Auf dem Heimweg von einer Mittwochabend-Zeugnisversammlung dachte ich über die inspirierenden Zeugnisse nach und dankte im stillen für die herrlichen Beweise der Macht und Liebe Gottes, die in ihnen zum Ausdruck gekommen war. Ich selbst hatte an diesem Abend nicht gesprochen. Mir ging es gut; ich hatte weder gesundheitliche Beschwerden noch mit meinen Mitmenschen irgendwelche Schwierigkeiten. Was hätte ich also sagen können? Wofür hätte ich besonders dankbar sein können?
Aber mit dieser Entschuldigung konnte ich mich nicht zufriedengeben. Ich verfolgte diesen Gedanken weiter, bis ich erkannte, daß es einfach unmöglich für mich war, auch nur einen Tag keinen Grund zur Dankbarkeit zu haben. Gerade wenn alles gut geht, können wir dankbar sein, daß Schwierigkeiten niemals aufgetreten sind — in der Allheit Gottes sind sie unwirklich und unwahr.
Wenn wir uns immer mehr bemühen, Wahrheit und Liebe zum Ausdruck zu bringen, wie wir sie in der Christlichen Wissenschaft verstehen lernen, wenn wir unser Bewußtsein immer mehr zu der göttlichen Wirklichkeit erheben, dann sehen wir immer mehr Beweise der göttlichen Kraft, die still und unwiderstehlich in uns wirkt und uns verändert „durch Erneuerung [unseres] Sinnes, auf daß [wir] prüfen möge[n], was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene“ Röm. 12:2;. Daß sich unsere Einstellung geändert hat, merken wir, wenn wir angesichts schlimmer Nachrichten oder betrüblicher Umstände wissen, wo wir die Lösung finden können. Wir werden nicht von Furcht und Grauen erfaßt, sondern unser Herz ist von zärtlicher Nächstenliebe erfüllt, und wir unterstützen mit unseren Gedanken jene, die in Not sind. Wir finden Wege, in praktisch wirksamer Weise, die von Weisheit und Großmut bestimmt wird und immer das Ergebnis unseres Gebets ist, aufzurichten, zu helfen und mitzutragen. Dies ist wirklich ein Beitrag zur Erlösung und Befreiung aller Menschen aus den Gefahren, denen sie sich ausgesetzt fühlen — ein indirekter Beitrag zum Weltfrieden.
Jeden Sonntag hören wir am Schluß des Gottesdienstes in den Kirchen Christi, Wissenschafter, die Worte aus dem ersten Brief des Johannes: „Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht.“ 1. Joh. 3:1; Wollen wir doch dankbar sein für den Segen, der darin liegt, daß uns die „Welt“ nicht kennt und nicht findet, daß wir uns geborgen fühlen können in dem Licht und der Kraft Gottes, der Liebe.
Wir müssen uns dauernd in „Alarmbereitschaft“ befinden und uns stets bewußt sein, daß Wahrheit und Liebe, die Macht Gottes, uns umgibt und aufrechterhält. Dann können wir die Lüge völlig auslöschen. Wir wissen, daß das, was wir studieren, keine Zauberformeln sind. Nicht gelesene oder auswendig gelernte Worte schützen und heilen, sondern die im Herzen verstandene, geistige Bedeutung, die wir uns zu eigen gemacht haben. Gott ist Gemüt, allwissend. Er ist auch unser Gemüt, der Ursprung unseres Wissens. Deshalb ist alles, was wir wissen können, die Widerspiegelung von dem, was Gott weiß. So kann es keine Furcht geben und keinen Zweifel daran, daß wir zu allen Zeiten und in jeder Lage wissen werden, wie wir die lügenhaften Suggestionen zum Schweigen bringen und unsere Freiheit behaupten können.
Christus Jesus, unser Wegweiser, wußte, daß er eins war mit aller Kraft, aller Liebe, allem Leben. Er wußte sich mit Gott verbunden, der allen Raum erfüllt und alle Kraft ist. Jesus ist unser Vorbild. Wenn wir unser Leben harmonisch gestalten wollen, wenn wir uns danach sehnen, uns und andere zu heilen, sollten wir seinem Beispiel genau folgen und so arbeiten, wie er es tat. Jesus ging stets von Gott aus. Lassen Sie uns unsere Gedanken, unser Wissen über Gott vertiefen und läutern, dann fangen wir richtig an und werden Schritt für Schritt auf den rechten Weg geführt werden — zur Lösung aller Fragen, zur Harmonie des Lebens.
Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, stellt Mrs. Eddy die Frage: „Gibt es mehr als einen Gott oder ein Prinzip?“ Ihre Antwort lautet auszugsweise: „Nein. Prinzip und seine Idee ist eins, und dieses eine ist Gott, allmächtiges, allwissendes und allgegenwärtiges Wesen, und Seine Widerspiegelung ist der Mensch und das Universum.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 465; Hier haben wir eine feste Grundlage für unsere Arbeit: Gott, der Eine, hat alles geschaffen; folglich spiegelt alles in Seiner Schöpfung Sein Wesen, Seinen Charakter wider. Wo kann es dann eine Gefahr geben, die uns oder andere willkürlich bedrohen würde? Kann es eine Gewalt geben, die außerhalb der Schöpfung besteht, der Schöpfung, die von dem einen Gott geschaffen wurde, der sie „sehr gut“ 1. Mose 1:31; nannte?
Wenn wir von dem Schöpfungsbericht im ersten Kapitel des ersten Buches Mose und von den oben zitierten Worten Mrs. Eddys ausgehen, führen alle Gedanken folgerichtig zu der Erkenntnis, daß in Wirklichkeit nichts Böses existieren kann. Wir sind nicht, wie Soldaten in einer belagerten Festung, auf einem engen Raum zusammengedrängt. Es gibt kein „Draußen“, denn was könnte es außer der Allheit — außer Gott — geben? Das Lehrbuch enthält folgende grundlegende Erklärung: „Die Nichtsheit von nichts ist klar; wir müssen aber verstehen, daß der Irrtum nichts ist und daß seine Nichtsheit nicht errettet wird, sondern demonstriert werden muß, um die Etwasheit — ja die Allheit — der Wahrheit zu beweisen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 346.
Wir müssen uns klar darüber werden, daß Wahrheit, Leben, Liebe, ist und daß es nicht unsere Aufgabe ist, Leben lebendig, Wahrheit wahr oder Liebe liebevoll zu machen. Unsere Gebete sind nicht ein mühevolles Zurechtrücken einer aus den Fugen geratenen Welt (wie hätten wir schon die Kraft dazu?), sondern das ruhevolle Erkennen der Größe, Macht und Güte unseres himmlischen Vaters, der das Universum erschaffen hat und sicherlich heute wie zu allen Zeiten Seine Schöpfung lenken und erhalten kann und es auch tut. Wenn wir dies erkennen, fühlen wir uns nicht mehr wie Schwimmer, die gegen die Strömung ankämpfen müssen, sondern wir werden von der unendlichen Strömung der göttlichen Liebe getragen, die uns aufrechterhält. Wir sehen den falschen Annahmen, die zu drohen scheinen, gelassen ins Auge, und sie verschwinden.
Wir können dankbar sein, täglich unsere Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringen zu können, daß alles Feindliche nichts ist. Die einzige Macht, die solche falschen Annahmen ausüben können, ist die, die wir ihnen geben, indem wir sie akzeptieren, fürchten oder respektieren. Voll Freude und Vertrauen können wir für die große Wahrheit danksagen, daß Gott Alles ist.
