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Die Frage der Verschwiegenheit

Aus der August 1979-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Verlauf eines Arbeitstages erfahren Ausüber der Christlichen Wissenschaft wahrscheinlich viele Einzelheiten über das persönliche Leben ihrer Patienten. Einiges von dem, was ihnen erzählt wird, mag ihnen seltsamer als ein Roman erscheinen. Verwickelte Probleme, die mit der Ehe und der Familie zu tun haben, Geschäftsintrigen, persönliche Hoffnungen, Ängste, Unsicherheiten, Reue, Schwierigkeiten, die mit der Kirche, dem Heim, dem Büro und Beziehungen zu der Nachbarschaft verbunden sind — sogar das Eingeständnis einer Gesetzesübertretung —, mögen dazu gehören. Und die Ausüber müssen all diese Einzelheiten strikt für sich behalten und dürfen nicht die kleinste Einzelheit an irgend jemanden weitergeben.

Mrs. Eddy hat im Handbuch Der Mutterkirche durch eine Kirchensatzung mit der Überschrift „Ausüber und Patienten“ die Regel der Verschwiegenheit für ihre Kirche festgelegt. Der erste Absatz lautet:

„Den Mitgliedern dieser Kirche sollen alle Privatmitteilungen seitens ihrer Patienten heilig sein; desgleichen alle Auskunft, die sie aufgrund der Beziehung eines Ausübers zum Patienten erhalten mögen. Wer dem zuwiderhandelt, soll von der Kirche zur Rechenschaft gezogen werden.“ Handb., Art. VIII Abschn. 22;

Diese Regel kann als Parallele zu dem klassischen Eid des Hippokrates angesehen werden, der auch heute noch von vielen Ärzten nach Abschluß ihres Studiums geleistet wird. In dem Eid heißt es: „Was ich bei der Behandlung oder auch außerhalb der Behandlung im Leben der Menschen sehe oder höre, werde ich verschweigen und solches als Geheimnis betrachten.“ Die Ethik aller Ausüber der Christlichen Wissenschaft verlangt größte Sorgfalt im Einhalten der Pflicht zur Verschwiegenheit über alles, was sie während der Behandlung und auch später, wenn die Heilung bereits eingetreten ist, von ihren Patienten erfahren mögen. Selbst die Andeutung, etwas mit einem bestimmten Fall, der geheilt wurde, zu tun gehabt zu haben, kann sich für einen Ausüber nachteilig auswirken.

Stellt die Pflicht zur Verschwiegenheit die Fähigkeit des Ausübers auf die Probe, sein Wissen für sich zu behalten, so kann sie auch seine Fähigkeit auf die Probe stellen, die Machtlosigkeit der menschlichen Vergangenheit und die Nichtsheit der ganzen Schrecklichkeit des Bösen zu sehen und zu beweisen. Der Ausüber muß sein Denken vor der Ansammlung von Furcht, Sinnlichkeit, Aberglauben, Haß, Ungerechtigkeit, mentalem und geistigem Leiden schützen, von denen die vielen vertraulichen Mitteilungen seiner Patienten sprechen. Wenn er die Unwirklichkeit der schlimmen Bilder nicht erkennt, können sie sich in seinem eigenen menschlichen Bewußtsein so auftürmen, daß sie ihm die Sicht auf das wahre Sein nehmen und seine Gesundheit gefährden. Und wenn der Christliche Wissenschafter die Allheit Gottes, des Guten, und die sich daraus ergebende Unwirklichkeit des Bösen nicht deutlich erkennt, kann er die Vorspiegelungen des Bösen im Denken seiner Patienten nicht vernichten und sie deshalb nicht heilen.

Doch unsere Führerin, Mrs. Eddy, sagt: „Der menschliche Sinn mag sich wohl über Disharmonie wundern, während für einen göttlicheren Sinn Harmonie das Wirkliche und Disharmonie das Unwirkliche ist. Wir mögen wohl über Sünde, Krankheit und Tod staunen. Wir mögen wohl über menschliche Furcht bestürzt sein; und noch mehr mögen wir über Haß in Staunen geraten, der sein Hydrahaupt erhebt und seine Hörner in den vielen Künsten des Bösen zeigt.“ Und dann fragt sie: „Aber warum sollten wir über das Nichts entsetzt sein?“ Wissenschaft und Gesundhert, S. 563;

Ja, warum sollten wir die Irrtümer des menschlichen Daseins als etwas Erstaunliches, Bestürzendes oder Schreckliches behandeln wollen? Warum sollten wir ihnen so viel Wert beimessen, daß wir über sie nachdenken und sie wiederholen möchten, wenn doch die Christliche Wissenschaft beteuert, daß Gott, die göttliche Liebe, der einzige Schöpfer ist und Gottes Schöpfung Seine Vollkommenheit und völlig harmonische Regierung widerspiegelt? Der Ausüber, der damit betraut wurde, einen Fall zu heilen, kann dies nur tun, wenn er die Annahme, die spezifische Sünde oder Disharmonie sei wirklich, überwindet, und nicht dadurch, daß er die Annahme aufbauscht, anderen beschreibt, über sie redet und sie ganz allgemein als gültig hinstellt.

Gewöhnlich ist eine christlich-wissenschaftliche Behandlung am wirksamsten, wenn sie im stillen durchgeführt wird und vor der lodernden Propaganda des sterblichen Gemüts bewahrt bleibt. Mrs. Eddy betont, wie wichig es ist, den Patienten vor nachteiligen Gedanken und sterblichen Ansichten zu schützen; sie würden mit den von Gott inspirierten Gedanken der Gesundheit und Reinheit, die der Ausüber hegt und die die Behandlung ausmachen, in Konflikt stehen. Sie schreibt: „Wenn es auch sicher ist, daß das göttliche Gemüt jedes Hindernis entfernen kann, so ist es dennoch nötig, daß dein Zuhörer dir Gehör schenkt. Es ist nicht schwerer, dir mental Gehör zu verschaffen, wenn andere über deine Patienten nachdenken oder sich mit ihnen unterhalten, wenn du die Christliche Wissenschaft verstehst — die Einheit und die Allheit der göttlichen Liebe —; doch ist es gut, mit Gott und dem Kranken allein zu sein, wenn du Krankheit behandelst.“ ebd., S. 424;

Als Christus Jesus die Tochter des Jairus von den Toten erweckte, sah er sich einem Haus voll trauernder Menschen gegenüber. Sie verlachten Jesus, als er ihnen erklärte: „Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft.“ Gewiß war der Meister so absolut eins mit dem geistigen Bewußtsein, daß er das Kind selbst in der Gegenwart Ungläubiger zum Leben hätte erwecken können. Er hatte bereits im Beisein großer Menschenmengen viele geheilt, die krank und verkrüppelt waren. Aber in diesem Fall, so berichtet uns die Bibel, „trieb [er] sie alle hinaus“, nahm das Mädchen bei der Hand und rief es ins Leben und zu normaler Tätigkeit zurück. s. Mark. 5:38–43.

Könnten wir nicht auch heute aus dieser Handlung unseres Wegweisers — sowie aus seiner unmittelbar folgenden Mahnung an die Eltern, „daß es niemand wissen sollte“ — eine nützliche Lehre ziehen? Unsere Heilarbeit wird einfacher sein und schneller zum Erfolg führen, wenn wir sie in der Geborgenheit des geistigen Verständnisses vollbringen; und das umsichtige Verhalten des Ausübers kann dazu beitragen, die geistige Atmosphäre vor der Verunreinigung durch feindselige Gedanken zu bewahren. In gleicher Weise kann der Patient helfen, die reine Atmosphäre des Bewußtseins aufrechtzuerhalten und seine Heilung selbst zu fördern, wenn auch er über seine Verbindung zu dem Ausüber, auch nach vollendeter Heilung, Schweigen bewahrt.

Zurückgezogenheit ist förderlich für die Heilarbeit. Die Christus-Idee wirkt im Bewußtsein so still wie ein Samenkorn in der Erde, nur mit unendlich größerer Gewißheit und Kraft. Wenn sowohl der Ausüber wie der Patient zuallererst nach dem Veständnis der göttlichen Wahrheit trachten und ihr Erscheinen im Bewußtsein pflegen, werden sie es nicht der Böswilligkeit des sterblichen Gemüts aussetzen. Sie werden es schützen, bis es sich voll entfaltet hat und die Heilung vollständig ist.

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