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Ein Interview: Sie gründete ein internationales Unternehmen auf geistiger Basis

Aus der August 1979-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


eine Sekretärin, suchte Anfang der fünfziger Jahre nach einer Lösung: Wie könnte man Tippfehler leichter korrigieren? Ihre Erfindung, die „Liquid Paper“ Korrekturflüssigkeit, rief eine völlig neue Industrie ins Leben. Nachdem sie die Entwicklung ihrer Firma von den ersten Anfängen am Küchenherd bis zu einem internationalen Unternehmen mit mehreren hundert Angestellten miterlebt hatte, trat sie als Vorsitzende des Aufsichtsrats zurück und nahm die öffentliche Ausübung des christlich-wissenschaftlichen Heilens auf.

Als sie von der Presse in Dallas als eine der einflußreichsten Frauen ausgezeichnet wurde, sagte eine Freundin: „Ich glaube nicht, daß man sie von der Christlichen Wissenschaft trennen kann. Ihre Inspiration, ihre Überzeugung — alles, was sie tut — entspringt ihrem religiösen Glauben.“

Wenn man heute durch die Fabrikhallen der Firma „Liquid Paper“ geht und sieht, wie Tausende von Flaschen mit Korrekturflüssigkeit gefüllt werden, kann man sich kaum vorstellen, daß das alles in einer Küche begann. Wie entstand die Firma, und wie erklären Sie sich deren schnelles Wachstum?

Sie entstand dadurch, daß ich ein Problem chronischem Mangels auf geistige Weise — durch radikale, geistige Mittel — ausarbeitete. Es war nicht leicht, anderen verständlich zu machen, daß der Erfolg des Unternehmens nicht auf eine ungewöhnliche Fähigkeit meinerseits zurückzuführen war, sondern auf die unmittelbare Auswirkung der klaren Erkenntnis, daß Geist Substanz ist — eine Erkenntnis, die jeder erlangen kann.

Wenn Christliche Wissenschafter physische Probleme behandeln, lernen sie, daß wahre Substanz geistig ist, nicht materiell. Das gleiche gilt auch für Versorgungsprobleme. Das war mein Standpunkt. Was ich erreicht habe, geschah nicht durch menschlichen Willen, sondern dadurch, daß ich die Gegenwart des Christus und wahre Substanz erkannte. Ich hatte bei der Gründung der Firma das tiefe Verlangen, sie auf geistigen Ideen aufzubauen. In den ersten Jahren bedeutete das, täglich die Suggestion zurückzuweisen, daß Geld, nicht Geist, Substanz sei.

Wenn wir die göttliche Wahrheit zu unserem Ausgangspunkt machen, wenn wir ein Vorhaben als den Ausdruck geistiger Ideen sehen, dann muß das Vorhaben erfolgreich sein. Der Versuch, ein Unternehmen nach materiellen Vorstellungen aufzubauen, kann gefährlich sein, denn in der geistigen Dimension, die ja die einzige Dimension ist, liegt wahre Substanz. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, wie wir über das materielle Produkt und dessen Herstellung hinwegsehen und uns mit den fundamentalen geistigen Elementen befassen können.

Glauben Sie, daß ein Unternehmen mehr bedeuten kann als finanziellen Gewinn für die Hersteller und Erzeugnisse oder Dienstleistungen für den Verbraucher?

Seit der Gründung der Firma besteht ein langfristiger Plan, unser Geschäftsgebaren auf eine höhere Stufe zu stellen — das Geschäft nicht nur als eine Einrichtung zu betrachten, wo Waren hergestellt werden, die dem Verbraucher zugeführt werden müssen. Ich bemühte mich, das Unternehmen auf dem geistigen Wert des Menschen aufzubauen.

Das Denken der Angestellten ist das größte Vermögen, nicht die Gebäude und Geld. Diese Auffassung hat das Unternehmen gesegnet und sehr talentierte Mitarbeiter angezogen; aber es erfordert auch, daß die Mitarbeiter anders als üblich behandelt werden. Es bedeutet sogar, daß beispielsweise Mitglieder des Aufsichtsrats nicht nur wegen ihrer kaufmännischen Fähigkeiten gewählt werden.

Was meinen Sie damit?

Nun, in der Betriebsorganisation wurde statt der herkömmlichen Stablinien-Hierarchie, wo einer dem anderen vorsteht, dem Beitrag eines jeden Mitarbeiters gleiche Bedeutung und gleicher Wert beigemessen. Als z. B. der Ausschuß für Absatzplanung gegründet wurde, nahmen Mitarbeiter von der Sekretärin bis zum Vizepräsidenten der Vertriebsorganisation an den Sitzungen teil und unterbreiteten ihre Vorschläge für neue Produkte. Auf diese Weise wurden die Talente aller genutzt.

Vorgesetzte begehen mitunter den Fehler, die Angestellten nicht richtig zu schätzen, besonders was die geistige Qualität des einzelnen betrifft. Erkennt man jedoch diese großen ungenutzten geistigen Quellen in jedem Angestellten, kann der Geschäftsablauf zum großen Teil von dem begrenzenden, materiellen, traditionsgebundenen Routinedenken befreit werden.

Ich habe oft ernsthaft über die folgenden Worte Mrs. Eddys nachgedacht: „In der wissenschaftlichen Beziehung von Gott zum Menschen sehen wir: was einen segnet, segnet alle, wie Jesus es an den Broten und Fischen zeigte — da Geist und nicht die Materie die Quelle aller Versorgung ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 206.

Viele Leute mögen sich fragen, welche Rolle dann der Gewinn spielt.

Die Gewinn- und Verlustrechnung bezieht sich auf unsere eigene Glaubwürdigkeit, und gerade diesem Punkt schenken die Leute oft Beachtung. Ich bin für den Gewinn dankbar, weil er für mich das Ergebnis rückhaltlosen Vertrauens auf Gott ist. Die Menschen hören auf einen, wenn man Ergebnisse vorweisen kann. Sie sind nicht taub gegen das Geistige — sie glauben nur nicht, daß es immer praktisch ist. Gewinn kann jedoch ein Zeichen dafür sein, daß wir auf dem richtigen Weg sind.

Sind sich Leute, mit denen Sie im Geschäftsleben zusammenkommen, bewußt, daß lhre Firma auf geistigen Ideen gegründet wurde?

Mitunter, aber sie nennen es nicht geistig, sondern Berufsethos und Ehrlichkeit. Es freut einen zu sehen, daß der Erfolg der Firma den von Geist stammenden Eigenschaften zugeschrieben wird.

Ich schuf diese ethische Grundlage u. a. dadurch, daß ich den Rabatt für den Zwischenhandel in der Preisliste aufführte. Anfangs hielten es einige für unklug, den Einzelhändler nicht direkt zu beliefern. Das hätte jedoch bedeutet, den Großhändler und seinen rechtmäßigen Verdienst auszuschalten, um selbst einen größeren Gewinn zu erzielen. Ich entschloß mich aber, den Profit zu vergessen und statt dessen die Marktstruktur als ein Mittel zu betrachten, ein Unternehmen aufzubauen, das sich auf ein Verständnis des Geistes gründet — ein Unternehmen, das alle segnen würde, die damit in Berührung kommen.

Einige Großhändler sagten zu mir: „Sie werden in meinem Staat nicht ein Fläschchen verkaufen, wenn Sie mir nicht einen zusätzlichen Rabatt von zehn Prozent gewähren.“ Ich war aber nicht versucht, von dem abzuweichen, was ich für ethisch hielt, da ich von einer geistigen Grundlage ausging. Diese Einstellung erwies sich als wirksam. Sie entwickelte sich aus dem Bewußtseinszustand, der keine Furcht kennt und sich nicht mit dem Materiellen, sondern mit dem Geistigen befaßt. Sie öffnete die Türen, und der Erfolg zeigte sich in derselben Weise, wie sich eine Heilung am Körper zeigt, wenn wir verstehen, daß Substanz geistig ist.

Wann oder wie beginnt nun Geld eine Rolle zu spielen?

Geld scheint einen so großen Einfluß zu haben, daß manche Menschen ethische Werte und Integrität dafür aufgeben. Jemand, der beispielsweise in einen Rechtsstreit verwickelt ist, mag denken: „Ich muß diesen Prozeß unbedingt gewinnen, sonst verliere ich Millionen.“ Doch sobald das Geld nicht mehr der Beweggrund für sein Handeln ist, fällt es ihm viel leichter, Recht von Unrecht zu unterscheiden. Wenn unser Denken nicht vom Geld bestimmt wird, ist es leichter, furchtlos Entscheidungen zu treffen. Wir würden sofort für das Rechte eintreten, wenn wir das Gefühl hätten, dabei nichts zu verlieren.

Man muß selbst korrekt sein und das leben, was man glaubt. Das Geschäft ist kein Spiel. Zu oft betrachten die Menschen das Geschäft als einen Wettbewerbssport, wo alles erlaubt ist, solange man sich an die Spielregeln oder das Gesetz hält. Sie glauben nicht, daß ihre Handlungen unbedingt moralisch sein müßten. Wenn Sie aber den ethischen Standpunkt völliger Ehrlichkeit vertreten, ist die Macht dieser Ehrlichkeit auf Ihrer Seite. Dann spielen Sie kein Spiel, sondern Sie bringen Geist zum Ausdruck.

Sahen Sie sich als Frau, die ein Unternehmen leitet, vor besondere Herausforderungen gestellt?

Ja. In dieser Beziehung gab es viele Schlachten zu schlagen. Die Frauen erweitern ihre Vorstellung von sich selbst — ihre Ambitionen ändern sich, und die Welt ändert ihr Denken über die Frau.

In der Christlichen Wissenschaft können Diskriminierung oder Ungleichheit wirksam gehandhabt werden. Wir müssen das Gute erwarten und es auch anerkennen, da Gott gut ist. Wir sollten die Männer nicht verdammen, sondern respektieren, was sie tun, und anerkennen, daß viele von ihnen sich tatkräftig für die Frau einsetzen. Wenn ich mit Ungerechtigkeit konfrontiert wurde, mußte ich mir der praktischen, geistigen Grundlage bewußt werden und anerkennen, daß tatsächlich nur Gerechtigkeit existiert; und das mußte ich dann auch beweisen.

Einige Leute mögen bestreiten, daß ein Machtkampf im Gange ist, aber meines Erachtens ist dies zweifellos der Fall. Doch der Kampf spielt sich eigentlich zwischen zwei unterschiedlichen Auffassungen von Macht ab — Auffassungen, die sowohl Männer als auch Frauen teilen: die vermeintliche Überlegenheit physischer Kraft im Gegensatz zur tatsächlichen Überlegenheit von Anmut und Liebe.

Meines Erachtens ist die Rolle der Frau eines der größten Probleme, vor dem die Menschheit steht. Die Lösung der Frage hat enorme Konsequenzen: Sie bewirkt Veränderungen in der Familie, im Geschäftsleben, in der Politik, und sie beeinflußt sogar die Art, wie Länder ihre Probleme lösen.

Glauben Sie, daß Veränderungen in solchem Umfang eintreten werden, nur weil mehr Frauen am Entscheidungsprozeß beteiligt sind?

Nien. Aber viele Menschen legen beispielsweise mehr Wert auf Liebe als auf Macht, und Liebe wird traditionsgemäß am deutlichsten von der Frau zum Ausdruck gebracht.

Viele glauben, die Frauen müßten robuster, aggressiver und sogar hart werden, um in das, was historisch gesehen die Welt des Mannes ist, eindringen zu können. Wie denken Sie darüber?

Ich glaube nicht, daß die Denkweise der Frauen durch ihren Eintritt in die Geschäftswelt verlorengehen wird. Statt dessen werden sie die Qualität ihres Denkens in das Geschäftsleben mitbringen. Die Männer werden in zunehmendem Maße die Macht der Liebe schätzen, wie z. B. die Frauen sie bei der Erziehung der Kinder geschätzt haben.

Ich spreche aus Erfahrung. Durch meinen Eintritt in die Geschäftswelt habe ich mehr auf Liebe vertraut — auf die Liebe, die der göttlichen Liebe entspringt —, denn ich habe die Sinnlosigkeit und Machtlosigkeit von Brutalität und Feindseligkeit gesehen. Ich habe gelernt, mich mehr darauf zu verlassen, daß Gott alles Gute für uns bereithält und jeden einzelnen aufrechterhält.

Sie haben kürzlich eine Stiftung ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, Frauen zu helfen. Wie verträgt sich eine philanthropische Tätigkeit mit den Ideen, auf denen Sie Ihre Firma aufbauten?

Es war niemals mein Ziel, einfach große Geldsummen anzusammeln. Die Stiftung führt den Grundsatz weiter, Tätigkeiten zu fördern, die Erleuchtung bringen und eine heilende Wirkung haben.

Die Einstellung zur Stiftung als auch zum Geschäftsleben ist vielleicht von mehr als einer religiösen Haltung getragen. Es ist logisch und intelligent, anzuerkennen, daß das Gute von Gott kommt. Alles geht auf das zurück, was glaubwürdig ist, was wirkt. Wenn man Gewinne erzielt, gute Ideen hat, gesund ist — dann hören die Leute auf einen. Wenn die Tatsachen, daß Geist wahre Substanz ist, daß Ehrlichkeit das brauchbarste Fundament im Geschäftsleben ist, daß Anmut und Liebe wahre Macht darstellen, keine Wirkung hätten, würde niemand hinhören. Doch sie haben eine Wirkung, und die Menschen beweisen es!

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