Die meisten Menschen sehnen sich irgendwann einmal in ihrem Leben danach, von Schmerzen erlöst zu werden. Ja, das Verlangen nach Erleichterung von chronischen und akuten körperlichen Beschwerden ist so groß, daß überall in der Welt Tausende von Spezialisten auf dem Gebiet der medizinischen Behandlung von Schmerzen ständig experimentieren, um zuverlässige Mittel zu finden. Sie befassen sich mit den verschiedensten Behandlungsmethoden: von Betäubungsmitteln zur Chirurgie, von der Akupunktur zum Hypnotismus, zur Elektrotherapie und zu Placebos.
In einem Artikel über die verschiedenen Behandlungsarten, die in Schmerzkliniken in den Vereinigten Staaten praktiziert werden, sagt die Verfasserin: „Menschen, die ein anregendes, interessantes Leben führen, werden selten durch Schmerzen arbeitsunfähig gemacht.“ Und sie fährt fort: „Je mehr ein Patient Hilfe erwartet und bereit ist, sich helfen zu lassen, und je größer das Interesse des Arztes an dem Patienten und der Behandlung ist, desto mehr lassen die Schmerzen nach. Das Gemüt ist ein äußerst starkes Heilmittel.“ Psychology Today vom Juli 1977, S. 82;
Diese Bemerkung mag als Zeichen der Zeit betrachtet werden, das zeigt, daß die Welt das mentale Wesen des menschlichen Lebens und die Tatsache zu erkennen beginnt, daß das Denken alle seine Zustände und Erfahrungen beherrscht. Die Christliche Wissenschaft behauptet, daß alle körperliche Empfindung, ja der gesamte materielle Körper, seine Funktionen und Tätigkeiten die Vergegenständlichungen des sterblichen Denkens sind. Die körperlichen Schmerzen sowie die Disharmonien und Krankheiten, die diese offenbar verursachen, sind keine Ausnahme.
Aber der Christlichen Wissenschaft gemäß sind das sterbliche Denken und seine Vergegenständlichungen — die Materie, der materielle Körper, die körperlichen Empfindungen — nicht die wahren Erscheinungsformen, die von Gott, dem einen unendlichen Prinzip, geschaffen wurden. In Wirklichkeit ist der Mensch völlig geistig und harmonisch; er hat seinen Ursprung in Gott, dem unendlichen Geist. Er besteht in dem göttlichen Gemüt und wird in jeder Hinsicht von dem Gesetz der göttlichen Liebe regiert. Die Söhne und Töchter Gottes sind unsterblich, sie können nicht unter Disharmonie oder Unbehagen leiden. Sie sind Offenbarwerdungen der Seele und spiegeln die Eigenschaften der Seele wider. Sie bekunden stets das sündlose, geistige Bewußtsein, nicht materielle Empfindung. Sie haben daher immer Frieden. Sie sind sich der universalen Güte Gottes bewußt und spüren Seine tröstende Gegenwart, die in ihrem eigenen Sein zum Ausdruck kommt.
Die Sterblichen hingegen sind Fälschungen des wahren, geistigen Menschen. Sie sind erfundene Gebilde des sterblichen Denkens, die nur der Annahme nach bestehen. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Das sterbliche Dasein ist ein Traum von Schmerz und Lust in der Materie, ein Traum von Sünde, Krankheit und Tod; es ist dem Traum gleich, den wir im Schlaf haben, in dem ein jeder seinen Zustand ganz und gar als einen Zustand des Gemüts erkennt. Im wachen Traum wie im Traum des Schlafs glaubt der Träumer, sein Körper sei materiell und das Leiden sei in diesem Körper.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 188;
Wenn wir das traumartige Wesen des sterblichen Daseins und seiner Zustände erkannt haben, können wir leicht verstehen, warum das menschliche Gemüt ein „äußerst starkes Heilmittel“ sein kann. Wenn das Gemüt die Empfindung beherrscht, dann führt die Beruhigung des Denkens unvermeidlich zur Linderung von Schmerzen. Ist dies aber der Fall, dann mögen von Furcht erfüllte oder bedrückende Gedanken zu körperlichem Unbehagen führen. Die Menschen könnten also gesund oder krank sein, je nach den Gedanken, die von Zeit zu Zeit im menschlichen Gemüt vorherrschen. Solange wir glauben, das Denken sei Schwankungen unterworfen, können wir auch niemals sicher sein, nicht wieder unter Schmerzen leiden zu müssen.
Dies stimmt jedoch nicht mit dem durch die Christliche Wissenschaft gewonnenen Verständnis überein, daß der Mensch immerdar der Ausdruck der Seele ist, nur den geistigen Sinn besitzt und daher stets Frieden hat. Wenn wir also Schmerzen auf wissenschaftliche Weise überwinden und dauernden Frieden erlangen wollen, ist mehr erforderlich als nur eine zeitweilige Veränderung des menschlichen Denkens von Schmerzen zur Schmerzlosigkeit — sei es nun durch menschlichen Willen oder als Ergebnis des Glaubens an die Wirksamkeit eines materiellen Heilmittels. Wir müssen ganz klar verstehen, daß das Sein als die Kundwerdung des vollkommenen Gemüts die einzige Wirklichkeit ist; dann triumphiert dieses Verständnis über die Suggestion, Schmerzen im Körper — sowie der hypnotische Glaube an körperliche Freuden — seien gesetzmäßig.
Empfindung in der Materie mag uns manchmal zu wirklich erscheinen, um sie verneinen zu können; doch wir müssen und können sie zurückweisen. Wenn Mißklang überhand zu nehmen scheint, braucht das menschliche Gemüt die Stärke des geistigen Verständnisses, um seine Erklärung der Harmonie zu stützen, und dieser Einfluß ist gegenwärtig als die geistige Idee Gottes — Christus —, die das unendlich liebevolle Wesen des wahren Seins offenbart. Die Macht dieses göttlichen Einflusses, den unter Schmerzen leidenden Kranken Trost zu bringen, wurde durch Christus Jesus reichlich bewiesen. Er heilte „alle Krankheit und alle Gebrechen im Volk“ Matth. 4:23;. Seinen Erfolg, den er beim Zerstören von Leiden hatte, schrieb er seinem himmlischen Vater, Gott, dem immer gegenwärtigen göttlichen Gemüt, zu, und er versicherte seinen Nachfolgern, daß auch sie durch Gottes Kraft heilen könnten.
Mrs. Eddy zitiert einen Geistlichen, der gesagt hatte, „daß Schmerz und Krankheit keine Illusionen, sondern Wirklichkeiten seien, und daß es nicht christlich sei, sie für Illusionen zu halten“. Unsere Führerin antwortet darauf: „Es ist unchristlich zu glauben, daß Schmerz und Krankheit etwas anderes seien als Illusionen. Ich weise vielmehr nach, daß gerade Schmerz und Krankheit die Strafe für den Glauben an deren Wirklichkeit sind.“ Vermischte Schriften, S. 68; Dem Beispiel unseres Meisters folgend, half sie Menschen, sowohl dem Leiden als auch der Sünde zu entrinnen, und sie lehrte uns, desgleichen zu tun, und zwar auf der Grundlage der christlichen Lehre von der Allheit Gottes, der Liebe, und der Beziehung des Menschen zu Gott als Sein Kind.
Der biblischen Verheißung gemäß wird durch die Entwicklung der christlichen Lehre der alte Glaube an einen materiellen Himmel und eine materielle Erde schließlich vergehen, und „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“ Offenb. 21:4.. Die Christliche Wissenschaft erklärt nachdrücklich, daß jeder einzelne stets das Ebenbild der Liebe ist, weil Gott den Menschen erschaffen hat. Der Mensch hat eine stets zufriedene, geistige Identität; er bringt beständig die Wärme der göttlichen Liebe zum Ausdruck und empfängt sie. Jeder, der dies versteht, kann schon jetzt von Schmerzen frei sein, wenn er sich dem göttlichen Gesetz unterstellt. Ja, er kann nicht nur von Schmerzen frei sein, sondern auch von den Unzulänglichkeiten des Fleisches, die die Schmerzen hervorzurufen scheinen.
