Jedem, Der Christus Jesus nachfolgen will, muß es ein echtes Anliegen sein, demütig verstehen zu lernen, wie Gott alles regiert. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ Mt 6:33., sagte Jesus. Und diese Aufgabe erstreckt sich auch auf die kleinsten Einzelheiten im täglichen Leben eines Christen. Nichts ist davon ausgenommen. Nichts ist zu belanglos, um in das Gebet eines Christen eingeschlossen zu werden.
Mrs. Eddys kindliche Empfänglichkeit für die Ideen Gottes öffnete ihr Denken für die volle Offenbarung der göttlichen Wissenschaft. Diese Wissenschaft ermöglicht es jedem, der die Bibel zusammen mit ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit studiert, Gott und Seine Schöpfung in ihrer wirklichen Beschaffenheit zu erkennen. Gott ist das allharmonische göttliche Prinzip allen wahren Seins. Er ist unendliches, unkörperliches Leben, Wahrheit, Liebe, Geist, Gemüt und Seele. Diese Synonyme für Gott deuten die unbegrenzte Mannigfaltigkeit des Wesens Gottes an. Und sie machen auch das wahre Wesen Seiner Schöpfung — des Menschen und des Universums — deutlich, denn Gottes Schöpfung ist Seine reine und vollkommene Wiederspiegelung.
Das gesamte Universum geistiger Ideen besteht im göttlichen Gemüt. Und der Mensch Gottes ist der Ausdruck des Gemüts. Mrs. Eddy schreibt: „Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; er ist kein körperlicher Organismus. Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen Ideen in sich.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 475. So tragen also wir alle als die göttliche Idee Mensch die richtige Idee — Gottes Idee — aller Geschöpfe des Universums in unserem Bewußtsein, und es wird von den Nachfolgern Jesu erwartet, daß sie danach trachten, diese Ideen zu erkennen und in sich aufzunehmen. Als Christliche Wissenschafterin stelle ich fest, daß das ein großartiges Abenteuer ist, das in der Praxis des täglichen Lebens oft zu bewegenden Erlebnissen führt.
Als unser ältester Sohn ungefähr zehn Jahre alt war, hatte er einen Hamster. Er hielt ihn in einem Käfig in seinem Zimmer und sorgte liebevoll für ihn. Doch eines Abends holte er mich, um mir zu zeigen, daß sein Hamster Krank war, und bat mich, für ihn zu beten. Das Tierchen hatte eine große wunde Stelle am Körper, und es ging ihm offensichtlich schlecht. „Natürlich bete ich gern für deinen Hamster“, sagte ich, „aber was tust du jetzt?“ Er sagte, er wolle die Basketballmeisterschaften im Fernsehen anschauen. Worauf ich lächelnd den Arm um ihn legte und ein bißchen ironisch sagte: „Und wenn du dich das nächste Mal nicht wohl fühlst, dann soll ich vielleicht ins Kino gehen — oder?“ Er begriff sofort und ging bereitwillig in mein Zimmer, wo er ungestört beten und in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit lesen konnte. Er betete so lange, bis er ganz sicher war, daß sein Hamster von Gottes Gesetz und nicht von einer Krankheit beherrscht wurde. Und während er damit beschäftigt war, studierte und betete ich im Wohnzimmer.
Ich hatte ihm natürlich ein paar Stellen in den Büchern gezeigt, die ihm helfen konnten zu verstehen, wie Gott für Seine Schöpfung — Seine geistigen Ideen — sorgt. Da ist besonders eine Bibelstelle, die ich schon immer sehr gern gehabt habe. Mir sagt sie etwas von der Harmonie, die ein Mensch erleben kann, wenn er seine Einheit mit Gott wirklich demonstriert hat. Sie lautet: „Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben.“ Jes 11:6. Mein Sohn und ich öffneten uns in dem Augenblick in kindlicher Empfänglichkeit für Gott und Seine Ideen. Nach etwa einer Stunde kam er und berichtete mir, worüber er nachgedacht hatte. Er meinte, er sei jetzt ganz sicher, daß sein Hamster von Gott bestens versorgt werde. Und dann schaute er sich die Basketballmeisterschaften an.
Am nächsten Morgen platzte unser Sohn um sechs Uhr in unser Schlafzimmer und teilte uns überglücklich mit, daß sein Hamster wieder putzmunter sei. Es war ein kostbarer Augenblick, als wir in sein Zimmer gingen und uns gemeinsam über seinen gesunden kleinen Freund freuten. Für unsere Familie hatten sich wieder einmal, wie schon so viele Male zuvor, die Worte Mrs. Eddys bewahrheitet: „Alle Geschöpfe Gottes, die sich in der Harmonie der Wissenschaft bewegen, sind unschädlich, nützlich und unzerstörbar.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 514.
Der Abschnitt, aus dem der obige Satz stammt, trägt die Randüberschrift: „Geschöpfe Gottes nützlich“. Und der ganze Abschnitt lautet: „Durch das Verständnis der Gewalt, die Liebe über alles hat, fühlte sich Daniel in der Löwengrube sicher und bewies Paulus, daß die Otter unschädlich war. Alle Geschöpfe Gottes, die sich in der Harmonie der Wissenschaft bewegen, sind unschädlich, nützlich und unzerstörbar. Die Vergegenwärtigung dieser erhabenen Wahrheit war eine Quelle der Stärke für die Propheten der alten Zeit. Sie unterstützt das christliche Heilen und befähigt den, der sie hat, dem Beispiel Jesu nachzueifern., Und Gott sah, daß es gut war.‘ “ 1. Mose 1:26.
Wir brauchen die richtige Idee der Geschöpfe Gottes, um unsere volle Erlösung von der illusorischen Knechtschaft der Sünde und der materiellen Annahmen ausarbeiten zu können. Geistige Ideen heilen, weil sie im menschlichen Bewußtsein die materiellen Annahmen korrigieren, die zu Ungerechtigkeit, Unglück, Krankheit und Sterblichkeit führen. Materielle Annahmen tragen immer etwas von Herrschenwollen in sich: Ein Lebewesen will das andere beherrschen, das Böse will den Menschen beherrschen, und ein böser Mensch will die Welt beherrschen. Geistige Ideen hingegen bringen Herrschaft — die Fähigkeit zu demonstrieren, daß Gott, das Gute, alles regiert, daß der Mensch die Regierung Gottes wiederspiegelt und daß die Herrschaft des Menschen die ganze Erde segnet.
Der Segen der Christlichen Wissenschaft besteht darin, daß sie das Böse als selbstzerstörerische Falschheit — als in Wirklichkeit nichtexistent — entlarvt und beweist, daß es keine Macht hat über den Menschen, der das Bild und Gleichnis Gottes ist. Allein Gott, das Gute, besitzt Macht; und Er hat die Herrschaft über Seinen geistigen Ausdruck, den Menschen, und über jede Idee in Seinem Universum, die der Mensch in sich schließt. Die dem Menschen im geistigen Schöpfungsbericht der Bibel erteilte Herrschaft — „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht“ 5 — ist ein Hinweis darauf, daß niemand außer Gott Vollmacht hat, den Menschen zu regieren. Wenn wir begreifen, daß Gott, das Gute, uns als individuellen Menschen regiert (und der Mensch wird immer von Gott regiert), dann erkennen wir auch, daß Gott Herrschaft über Seine gesamte Schöpfung besitzt, und können es beweisen. Hier ein Beispiel dafür:
Wir hatten einen Gemüsegarten. Die meiste Gartenarbeit erledigte mein Mann, aber das Ernten besorgte hauptsächlich ich — meistens am Abend, wenn das Ungeziefer besonders rege ist. Vor allem die Mücken plagten mich sehr; ohne es zu merken, ließ ich mich von ihnen beherrschen, wenn ich Gemüse erntete. Eines Abends fuhr ich dann mit dem Rad einen Feldweg entlang und sah eine dicke Mückenwolke, die über einer toten Schlange schwebte. Und das führte mich dazu, nach der richtigen geistigen Idee über die Geschöpfe Gottes zu suchen, die dieses unschöne Bild aus meinem Denken auslöschen würde.
Sofort kam mir der Gedanke, daß Gott Leben ist und daß Seine Geschöpfe Leben zum Ausdruck bringen. In dem Moment wurde mir klar, daß ich bei meiner Gartenarbeit mehr an die Eigenschaften des Lebens denken mußte. Ich erkannte, daß die Eigenschaften des Lebens — Frische, Liebe, Energie — nur für Lebewesen mit den gleichen Eigenschaften anziehend ist. Als ich das nächste Mal Gemüse erntete, dachte ich über diese Eigenschaften nach und brachte sie zum Ausdruck: Ich ließ mich von Leben, Wahrheit und Liebe beherrschen. Die Mücken waren wie immer da, aber sie schwärmten nicht dauernd um mich herum und störten mich nicht. Ja, ich dachte sogar recht freundlich über sie. Und in den folgenden Jahren habe ich immer wieder erlebt, daß mich das kleine „Geziefer“ in Ruhe läßt, wenn ich meine Herrschaft über die damit zusammenhängenden materiellen Ansichten geltend mache und mich der geistigen Idee öffne, daß Gott auch hier regiert.
Es ist schon sehr nützlich, geistige Herrschaft zu verstehen! Durch geistige Mittel kann jeder sich selbst regieren. Wir können und müssen uns bewußt nur vom geistig Guten beherrschen lassen und müssen Gottes Herrschaft über alles erkennen und verstehen. Dann werden wir erleben, daß wir Vollmacht haben über das, was nicht gut ist — zu unserem eigenen Wohl und zum Wohl aller Lebewesen, mit denen wir zu tun haben.
Zu der Herrschaft, die wir durch kindliche Empfänglichkeit für die Ideen Gottes erlangen, gehört auch die Fähigkeit, unsere gottgegebene Vollmacht über den Körper auszuüben — über seine Zellen, Organe und Funktionen. Wir können alles aus unserem Leben ausschließen, was keine gottgegebene Vollmacht besitzt und daher in Gottes Reich kein Dasein hat. Gott herrscht im individuellen Bewußtsein des Menschen. Für den christlichen Heiler ist es unbedingt notwendig, dies zu verstehen.
Geistige Herrschaft rückt uns in die richtige Beziehung zu allen Geschöpfen Gottes. Seine Geschöpfe beherrschen uns nicht — und wir beherrschen sie nicht. Vielmehr schließen wir die richtige Idee der Geschöpfe Gottes in uns ein, und darum erleben wir alle Kreatur als „unschädlich, nützlich und unzerstörbar.“ Wenn wir dies verstehen, stellen wir fest, daß Ungeziefer keine Plage mehr ist. Und unsere Haustiere werden gehorsame, liebevolle Kameraden, für die wir — wie für alle anderen Lebewesen auch — verantwortungsbewußt und mit Gebet sorgen.
