Letztes Jahr wurde ich plötzlich von schmerzhaften, hinderlichen Beschwerden im Fuß befallen. Ich schwankte keinen Augenblick, diese Lüge über mein wahres Wesen als Ausdruck Gottes mein „Nein“ entgegenzuhalten. Obwohl ich den Fuß nicht normal bewegen konnte, versah ich am Sonntag mein Amt als Erster Leser in meiner Zweigkirche, indem ich im Namen Gottes beanspruchte, gehen zu können.
Als ich nach dem Gottesdienst zu Hause die Schuhe auszog, wurde ich von den Schmerzen fast überwältigt. Ich blieb bei meiner Behauptung, daß Materie keine Schmerzen hervorbringen kann, da sie kein Schöpfer ist. Doch der Zustand schien sich zu verschlimmern. Es wurde Montag und dann Dienstag; glücklicherweise hatte ich an beiden Tagen frei, so daß kein Außenstehender etwas von dem Problem wußte.
Am Dienstag kam mir kurz der Gedanke, daß ich in dieser Verfassung unmöglich am Mittwochabend am Pult stehen könne. Doch sofort beanspruchte ich die von Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit erwähnte Vollmacht (S. 390): „Du hast kein Gesetz von Ihm, das die Notwendigkeit von Sünde oder Krankheit aufrechterhält, doch du hast göttliche Vollmacht, diese Notwendigkeit zu verneinen und die Kranken zu heilen.“ Und ich bat Gott, mir das Licht des Verständnisses zu geben. Mir kam folgender Satz aus Wissenschaft und Gesundheit in den Sinn (S. 269): „Die Metaphysik löst Dinge in Gedanken auf und tauscht die Dinge des Sinnes gegen die Ideen der Seele ein.“ Ich begann über die geistige Bedeutung von „Bein“ und „Fuß“ nachzudenken. Materiell gesehen, waren sie dazu da, das Gewicht meines Körpers zu tragen. Geistig gesehen, erhob sich die Frage: Wer trägt was? Gleichzeitig fielen mir die Worte des Paulus aus seinem Brief an die Römer ein, die besagen (11:18), „daß nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich“.
Das war das Licht — ich erkannte plötzlich, daß mein „Ich“ mit allerlei Schwerem aus der Vergangenheit und Gegenwart beladen war, das ich mit mir schleppte. Ich hatte wohl gedacht, daß ich an der Hand Gottes ging, aber dennoch „meine Last“ trug. Und mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl durchströmte mich die Erkenntnis, daß ich selbst gar nichts zu tragen hatte, ja gar nichts tragen konnte, sondern daß Gott, die erste Ursache — die Wurzel meines Seins, mit der ich immer eins bin —, mich trägt. Ich war von der Klarheit dieser Erkenntnis so erleuchtet, daß alles Falsche in meinem Denken wie in einem Augenblick ausgelöscht wurde. Von diesem Zeitpunkt an achtete ich nicht mehr darauf, ob ich noch hinken mußte, ob ich Schmerzen hatte; ich wußte nur eins: „Die Wurzel trägt dich.“
Als ich am Mittwochmorgen erwachte, war ich vollkommen geheilt. Ich hatte Mühe, mich an den Traum des Leidens zu erinnern, der mich einige Tage gefangengehalten hatte. Ich sprang aus dem Bett, trat mit dem Fuß auf, bewegte ihn hin und her, rannte die Treppe hinunter und wieder hinauf. Ich war geheilt. Meine Dankbarkeit war grenzenlos.
Wenn man die Frage an mich richten würde: „Wann begannen Sie bewußt zu leben?“, so weiß ich gewiß, daß meine Antwort lauten würde: „Von dem Augenblick an, wo ich zur Christlichen Wissenschaft geführt wurde.“ Durch sie fand ich meinen sicheren Stand, durch sie lerne ich, den lebendigen Gott und Seine Herrlichkeit zu verstehen. Es ist unendlich beglückend, sich auf den Weg Gottes zu begeben, Ihm zu dienen und zu fühlen, daß man in das Bewußtsein der Einheit hineinwächst, auf die sich Jesus bezog, als er sagte (Joh. 10:30): „Ich und der Vater sind eins.“ Möge mein Leben Gottes Klarheit widerspiegeln, und möge ich in Seinem Werk ein Segen sein.
Haar, Bundesrepublik Deutschland
Das Zeugnis meiner Frau kann ich bestätigen. Es entspricht den Tatsachen.
