Eines Tages Rief mich mein Chef in sein Büro und eröffnete mir, er könne es sich nicht länger leisten, mich ganztägig zu beschäftigen. Er meinte, ich solle schon einmal anfangen, mich nach einer anderen Stellung umzusehen, aber ich brauchte mir keine Sorgen zu machen und müsse nichts übereilen.
Das kam für mich eigentlich nicht überraschend. Die Geschäfte der Firma waren in letzter Zeit immer schlechter gegangen, und so hatte ich mir auch schon gelegentlich Anzeigen angesehen und sogar hier und da meine Unterlagen eingereicht. Trotzdem war es ein Schock, denn nun stand ich vor der harten Jagd nach Arbeit — und das in einer Zeit der Rezession!
Am Wochenende fing ich an, die Zeitungen nach Stellenangeboten durchzusehen, sandte Bewerbungsschreiben ein und sprach bei Stellenvermittlern vor. Ich erzählte Bekannten und Geschäftsfreunden von meiner Lage, denn ich hoffte, sie könnten mir helfen. Auch gab ich meinen Lebenslauf einer Freundin, die eine Beratungsstelle für Arbeitssuchende betreibt, und bat sie, ihn durchzusehen und mir zu helfen, ihn in eine ansprechendere Form zu bringen.
Aber nach einer Woche war ich einfach verzweifelt und sehr besorgt. Überall erhielt ich nur Absagen. Wo sollte ich bloß anfangen, nach Arbeit zu suchen, wie den rechten Weg finden? Aber schließlich erreichte ich den Punkt, wo ich tat, was ich von Anfang an hätte tun sollen: Ich betete um die Erkenntnis, daß mein wirklicher Arbeitgeber Gott ist und ich immer Sein Werk tue, daß ich nie arbeitslos sein kann, weil es unendlich viele Gelegenheiten gibt, Gott zum Ausdruck zu bringen. Im Matthäusevangelium finden wir Jesu Ausspruch: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen” (6:33).
Ich suchte in der Bibel und den Schriften Mary Baker Eddys Stellen, die sich mit dem Wort Weg befaßten, und fand viele hilfreiche Sätze, darunter auch diese: „Alles wirklich Bestehende ist das göttliche Gemüt und seine Idee, und in diesem Gemüt wird das ganze Sein als harmonisch und ewig erfunden. Diese Tatsache sehen und anerkennen, dieser Macht sich ergeben und den Führungen der Wahrheit folgen, das ist der gerade und schmale Weg” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 151). „Gottes Wege sind vollkommen, die Worte des Herrn sind durchläutert. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen” (Ps 18:31). „Deine Ohren werden hinter dir das Wort hören:, Dies ist der Weg; den geht! Sonst weder zur Rechten noch zur Linken!’ ” (Jes 30:21). Auch jede einzelne Zeile von Lied Nr. 64 aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft war für mich voller Inspiration, wies mir den Weg und durchbrach die Furcht und das Gefühl der Ausweglosigkeit, die mich gefangenhielten.
Noch andere hilfreiche Gedanken kamen mir, so etwa „Der Liebe Werk und die Liebe müssen zusammenpassen” (aus Lied Nr. 51, nach dem englischen Text) und „Geduld, aber soll ihr Werk tun bis ans Ende’ ” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 454). Ich wußte, ich bin der Ausdruck vom Wesen Gottes und spiegele daher göttliche Intelligenz, Geduld und Kraft wider. Dies sind Eigenschaften Gottes, die dem Menschen von Ihm verliehen worden sind, und es ist sie vergraben, vergeudet oder begrenzt und nicht in vollem Umfang genutzt werden könnten.
Schon am nächsten Sonntag gab mir meine Freundin nach der Kirche meinen Lebenslauf zurück — zusammen mit einigen sehr guten Tips, wie ich Form und Inhalt verbessern konnte. Am Nachmittag ging ich noch einmal alle Stellenangebote durch, fand aber nur ein einziges, das mich wirklich ansprach. Eine Firma suchte einen „Problemlöser mit positiver Einstellung”. Die Arbeitsstelle lag kaum mehr als einen Kilometer von meiner Wohnung entfernt, und alles schien ganz ideal. In der Anzeige wurde erwähnt, daß keine persönlichen Vorsprachen erwünscht seien, die Interessenten sollten ihre Bewerbung per Fax oder Post einsenden. Da ich so nahe wohnte, hätte ich am liebsten gleich am nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit vorgesprochen. Aber ich wußte, daß ich mich nach den Wünschen des Arbeitgebers richten mußte.
Ich überarbeitete meinen Lebenslauf nach den Anregungen meiner Freundin. Sie hatte gemeint, ich solle doch eine besondere Leistung, einen Erfolg an meinem jetzigen Arbeitsplatz erwähnen. Und da kam mir die Idee, zu berichten, daß die ganze Belegschaft — vom Chef bis zum Lehrling — immer zu mir gekommen war, um sich bei mir Rat und Hilfe in persönlichen oder geschäftlichen Angelegenheiten zu holen. (Sie nannten mich „Mutter Patricia”.) Eigentlich war es ja lächerlich, so etwas in einer Bewerbung zu erwähnen, aber ich lauschte so konzentriert auf das, was Gott mir sagte, daß ich es ohne Zögern niederschrieb. Und noch am gleichen Nachmittag faxte ich alles an die Firma.
Am nächsten Morgen riefen sie mich an. Einer der Firmeninhaber sagte mir, er und ein Kollege hätten einige Dutzend Bewerbungen durchgesehen und dann meine ausgesondert. Ich sei der einzige Bewerber, den sie hätten anrufen wollen, und er bat mich, so bald wie möglich zu einem Vorstellungsgespräch zu kommen. Ich vereinbarte einen Termin noch für denselben Tag. Wir fanden uns sofort sympathisch, und das Gespräch dauerte fast drei Stunden. Ich erfuhr, daß dem einen Chef meine Bewerbung vor allem wegen der besonderen Leistung, die ich angeführt hatte, zusagte. Er meinte, sie brauchten in ihrer Firma eine „Mutti”. Als ich an diesem Abend heimkam, konnte ich meinem Mann sagen, daß ich eine neue Stellung hatte — und zwar mit dem Gehalt, das ich gefordert hatte.
Ich glaube, ich bin dieser Firma eine große Hilfe. Außerdem habe ich hier viele Gelegenheiten, Neues zu lernen. Es ist, als hätte ich eine neue Familie bekommen. Und obendrein konnte ich es noch so einrichten, daß ich für meinen alten Arbeitgeber als Teilzeitkraft weiter tätig bin.
Wie kann ich jemals meine Freude ganz in Worte fassen? Gott hat mir wahrlich Seinen Weg gewiesen — den einzig richtigen Weg für mich.
Houston, Texas, USA