. Die Vision von einer soeben erschaffenen Welt breitet sich vor seinen Augen aus. Dem Menschen wird das Leben gegeben! Der Betrachter könnte beinahe erwarten, einen Lebensfunken zu sehen, der von der Fingerspitze dieser symbolischen Darstellung der Gottheit auf die des liegenden Menschen überspringt.
Das Gemälde gibt wahrscheinlich die ehrliche Auffassung des Künstlers von Gott wieder, die zweifellos viele Christen im Mittelalter teilten. Natürlich war es ein Produkt der Phantasie, da ja niemand den Schöpfer je mit sterblichen Augen gesehen hat. Siehe Joh. 1:18; Es kommen heute immer mehr Menschen, die die Bibel studieren, zu der Erkenntnis, daß Gott, Geist, überhaupt keine körperlichen Eigenschaften besitzt und Seine Schöpfung, der Mensch, zu Seinem Ebenbild erschaffen ist und daher geistig sein muß. Der sterbliche, materielle Mensch ist nicht dieses Ebenbild.
Der Ausdruck „Finger Gottes“ kommt mehrmals in der Bibel vor. Im zweiten Buch Mose wird berichtet, daß die Gottheit Mose zwei „Tafeln des Gesetzes“ gab, „die waren aus Stein und beschrieben von dem Finger Gottes“ 2. Mose 31:18;. Dies weist auf den göttlichen Ursprung des Dekalogs hin. Und als Christus Jesus einen Stummen geheilt hatte und einige Zuschauer gehässig bemerkten, daß der Satan ihm bei seinem Heilungswerk geholfen habe, erwiderte der Meister: „Wenn aber ich die Geister durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? ... Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen“ Luk. 11:19, 20; — oder, wie James Moffatt es in seiner Bibelübersetzung ausdrückt, „so hat euch das Reich Gottes bereits erreicht“.
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