Wenn wir unsere Liebe zu Gott vertiefen und erweitern, stellen wir fest, daß unser Leben ein bestimmtes Ziel erhält. Wir beginnen zu erkennen, daß wir alle Begrenzungen des sterblichen Daseins überwinden können — sowohl im Denken wie im Handeln. Und da wir an dem Wohlergehen unserer Mitmenschen aufrichtig interessiert sind, hoffen wir, durch dieses geistige Wachstum wenigstens in bescheidenem Maße zum Fortschritt der Menschheit in geistiger Richtung beizutragen.
Das Ergebnis für den einzelnen und letztlich für die Menschheit als Ganzes ist ein völlig geistiges Erwachen — die Entdeckung der Wirklichkeit. Unsere wahre individuelle Identität ist Idee. Sie ist der Mensch, der uneingeschränkte Ausdruck des göttlichen Bewußtseins. Individuell stellt der Mensch die Reinheit und Vollständigkeit der Seele dar, die Güte und Zärtlichkeit der Liebe, die unwandelbare Integrität des Prinzips.
Wenn wir von dieser wahren Substanz des Menschen, der als das genaue Ebenbild Gottes aufrechterhalten wird, einen Schimmer erhaschen und sie dann auch anerkennen, stellt unser Leben ein genaueres Bild des wahren Seins dar. Unser Fortschritt schließt nicht nur ein beständiges Streben nach Geistigkeit ein, sondern verlangt auch, daß wir uns bewußt von der Materialität abwenden — ja sie aufgeben.
Während dieser Zeit des Wachstums wird der einzelne, wie auch die Gesellschaft, beständig und unaufhaltsam Fortschritte machen, wenn wir nicht nur das Falsche aufgeben und das Rechte akzeptieren, sondern auch gewisse Aspekte in unserem Leben unversehrt erhalten. Einer dieser Aspekte, den wir in unserem menschlichen Leben unbedingt schützen und erhalten müssen, wenn wir geistig wachsen wollen, ist die Integrität in bezug auf Sexualität.
Was bedeutet es, sich diese Integrität zu bewahren? Sie vermittelt einem etwas von der Achtung und dem Respekt, die wir für uns selbst und für andere benötigen, um die sexuelle Natur unseres Lebens unter Kontrolle zu halten, anstatt diese einem anderen zu überlassen oder sie den sich ändernden, dahintreibenden, zeitlichen Impulsen unterzuordnen.
Wir können uns diese Integrität nur dann erhalten und die angemessene Kontrolle nur dann ausüben, wenn wir uns einer echten Selbstregierung unterordnen. „Der Mensch, der Gottes Regierung widerspiegelt, regiert sich selbst“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 125;, schreibt Mrs. Eddy. Gott — Seele, Liebe, Prinzip — ist die wahre Substanz und Grundlage unseres wahren Selbst. Richtige Selbstregierung — der Weg zu wahrer Freiheit — besteht darin, dieses Selbst zu finden und zum Ausdruck zu bringen. Es wurzelt im Prinzip, dem einzig wahren Ursprung des Seins.
Wenn wir genügend geistige Erkenntnis besitzen, um uns mit unserem wahren geistigen Selbst zu identifizieren und es zutiefst zu lieben, beginnen wir echte Selbstregierung auszuüben. Dies hat einen höchst stabilisierenden Einfluß auf unser Leben. Menschliche Vorschriften, ja sogar ehrliche persönliche Bemühungen, das Richtige zu tun, sind nicht immer erfolgreich. Doch richtige Selbstregierung wird unseren Wunsch nach Rechtschaffenheit immer unterstützen.
Es ist Gottes erlösende Gegenwart — Sein Christus —, der uns vor unrechtmäßigen sexuellen Beziehungen bewahrt. Die Bibel berichtet uns von Abimelech, der sich in einer kompromittierenden Situation mit Sarah, der Frau eines anderen Mannes, befand. Durch seinen Sinn für Unschuld wurde seine Integrität und die der Frau bewahrt. Daß er in seiner Zurückhaltung richtig gehandelt hatte, wurde ihm durch die folgende Botschaft von Gott bestätigt: „Ich weiß auch, daß du das mit einfältigem Herzen getan hast. Darum habe ich dich auch behütet, daß du nicht wider mich sündigtest, und ich habe es nicht zugelassen, daß du sie berührtest.“ 1. Mose 20:6; Der Mann, die Frau und viele andere wurden reich gesegnet, weil Abimelech einem geistigen statt einem materiellen Impuls gefolgt war.
Wenn wir uns unsere Integrität in sexuellen Fragen bewahren, erhält unser Leben eine moralische Grundlage. Es gibt uns eine Norm für unser Verhalten, die unser tiefes Empfinden für Reinheit schützt und stärkt und der Rechtschaffenheit Gelegenheit gibt, tiefe Wurzeln zu schlagen. Ohne moralische Untermauerung, die für unser Denken und Handeln richtungweisend ist, ist das menschliche Leben den Übergriffen des Materialismus weitgehend ausgeliefert.
Außereheliche sexuelle Beziehungen führen in gewissem Maße zu einem Verlust an geistiger Integrität. Wer sich aber standhaft zu seinem wahren Selbst bekennt, wird sich seine Integrität bewahren, und die, die sie verloren glaubten, finden sie wieder. Sie können die tröstende Gegenwart der göttlichen Liebe spüren, die Joel empfunden haben muß, als er Gottes Worte verkündete: „Ich will euch die Jahre erstatten, deren Ertrag die Heuschrecken ... gefressen haben, ... und mein Volk soll nicht mehr zuschanden werden.“ Joel 2:25, 26;
Es ist ein Verlust für die Menschheit, wenn wir unsere Integrität aufgeben. Selbst wenn unsere Handlungen uns persönlich richtig erscheinen, verliert doch die menschliche Gesellschaft an Stabilität, wenn wir etwas von unserer Integrität verlieren. Wir sind für weitaus mehr verantwortlich als nur für uns selbst und die, die uns am nächsten sind. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber der gesamten Menschheit.
Die menschliche Gesellschaft wird erst aus ihrer Gefangenschaft in der Materialität befreit, wenn sie auf einer moralischen Grundlage fest begründet steht, von der aus sie sich mit den Fragen reiner Geistigkeit auseinandersetzen kann. Wenn wir an diesem moralischen Fundament mitarbeiten, tragen wir dazu bei, daß die Menschheit sich der Wirklichkeit mehr bewußt wird. Schwächen wir aber die moralische Grundlage dadurch, daß wir etwas von unserer Integrität aufgeben, erweisen wir der Gesellschaft und uns selbst einen schlechten Dienst.
In sexuellen Beziehungen sollten Schutz und Mäßigung eine grundsätzliche Rolle spielen. Eine der vielen Funktionen der menschlichen Einrichtung der Ehe ist, diese überaus wichtige Einstellung zu fördern. Wenn die ehelichen Pflichten getreulich erfüllt werden, wird nicht nur zwischen den Ehepartnern eine dauerhafte Bindung geschaffen, sondern auch zwischen diesen beiden Menschen und der Gesellschaft. Das ist eine soziale Verpflichtung, die einem moralische Kraft und Stabilität verleiht. Auf die Möglichkeit dieser Verpflichtung in unserem Zeitalter Bezug nehmend, schreibt Mrs. Eddy im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Die Ehe sollte das Menschengeschlecht veredeln, indem sie eine Schranke gegen das Laster, ein Schutz für die Frau, eine Stärke für den Mann und der Mittelpunkt für die Neigungen wird.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 60.
Das Ziel ist weit mehr als die Verwirklichung glücklicher, stabiler menschlicher Verhältnisse. Es ist die Demonstration geistiger Vollkommenheit — ein Erwachen zu der ewigen Allheit der göttlichen Liebe; es ist die volle Erkenntnis, daß der Mensch zu dem Ebenbild des Geistes erschaffen wurde und als solches erhalten wird. Dieses Ziel kann eher erreicht werden, wenn die menschlichen Voraussetzungen unser geistiges Wachstum fördern, statt es zu behindern. Wenn wir uns unsere Integrität bewahren, verleiht dies unserem Leben moralische Stabilität, die für den geistigen Fortschritt unerläßlich ist. Wir sollten diese Integrität schützen und pflegen.
