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Die Demokratie der brüderlichen Liebe

Aus der März 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Demokratie Ist Ein Thema, über das gerade jetzt wieder viel nachgedacht wird. Überall auf der Welt streben die Menschen nach mehr Demokratie.

Wie die Lehren der Christlichen Wissenschaft zeigen, gibt es eine geistige Grundlage für Demokratie in menschlichen Angelegenheiten. Und das Wissen um diese geistige Grundlage ist ein sicherer Ausgangspunkt für alle, die ein demokratisches System aufbauen oder verbessern möchten — sei es nun in ihrer Kirche, in ihrer Stadt oder ihrem Land.

Die Christliche Wissenschaft lehrt in Übereinstimmung mit der Bibel, daß es einen Gott gibt, der Geist ist, und daß der Mensch von Ihm abstammt, daß er zu Seinem Bilde geschaffen ist. Daher ist jeder einzelne von uns in seiner wahren Identität nichts Geringeres als Gottes geistiges Ebenbild — und das bedeutet, daß wir in Gottes Augen alle gleich sind. Obwohl jeder von uns seine eigene Individualität besitzt, ist für Gott keiner besser als der andere. Gott zieht keines Seiner Kinder einem anderen vor, weil Er jedes als den vollkommenen Ausdruck Seines Wesens erschuf.

Wenn wir uns allerdings in der Welt umschauen, ist es sicher nicht die Gleichheit der Menschen, die uns zuerst ins Auge fällt. Manche Leute scheinen reicher, intelligenter, talentierter, hübscher oder sonstwie vom Glück mehr begünstigt zu sein als andere. Aber dieser äußere Augenschein hat nichts mit der geistigen Gleichheit zu tun, von der wir hier sprechen.

Die geistige Grundlage der Demokratie unter den Menschen ist unsere Gleichheit vor Gott. Diese geistige Gleichheit ist eine unveränderliche, von Gott geschaffene Tatsache, die kein Mensch, kein Umstand und keine Regierung abschaffen kann. Je fester sich eine Regierung auf diese geistige Tatsache stützt, desto mehr wird sie zum Segen für alle. Und wenn wir diese Tatsache von ganzem Herzen akzeptieren und im Denken und Handeln treu daran festhalten, werden wir besser imstande sein, überall dazu beizutragen, daß demokratisch regiert wird.

Die Zweigkirchen Christi, Wissenschafter, werden demokratisch regiert. Im Handbuch Der Mutterkirche schreibt Mrs. Eddy: „In der Christlichen Wissenschaft soll die Verwaltung jeder Zweigkirche ausgesprochen demokratisch sein, und keine Person und keine andere Kirche darf sich in ihre Angelegenheiten mischen.“ Handb., Art. XXIII Abschn. 10.

Zur Demokratie in einer Zweigkirche gehört viel mehr, als daß alle Fragen auf Mitgliederversammlungen durch Diskussion und Abstimmung entschieden werden. Demokratie ergibt sich aus der Grundlage des Christentums — nämlich Liebe. Sie verlangt, daß das von Jesus oft zitierte Gebot aus dem Alten Testament „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ 3. Mose 19:18; Mt 22:39. in die Tat umgesetzt wird. Die Beachtung dieses Gebots kann die Mitglieder einer Kirche von einer reinen Abstimmungsdemokratie zur Demokratie der brüderlichen Liebe führen — das heißt, daß sie die individuelle Beziehung eines jeden Mitglieds zu Gott und die Fähigkeit des einzelnen, zur Regierung der Kirche beizutragen, schätzen und hochachten.

Gott, Gemüt, ist die Quelle aller rechten Ideen, und jeder Mensch hat gleichermaßen Zugang zu all dem Guten und all der Kreativität, die ununterbrochen vom göttlichen Gemüt ausströmen. Also können wir uns in Mitgliederversammlungen liebevoll und bereitwillig anhören, was andere Mitglieder sagen, und können von jedem einzelnen hilfreiche Anregungen erwarten. Kein Mitglied darf sich davor fürchten, bei Mitgliederversammlungen das Wort zu ergreifen, weil andere seine Meinung nicht achten könnten. Wenn die Mitglieder diese höhere Auffassung von Demokratie haben, kann in den Sitzungen alles mögliche Gute passieren. Es können wundervolle neue Gedanken auftauchen — und das manchmal dort, wo man es am wenigsten vermutet hätte.

Durch dieses Demokratieverständnis lernen wir, uns von dem persönlichen Ego zu trennen, das uns einreden möchte, wir seien entweder klüger oder dümmer als andere Mitglieder. Statt dessen vertrauen wir auf die direkte Beziehung jedes einzelnen zur göttlichen Weisheit. Gott führt uns alle, und jedes Kirchenmitglied kann Seine Weisungen vernehmen und sich so zu klugen Entscheidungen leiten lassen.

Was bedeutet das nun für die Wahlen und die Ernennung von Komiteemitgliedern in einer Kirche? Ein höheres Verständnis von Demokratie führt dazu, daß die Kirchenämter so besetzt werden, daß alle dadurch gesegnet werden. Wenn die Mitglieder sich nicht verführen lassen, die Fähigkeiten oder die Bereitschaft anderer für ein Amt in Frage zu stellen, dann können verborgene Talente ans Licht kommen. Gott, der göttliche Geist, ist der Ursprung jeder richtigen Initiative. Wenn uns das klar ist, werden wir erleben, daß die Mitglieder selber nach Mitteln und Wegen suchen, um ihrer Kirche zur gegebenen Zeit am besten dienen zu können. Das kann manchmal so aussehen, daß ein Mitglied in einem Amt große Verantwortung übernimmt und auf einem anderen Gebiet der Kirchenarbeit ganz bescheiden in einem Komitee mitarbeitet.

Das sterbliche Gemüt — die fleischliche, materialistische Auffassung von allen Dingen — fördert den Eigendünkel und will überall den eigenen Kopf durchsetzen. Und so argumentiert es manchmal, daß es mühsam und unproduktiv sei, jede einzelne Meinung anzuhören oder so vielen verschiedenen Mitgliedern Verantwortung zu übertragen. Aber in allen Verwaltungs-und Führungsangelegenheiten muß man sehr gut zwischen rationeller Arbeitsweise und Effektivität unterscheiden. Durch rationelle Arbeitsmethoden werden die Dinge mit einem Minimum an Zeit und Anstrengung erledigt. Effektivität aber bedeutet, daß ein gutes Ergebnis erzielt wird.

Nun gibt es auf der Welt viele Beispiele dafür, daß charismatische Führerpersönlichkeiten — ja sogar Diktatoren — es fertigbringen, in den Augen vieler Leute gut dazustehen, und zwar auch deshalb, weil sie gewisse Dinge sehr rationell erledigen. Aber mit solchen Methoden sind auf die Dauer keine guten Resultate zu erzielen. Aus einem sehr guten Grund können sie gar nicht richtig wirken: Dominierende Führer aller Art möchten die Leute nämlich durch Menschen beherrschen, statt sie unter die Herrschaft Gottes zu stellen; und das widerspricht der natürlichen Ordnung der Schöpfung Gottes, in der Gott, der Allweise, der einzige Herrscher über alles ist.

Jeder Versuch, andere zu beherrschen, verwehrt dem einzelnen das Recht, auf die göttliche Führung zu hören und seinen ganz persönlichen Beitrag zur menschlichen Gesellschaft zu leisten. Dagegen führt es in den Ländern, Städten und Kirchen zu solidem Fortschritt, wenn man von der Voraussetzung ausgeht, daß jeder einzelne Zugang zur göttlichen Weisheit hat, und wenn man geduldig auf dieser Grundlage arbeitet.

Eine Kirche stand einmal vor der wichtigen Entscheidung, ob sie ein neues Kirchengebäude bauen sollte oder nicht. Die Mitglieder beteten monatelang darüber, diskutierten in den Mitgliederversammlungen, hielten spezielle Sitzungen ab, in denen sie ihre Gedanken zu diesem Thema austauschten, und lauschten aufrichtigen Herzens auf Gottes Weisungen. Manchmal wollten die Mitglieder, die für den Bau waren, am liebsten einfach anfangen. Aber sie wollten jedem so viel Zeit geben wie nötig, um sich der göttlichen Führung gewiß zu werden. Endlich — nach zehn Monaten — fühlten sich die Mitglieder bereit, und sie beschlossen den Bau. Das war ganz sicher alles andere als rationell! Aber es war effektiv, denn die Geduld aller Mitglieder und ihre Liebe zueinander führte zu einer geistigen Einigkeit, die anders wohl nicht zu erreichen gewesen wäre.

Manchmal werden wir bei der Kirchenarbeit vom persönlichen Sinn sehr hinterlistig in die Irre geführt. Wir dominieren andere vielleicht nicht gerade, aber wir versuchen doch, Menschen und Umstände zu beeinflussen oder zu manipulieren. Das ist die Versuchung, anderen anzutun, was wir ganz sicher nicht wollen, daß sie es uns antun sollen. Wir verletzen das Recht anderer Mitglieder, sich allein auf Gottes Führung zu verlassen, wenn wir versuchen, ihre Gedanken oder Handlungen in die Richtung zu lenken, die unserer Ansicht nach die richtige ist.

Bei der Kirchenarbeit kann es vorkommen, daß wir meinen, die Mehrheit habe eine falsche Entscheidung getroffen. Das ist eine Gelegenheit, auf Gott zu vertrauen. Sollte die Entscheidung falsch gewesen sein, dann wird Er das allen offenbaren, wenn die Mitglieder die weiteren Schritte mit Gebet begleiten. Und war die Entscheidung richtig, so wird Gott es uns offenbaren, wenn wir nicht aufhören, zu beten und auf Ihn zu lauschen.

In der Zweigkirchenarbeit müssen sich die Mitbestimmungsdemokratie der Mitgliedschaft und die repräsentative Demokratie des Vorstands miteinander vereinen. Der Vorstand wurde gewählt, um die Mitglieder zu repräsentieren, zu vertreten. Beim Treffen von Entscheidungen haben die Mitglieder des Vorstands die Pflicht, auf die Weisungen des göttlichen Gemüts zu lauschen. Außerdem ist es unbedingt notwendig, daß sie einander und alle anderen Kirchenmitglieder lieben, auf sie hören und sie respektieren. Dann werden sie ihre Arbeit so tun können, daß sie wirklich effektiv und nicht nur rationell ist.

Die Christliche Wissenschaft zeigt uns die geistige Grundlage, auf der die Demokratie beruht; und eine Zweigkirche ist der ideale Ort, um echte Demokratie zu üben, nicht nur in unseren Handlungen, sondern auch in unseren Gedanken und in unserer Haltung. Je mehr wir einander in der Kirche lieben und respektieren, um so mehr wird sich das über die Grenzen der Kirche hinaus auswirken. Dadurch, daß wir immer besser verstehen lernen, was es bedeutet, daß alle Menschen unter Gottes Regierung gleich sind, können wir in unserem Wohnort, unserem Land und der ganzen Welt viel Segen stiften.

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