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Die Rose von Jericho

Aus der Dezember 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sicherlich Ist Ihnen der Ausspruch bekannt: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Man hört das zuweilen von Menschen, die viele Jahre oder gar ihr ganzes Leben in einem bestimmten Land oder einer Stadt gewohnt haben und sich nun verändern sollen.

Entwurzelung gilt als lebensbedrohend und gefährlich. Das gleiche trifft zu, wenn man plötzlich den Lebenspartner oder einen nahestehenden Menschen verliert, seine Arbeitsstelle wechseln oder aufgeben muß. So wird unabhängig vom Lebensalter Entwurzelung von den meisten als riskant oder unzumutbar angesehen.

Anders ist es bei der „Rose von Jericho“. Ihre Wurzel stirbt bei Trockenheit ab. Nachdem die Wurzel abgefallen ist, kann sie der Wind über Hunderte von Kilometern fortwehen, bis sie in eine Pfütze oder in ein Regengebiet rollt. Obwohl sich in ihr kein Leben mehr regt, ersteht sie durch das Wasser, in das sie der Wind getragen hat, zu neuem Leben. Innerhalb einer halben Stunde entfaltet sie ihre eingetrockneten und zusammengeschrumpften Ästchen und beginnt zu grünen. „Anastacia“ — Auferstehungsblume — heißt sie. Hätte sie durch ihre Wurzel am alten Standort festgehalten, wäre sie bei Trockenheit zugrunde gegangen. Wurzeln können also hinderlich sein, sie sträuben sich gegen den Aufbruch und können bei Trockenheit und Dürre zur Fessel, zum Verhängnis werden.

Loslassen hingegen kann zum Ausgangspunkt für neues Leben werden, für die Rose von Jericho und für uns Menschen. Aber es gehört etwas ganz Entscheidendes dazu, nämlich der Wind, der die Rose fortweht, neuen Lebensmöglichkeiten entgegen, und das Wasser, das Sinnbild der Frische des ewigen Lebens. Wind, ein Bild für den Geist, der alle Bewegung seinem Gesetz gemäß regiert. Gott hält den Menschen in Bewegung. Weg von blindem Vertrauen und starren Gewohnheiten. Weg von verhärteten Traditionen und veralteten Vorstellungen, hin zu neuen Ideen und Möglichkeiten, hin zu neuen Sichtweisen und frischem Verständnis der allumfassenden Fürsorge Gottes, weg vom Tod, hin zum Leben.

Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Wind. Das, was die Macht der Allmacht andeutet sowie die Bewegung in Gottes geistiger Regierung, die alle Dinge umfaßt.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 597. Im gleichen Buch heißt es auch: „Ehe wir nicht alles um Christi willen verlassen haben, sind wir keine Christlichen Wissenschafter.“ Ebd., S. 192.

Wir sollten nicht an der Vergangenheit festhalten, wenn wir vorwärts schreiten wollen. Gott drückt sich ständig neu aus, in neuen Formen, doch immer so, daß wir Ihn wahrnehmen können. Wenn wir das erkennen und uns nicht an Personen klammern, werden wir freudig das vor uns liegende Gute ergreifen.

Erst wer losläßt, bekommt die Gelegenheit, das Neue zu ergreifen. In der Bibel finden wir viele Beispiele dafür. Abraham wurde von Gott aufgefordert, seines Vaters Haus und sein Land zu verlassen. Abraham war gehorsam und zog aus, wie es der Herr von ihm verlangt hatte. Dadurch wurde er reich gesegnet. Lots Frau dagegen kommt um, weil sie nicht loslassen kann. Sie stirbt an der Verwurzelung. Josef wiederum, der von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft wurde, läßt auch los. Er vertraut sich der Führung Gottes an. Sein Gehorsam und Nichtzweifeln an der Liebe Gottes segnet nicht nur ihn allein und später seine Familie, sondern errettet ein ganzes Volk vom Hungertod. Wenn wir an Christus Jesus denken und all seine Taten betrachten, liegt all dem, was wir Wunder nennen, das Loslassen des menschlichen Denkens, das Loslassen des falschen, menschlichen Begriffs der Situation und das Annehmen der göttlichen Sicht zugrunde.

Dasselbe geschieht auch heute bei jeder geistigen Heilung eines Zustandes oder einer Situation. Das Gesetz des Geistes, das alle Bewegung (Veränderung) regiert, löst die Endlichkeit, die begrenzte Auffassung vom Menschen auf, und die unbegrenzte Freiheit, die Einheit des Menschen mit Gott, tritt in Erscheinung.

Der Apostel Paulus sagt: „Das Gesetz des Geistes hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Röm 8:2. Die Vorstellung vom Ende des Lebens, die Vorstellung von einem sterblichen Menschen, ist die Wurzel allen Übels. Wir müssen sie ausgraben, sie muß tatsächlich „entwurzelt“, also aufgegeben werden, und wir können uns dem Wind — dem Geist — anvertrauen. Erst wer das Alte losläßt, bekommt die Hände frei, Neues zu ergreifen.

Wir sollten nicht an der Vergangenheit festhalten, wenn wir vorwärts schreiten wollen. Gott drückt sich ständig neu aus, in neuen Formen, doch immer so, daß wir Ihn wahrnehmen können. Betrachten wir zum Beispiel Liebe, eines der Synonyme, die uns Mary Baker Eddy für Gott gegeben hat. Als Kind erfahren wir Liebe hauptsächlich durch die Eltern, später durch Freunde, den Lebenspartner und dann wieder durch unsere Kinder. Immer aber ist diese Liebe eine Eigenschaft Gottes, die in immer anderen, veränderten Formen ausgedrückt wird. Wenn wir das erkennen und uns nicht an Personen klammern, werden wir freudig das vor uns liegende Gute ergreifen. Halten wir jedoch an materieller Betrachtung oder an vergangenen Zeiten und Erlebnissen fest, werden wir nur schwer die neuen Möglichkeiten sehen.

Ich habe das selbst in meinem Leben erfahren, als ich mich von meinem Ehepartner trennen mußte. Auch ich meinte, daran zu zerbrechen und den Boden unter den Füßen zu verlieren, und sah zunächst keinen Ausweg. Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft hatte ich gelernt, daß Gott Liebe ist. So folgerte ich, daß es mit Liebe gewiß nicht vereinbar ist zu leiden. Ich wendete mich rückhaltlos an Gott und war bereit, Seinen Weg zu erkennen und zu akzeptieren. Fast zur gleichen Zeit ergab es sich, daß meine Tochter aus beruflichen Gründen mit dem Enkelkind in das Haus zog, wo ich wohnte. Die Liebe Gottes, die nun in einer anderen Form ihren Ausdruck fand, blieb an meiner Seite. Ich hatte einen Schimmer vom immer neuen Wirken Gottes aufgenommen.

Endlichkeit ist das Merkmal aller Materialität. Geistiger Sinn dagegen schaut durch die Dinge hindurch und nimmt etwas von dem eigentlichen Wesen wahr. Geistiger Sinn hat seine Wurzeln im Wissen, daß beständig Gutes geschieht und daß unser Leben aus Gottes Sein hervorgeht. Gott ist ständig bei uns und mit uns, Er ist immer gegenwärtig! Wir können uns Seiner Gegenwart ganz sicher sein, und wo wir Ihn von ganzem Herzen suchen, werden wir Sein Wirken erfahren. Dazu müssen wir die Endlichkeit aus unseren Anschauungen der Dinge herausnehmen, um hier und jetzt etwas von dem Unendlichen, dem Prinzip des Seins, das Liebe ist, zu erfassen. Dann werden wir da Harmonie und Fülle erleben, wo wir Disharmonie und Mangel befürchtet hatten.

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