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Im Sommer 1987 hatten mein...

Aus der September 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Sommer 1987 hatten mein Freund und ich uns vorgenommen, uns in einem Boot den Gunnison in Colorado von der gleichnamigen Stadt bis zum Blue Mesa Reservoir hinuntertreiben zu lassen. Heute weiß ich, daß ich mich damals schon eine ganze Zeitlang auch mental hatte „treiben lassen“ — ich war einfach in eine Schwierigkeit nach der anderen hineingeschlittert. Durch diese Ferienreise wollte ich Abstand gewinnen von einem Job, der mir unerträglich erschien. Ich fühlte mich an meinem Arbeitsplatz ausgenutzt und in einer Sackgasse und war voll Ärger und Verdruß — keine idealen mentalen Voraussetzungen für ein Vorhaben, das Überlegung und einen klaren Kopf erforderte!

Bevor wir losfuhren, hatte ich schon ein ungutes Gefühl; aber ich sagte meinem Freund nichts davon, weil ich unbedingt einen tollen Urlaub haben wollte. An einem Punkt der Reise meinte mein Freund, wir müßten an einer vor uns liegenden Sandbank haltmachen und die kleinen Schwimmwesten, die wir trugen, besser festbinden. Wir hatten beide ganz stark das Gefühl, daß das notwendig sei. Wir hatten den Fluß vor der Reise nicht in allen Einzelheiten erkundet — das heißt, wir waren die Strecke nicht von Anfang bis zu Ende abgegangen —, und das vor uns liegende Stück machte uns Sorgen, denn es war eine Rinne, die direkt auf einen großen Felsen neben einem Strudel zuführte.

Wenige Minuten nachdem wir die Sandbank hinter uns gelassen hatten, türmten sich plötzlich eine Menge Baumstämme vor uns auf, die bis auf einen wenige Meter breiten Durchlaß den ganzen reißenden Fluß blockierten. Ich konnte unser Boot nicht rechtzeitig in das Fahrwasser bugsieren, und es blieb an einem Baumstamm hängen. Wir fielen beide ins Wasser, und ich schlug hart auf eine unter Wasser liegende Baumwurzel auf. Dabei verletzte ich mich an der rechten Seite, knapp unterhalb der Rippen.

Wir verloren uns aus den Augen. Während ich den Fluß hinuntertrieb, versuchte ich zu beten, und voller Selbstbedauern dachte ich: „Jetzt wird es aber Zeit, daß Gott zu mir spricht.“ Daß ich nicht sofort eine Antwort erhielt, überraschte mich nicht. Ich wurde an einer Flußschleife zusammen mit dem Boot und einem Paddel ans Ufer gespült und hatte das Gefühl, jetzt sei ich wirklich in einer schlimmen Situation, aus der es kein Entrinnen gab. Nach einer Weile sah ich meinen Freund durch den Fluß waten. Er kam zu mir herüber, und wir peilten die Lage. Wir waren der Ansicht, wir könnten weiterfahren, wenn er auch von jetzt an die ganze Paddelei allein übernehmen mußte — und bald waren wir wieder unterwegs.

Nun mußte ich mich entscheiden, was ich wegen der anscheinend schweren inneren Verletzung unternehmen wollte. Ich war als Christlicher Wissenschafter erzogen worden. Ich wußte, ich konnte medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, wenn ich das wünschte, aber ich hatte so oft erlebt, daß durch Gebet Heilungen bewirkt wurden, daß ich mein Wohlergehen nichts anderem als geistigen Mitteln anvertrauen wollte.

Die Heilung, die ich schließlich erlebte, kam nicht schnell — und ich bin merkwürdigerweise dankbar dafür, denn das zwang mich, mein ganzes Denken genauer unter die Lupe zu nehmen. Was ich da fand, gefiel mir ebensowenig wie die Schmerzen. Denn wenn auch die kleinste Bewegung mir sehr zu schaffen machte — was mich am meisten erschreckte, war doch mein irrationales Denken. Ich entdeckte plötzlich, daß ich meinte, ich sei eine Gefahr für mich und andere. Ich mußte ganz massiv gegen die Suggestion angehen, daß nicht Gott, sondern die Materie meine Gedanken beherrsche und mein Leben regiere. Als ich einige Tage später nach Chicago zurückflog, war mein Denken schon viel vernünftiger und friedlicher geworden, aber an dem körperlichen Problem hatte sich nichts geändert.

Ich hatte Angst, wieder zur Arbeit zu gehen, denn dort mußte ich oft unhandliche Computermonitore tragen, die dreißig Kilo und mehr wogen. Doch ich bat Gott um Hilfe, und nie verlangte jemand mehr von mir, als ich schaffen konnte. Wenn ich etwas tragen sollte, was für mich zu schwer war, kam jedesmal innerhalb von Sekunden jemand ins Labor und fragte, ob er helfen könne, und das passierte so oft, daß ich es nicht als Zufall abtun konnte. (Niemand in der Firma wußte von meinem Unfall.)

Rückblickend erkannte ich, daß ich immer irgendwie erwartet hatte, daß die Last meiner Verpflichtungen mich eines Tages erdrücken würde. Während die Heilung voranschritt, bekam ich zunächst Hilfe von einem und später von anderen Ausübern der Christlichen Wissenschaft. Sie forderten mich immer wieder auf, mir meine geistige Beschaffenheit vor Augen zu führen und nicht zu akzeptieren, daß materielle Umstände bestimmen könnten, wer und was ich bin. An einem Freitagabend fragte mich eine Ausüberin: „Also, Duane, wie ist das jetzt: Bist du geistig oder materiell?“ Ich hatte ihr gerade lang und breit vorgejammert, was bei mir im Leben mit meinem Beruf, meinen menschlichen Beziehungen und meinen Hoffnungen alles schiefging. Und dann stellte sie mir diese enorme Frage, um die ich mich so gern herumgedrückt hätte! Denn wenn ich ehrlich sein wollte, gab es darauf nur eine Antwort. Und so sagte ich nach einer langen Pause: „Ich bin geistig.“

Plötzlich stieg ein wundervolles Gefühl der Erleichterung in mir auf. Allerdings muß der Ton, in dem ich geantwortet hatte, in den Ohren der Ausüberin so ähnlich geklungen haben, als hätte ich gesagt: „Na ja, wahrscheinlich geistig.“ An diesem Abend ging ich zu Bett, ohne über mein körperliches Problem nachzudenken (obwohl es wieder einmal das Einschlafen sehr schwierig machte). Vielmehr dachte ich an das, was ich der Ausüberin geantwortet hatte und warum. War es eine ehrliche Antwort gewesen? Warum? Wer behauptet so etwas? In der Bibel heißt es, daß Gott den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis schuf — war ich also nicht dieses Gleichnis, ob ich mir nun dessen bewußt war oder nicht?

Als ich am Samstagmorgen aufwachte, konnte ich mich frei bewegen — und war nicht einmal erstaunt darüber. Die Schwellung, die seit Wochen unverändert bestanden hatte, war samt den anderen Folgen des Unfalls verschwunden. Ich fühlte, ich hatte etwas wundervoll Richtiges getan und hatte einen Schimmer von der Beziehung des Menschen zu Gott erfaßt. Ja, ich sah diese Erfahrung damals, wie auch heute noch, im Zusammenhang mit den Worten Jesu: „[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Joh 8:32).

Meine berufliche Situation änderte sich nicht sofort. Ich blieb noch drei Jahre bei meinem damaligen Arbeitgeber. Man übertrug mir mehr und mehr Verantwortung, und zugleich wurden die Arbeitsbedingungen immer schlechter. Aber diese körperliche Heilung hatte mir wahren, geistigen Fortschritt gebracht, und so ließen der Ärger und Verdruß und das Gefühl des Gefangenseins langsam nach.

Als ich mich wirklich frei fühlte und bereit war, sogar noch mehr zu arbeiten, wurde mir eine weit bessere Stellung in einer anderen Organisation angeboten, die gerade angefangen hatte, sich auf meinem stark spezialisierten Arbeitsgebiet zu engagieren.


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