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Mary Baker Eddy: ein Leben, dem Heilen gewidmet

Die Gaben der Kindheit (1821–1843)

Aus der September 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie Christus Jesus und seine Apostel, so hatte auch Mary Baker Eddy erkannt, daß christliches Heilen für die Erlösung der Menschheit unerläßlich ist. Seit dem dritten Jahrhundert n. Chr. war das Heilen in der christlichen Kirche nicht mehr regelmäßig oder systematisch ausgeübt worden. Mrs. Eddys Heilarbeit bildete das Fundament für ihre Entdeckung der Christlichen Wissenschaft und die Gründung Der Ersten Kirche Christi, WissenschafterThe First Church of Christ, Scientist. In den vergangenen zwei Jahren hat die Abteilung für Kirchengeschichte im Büro des Schriftführers Der Mutterkirche aus Mrs. Eddys Briefen und ihren veröffentlichten Werken, aus Schriften und Erinnerungen anderer und aus den Biographien Berichte über Mrs. Eddys Heilarbeit zusammengetragen. Das Ergebnis ist eine großartige Dokumentation des Heilens und eine Sammlung historischen Materials, die noch immer nicht abgeschlossen ist.

Der folgende Artikel ist der erste in einer monatlich erscheinenden Reihe, die über diese Heilungen berichtet. Die Serie beginnt mit Mrs. Eddys Kindheit und setzt sich fort bis zu ihren letzten Lebensjahren — über einen Zeitraum von fast neunzig Jahren. Es war ein Leben, das dem Heilen gewidmet war.

Diese Serie soll aber nicht einfach Berichte über Mrs. Eddys Heilungen aneinanderreihen. In einer Zeit, wo das Denken der Welt sehr viel aufgeschlossener wird für die Möglichkeiten und die Bedeutung des geistigen, christlichen Heilens, soll deutlich gemacht werden, welche Maßstäbe sie für die Heilarbeit der Christlichen Wissenschaft gesetzt hat. Die Serie will ferner einer Aufgabe gerecht werden, auf die Mrs. Eddy auf den ersten Seiten des Lehrbuchs Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift hinweist: „Künftige Zeiten müssen kundtun, was der Bahnbrecher vollbracht hat“ (S. vii).

Das Geistige Heilen hat schon vor der Zeit Jesu von Nazareth existiert, denn der Christus ist „das Wort. .. bei Gott“. Die Fähigkeit, so zu heilen, wie Jesus es tat — schnell und vollständig durch Gebet — erwächst aus einem Leben, das auf Christus gegründet ist: aus einem reinen und liebevollen Denken, einem richtigen Verständnis von unserem Vater–Mutter Gott und dem rückhaltlosen Vertrauen auf Ihn als das Höchste Wesen, das für alle Seine Geschöpfe in Seiner gesamten Schöpfung voll und ganz sorgt.

Als Kind sehnte sich Mary Baker nach dem gütigen, liebenden Gott, der Liebe ist. Das Vertrauen auf die göttliche Liebe führte sie zu Erfahrungen, die ihr bewiesen, daß die Liebe Gottes tatsächlich heilt. Anfangs verließ sie sich aus einem einfachen starken Glauben heraus auf Seine Fürsorge. Wenn sie betete, erlebte sie die Gnade und den Schutz Gottes für sich und andere.

Mary entstammte einer Familie, in deren Leben die Bibel im Mittelpunkt stand — was für viele Familien in Neuengland zu Beginn des 19. Jahrhunderts typisch war. Es war eine Welt, in der feierliche Gebete die Tagesarbeit einleiteten und beendeten, jeder Mahlzeit vorausgingen und besonders den Sabbat erfüllten. Aber in Wirklichkeit begann Mary Baker Eddys Geschichte schon vor ihrer Geburt.

Wahrscheinlich hatte der kalte Winter Neuenglands die kleine Ortschaft in New Hampshire noch fest im Griff. Die rauhen März–winde fegten über die Hügel, fuhren in die Täler, sammelten neue Kraft, als sie über den vereisten Fluß rasten, und wirbelten die Hügel jenseits hinauf. Auf der Kuppe eines dieser Hügel lag ein stilles, bescheidenes Gehöft. Abigail Baker, die ein Kind erwartete, war in der Bodenkammer und sortierte Wolle zum Spinnen. Clara Shannon, eine Schülerin Mrs. Eddys und Mitglied ihres Haushalts in Pleasant View, schreibt in ihren Erinnerungen: „Plötzlich wurde [Abigail] überwältigt von dem Gefühl, daß sie vom Heiligen Geist erfüllt sei und Herrschaft habe über die ganze Welt. In diesem Augenblick bewegte sich das Kind in ihr, und dann dachte sie: ‚Welcher Sünde habe ich mich da schuldig gemacht — der Sünde der Überheblichkeit!‘ “ Clara Shannon arbeitete einige Jahre in Mrs. Eddys Haushalt.

Das jüngste Familienmitglied sollte erst in ein paar Monaten das Licht der Welt erblicken, und Abigail Baker fragte sich, was aus ihrem Kind werden würde. Sie machte sich Sorgen, weil ihr Bewußtsein von Gedanken erfüllt war, die in krassem Gegensatz standen zu der Theologie, die ihre puritanische Erziehung sie gelehrt hatte — Gedanken darüber, daß ihr Kind für eine besondere Sendung auserwählt sei und geistige Verheißungen in sich trage. So wundervoll ihr diese Gedanken auch schienen, sie waren einfach gotteslästerlich in der Welt des Calvinismus, in die Mary Baker bald hineingeboren werden sollte.

Abigail sprach oft mit Sarah Gault, einer guten Freundin und Nachbarin, über ihre Erlebnisse. Als Mrs. Eddy viele Jahre später den Mitgliedern ihres Haushalts von diesem besonderen Erlebnis ihrer Mutter berichtete, sagte sie: „[Sarah Gault] besuchte eines Nachmittags meine Mutter, und sie beteten Zusammen.“ Danach erzählte ihre Mutter der Freundin, was für Gedanken ihr über die geistige Bestimmung und Zukunft des Kindes gekommen waren. „Meine Mutter sagte: ‚Ich weiß nicht, wie ich mich von einer solchen Blasphemie befreien kann.‘ “ Irving C. Tomlinsons Notizen; Abteilung für Kirchengeschichte Der Mutterkirche. Diese Notizen bildeten die Grundlage für sein Buch Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy. Jahrzehnte später sagte Mrs. Eddy zu den Mitgliedern ihres Haushalts, sie habe das Gefühl, die Umstände ihrer Geburt ähnelten denen der Geburt Isaaks in der Bibel. Adam Dickey, Memoirs.

In einem Artikel für das Christian Science Journal, den Mrs. Eddys Redakteur auf ihre Anweisung 1889 schrieb, heißt es:

Heute ist die Wahrheit durch die Person eines Mädchens aus Neuengland gekommen, ein Kind gottesfürchtiger Eltern,. .. das mit der ganzen Fülle geistigen Lebens ausgestattet ist und schon von der Wiege an von Zeichen einer göttlichen Mission und Macht umgeben war, die seine Mutter veranlaßten, sie „in ihrem Herzen“ zu bewegen.Journal, April 1889, S. 4.

Und über diese Zeichen geistiger Erkenntnisfähigkeit und Heilkraft, die sie von Kindheit an kennzeichneten, schrieb Mrs. Eddy 1889 in einer Broschüre:

Ich kann Gedanken, Motive und Absichten im menschlichen Gemüt erkennen;. .. das ist die Gabe Gottes. Und dieses Phänomen trat schon in meiner Kindheit auf; mit ihm hängen meine frühesten Erinnerungen zusammen, und es hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Septimus J. Hanna, Christian Science History.

In der zweiten Auflage der Broschüre fügte sie noch hinzu:

Es ist ein Bewußtsein, das Gutes wirkt und kein Böses wirken kann. .. und sich mit meinem geistigen Wachstum erweitert hat. Es hat mir beim Heilen der Kranken geholfen und dabei, das Menschliche dem Göttlichen unterzuordnen.

Die Heilungen in Marys Kindheit waren einfach, aber tiefgründig. Sie geschahen in ihrem Elternhaus, unter Verwandten und in der Schule.

Mary liebte die Tiere auf dem elterlichen Bauernhof. Später erzählte Mrs. Eddy Irving Tomlinson, daß sie als Kind neugeborene Lämmer und Küken pflegte und ihnen, wenn sie ängstlich und unruhig waren, nachts Kirchenlieder vorsang. Es war eine heilende Liebe, die so offensichtlich war, daß ihr Vater Mark, wenn er ein kümmerndes Tier in der Herde hatte, zu sagen pflegte: „Das ist wieder ein Pflegling für Mary.“ Tomlinson berichtet: „Dann nahm Mary den kleinen wolligen Patienten sanft in ihre Fürsorge auf und pflegte ihn, bis er zu Gesundheit und Stärke gedieh.“ Tomlinsons Notizen. In Erinnerung an diese Zeit sagte Mrs. Eddy: „Ich nahm die kleinen Küken, die kränklich oder gar dem Tode nahe schienen, barg sie an der Brust in meinen Kleidern und hielt sie, bis ich ein leises Flattern hörte und sah, daß sie voller Leben und Kraft waren und davonlaufen wollten. Dann setzte ich sie nieder — und weg waren sie.“ Ebd.

Mark Baker wußte also um die Fähigkeiten seines jüngsten Kindes, und so ist es nicht verwunderlich, daß er, als Marys Bruder George sich mit einer Axt schwer am Bein verletzte und viel Blut verlor, seine fünfjährige Tochter zu Hilfe holte. Er legte ihre Hand auf die Wunde, und George hörte auf zu weinen. Nicht lange danach kam der Arzt und sah, daß die Blutung vollständig gestillt war und die Wunde bereits zu heilen begann. Er sagte, er habe noch nie eine solche Wunde so rasch verheilen sehen.

Einmal erzählte Mrs. Eddy den Mitgliedern ihres Haushalts beim Abendessen, wie sie mit einer ihrer ersten Schülerinnen, Miranda Rice, einen Besuch in Bow machte. Dort hatten sie Mrs. Eddys Tante Nancy Baker getroffen und waren gemeinsam zu dem alten Gehöft der Bakers gewandert. Mrs. Eddy erinnerte sich so daran:

Mrs. Rice wollte meine Tante gern für die Christliche Wissenschaft interessieren und erzählte ihr von vielen bemerkenswerten Heilungen, die ich in Lynn, Mass., bewirkt hatte. Mrs. Baker schien sich gar nicht darüber zu wundern, ja sie wirkte so gelassen, daß Mrs. Rice [meine Tante drängte], ihre Gleichgültigkeit [zu erklären]. [Mrs. Baker sagte:] „Es überrascht mich gar nicht, so etwas über Mary zu hören. Es ist nicht wunderbarer als das, was ich sie habe tun sehen, noch bevor sie mit dreizehn Jahren aus diesem Haus wegging.“ Ebd. Mrs. Eddy zog von Bow fort, als sie 14 1/2 Jahre alt war.

Eine dieser „wunderbaren“ Heilungen war die von George Bakers Beinverletzung. Eine weitere Heilung, von der Mrs. Eddy erzählte, betraf ihre Tante Nancy Baker selbst. Mrs. Eddy berichtete, ihre Tante sei sie besuchen gekommen und habe starke Kopfschmerzen gehabt. Sie bat Mary, für sie zu beten, wurde geheilt und „ging völlig gesund nach Hause.“ Alfred Farlows Notizen.

Zeichen christlicher Erneuerung und Heilung zeigten sich in Marys jungen Jahren auch in der Schule. Irving Tomlinson erzählt in seinem Buch Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy, daß Mary eines Tages mutig einem Mädchen entgegentrat, das andere Kinder terrorisierte, und daß das Wesen des Mädchens völling umgewandelt wurde:

Die Lehrerin sagte mir, ich hätte das zuwege gebracht, was Schläge nicht zu erreichen vermochten, denn ich hatte ihren Charakter völlig umgewandelt. Tomlinson, Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1972), S. 5.

In ihrer Biographie Mrs. Eddys berichtet Sibyl Wilbur, wie Mary als junges Mädchen eines Tages einen geistesgestörten Mann beruhigte, der in der Schule aufgetaucht war. Als Mrs. Eddy diesen Vorfall Mr. Tomlinson erzählte, fügte sie hinzu, dieser Mann sei auch eines Morgens in ihr Elternhaus eingedrungen, als die Familie gerade beim Gebet war. Er sprang auf Marys Vater zu, der aus der Bibel vorlas, und entriß ihm das Buch. Er gab es Mary und sagte: „Hier! Du bist die, die Gottes Wort lesen soll.“ Tomlinsons Notizen. Und Mrs. Wilbur berichtet in The Life of Mary Baker Eddy darüber, wie der Mann bei einem Sonntagsgottesdienst auftauchte und sich während des Choralsingens hinter Mary stellte. Nachher ließ er sich ohne Widerstand fortführen.

In ihrem autobiographischen Buch Rückblick und Einblick schrieb Mrs. Eddy: „Viele eigenartige Umstände und Geschehnisse, die mit meiner Kindheit verknüpft sind, drängen sich in den Kammern der Erinnerung.“ Daraufhin berichtete sie, daß sie einmal, wie Samuel, immer wieder ihren Namen rufen hörte, bis sie antwortete: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört.“ Rückbl., S. 8. Im Religionsunterricht hatte Mary gelernt, daß alle Menschen Knechte Gottes sind, aber diese ganz persönliche, einzigartige Erfahrung lehrte sie, daß zum Dienen mehr gehörte, als Johannes Calvin erkannt hatte. Sie lernte, daß Dienst Gottes oder Gottesdienst tägliche Taten im Dienst eines liebenden Gottes sind. Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 40. Daß zu diesen Taten auch das Heilen der Kranken gehört, war ein wesentlicher Teil ihrer Entdeckung der Christlichen Wissenschaft.

Doch Mary Baker konnte sich nicht ohne erschütternde Kämpfe aus dem eisernen Griff des Calvinismus befreien. Später erinnerte sie sich, daß sie einmal ihre Mutter fragte, ob Calvins Lehre über die ewige Strafe wahr sei. Mrs. Eddy erzählte: „Sie blieb eine Weile still, dann antwortete sie mit einem tiefen Seufzer: ‚Es muß es wohl sein, Mary.‘ Was aber, sagte ich, wenn wir nun bereuen und zu Gott sagen: ‚Es tut uns leid, wir werden es nicht wieder tun‘ — wird Gott uns dann bestrafen? Dann ist Er nicht so gut wie meine Mutter und wird Seine Schwierigkeiten mit mir haben.“ Dokument zur Kirchengeschichte: A10134.

Mary quälte sich so wegen der Prädestinationslehre, daß sie einmal krank wurde und fieberte. Gott hatte ihr behutsam durch ihre Erfahrungen gezeigt, daß Er allgegenwärtige Liebe ist, aber die Theologie der Kirche ihrer Eltern versuchte, ihr etwas ganz anderes einzuprägen:

Die unbarmherzige Theologie meines Vaters legte großen Nachdruck auf den Glauben an ein Jüngstes Gericht, an die Gefahr ewiger Strafe und an einen gegen Ungläubige erbarmungslosen Jehova.. ..

Meine Mutter. .. empfahl. .. mir, auf Gottes Liebe zu vertrauen; Er werde mir Ruhe geben, wenn ich, wie ich es gewohnt war, im Gebet zu Ihm ginge, um mich von Ihm leiten zu lassen. Ich betete, und ein mildes Leuchten unaussprechlicher Freude kam über mich. Das Fieber war verschwunden, und ich stand auf und kleidete mich an — ich war gesund.. .. Der Arzt war erstaunt; und der „schreckliche Ratschluß“ der Prädestination. .. verlor für immer seine Macht über mich. Rückbl., S. 13.

Daraus — und aus den vielen anderen Heilungen, von denen die Leser in dieser Serie erfahren werden — kann man ersehen, daß die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft aus der Erfahrung ihres eigenen Lebens sprach, als sie in Wissenschaft und Gesundheit schrieb:

Wenn der Wissenschafter seinen Patienten durch die göttliche Liebe erreicht, wird das Heilungswerk in einem Besuch vollbracht werden, und die Krankheit wird wie der Tau vor der Morgensonne in ihr natürliches Nichts vergehen. Wissenschaft und Gesundheit, S. 365.

Ein freundliches Wort an den Kranken und seine christliche Ermutigung, mitleidsvolle Geduld mit seiner Furcht und deren Beseitigung sind besser als Hekatomben überschwenglicher Theorien, besser als stereotype entlehnte Redensarten und das Austeilen von Argumenten, die lauter Parodien auf die echte Christliche Wissenschaft sind, die von göttlicher Liebe erglüht. Ebd., S. 367.

Und damit hat sie den Maßstab gesetzt für die Praxis des christlich–wissenschaftlichen Heilens.

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