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Verschiedene Nationalitäten — ein Gott

Aus der Dezember 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Haartracht Meiner dunkelhäutigen Banknachbarin war das reinste Kunstwerk aus unzähligen Zöpfchen. Neben ihr auf derselben Bank unterhielt sich angeregt ein asiatisches Paar. Ihnen gegenüber saß eine südländisch aussehende Frau neben einem orthodoxen Juden und einem großen, schlanken Afrikaner. Jedoch befand ich mich weder auf einem internationalen Kongreß noch in einem Badeort von Weltruf, sondern in einem ganz normalen Zug der New Yorker U-Bahn. Es schien mir, als ob Vertreter aller Herren Länder auf den Bänken dieses Zuges Platz genommen hätten, um nun gemeinsam die Fahrt in dieselbe Richtung anzutreten. Dieses mentale Bild vermittelte mir für einige Augenblicke die Idee von Einigkeit und Harmonie.

Schaut man in die Welt, so treten jedoch oft nur der Widerstreit der Interessen und Nationalitäten in Erscheinung; Einigkeit und Völkerfriede scheinen außer Reichweite. War mein Erlebnis in der U-Bahn nur ein Wunschbild, oder ließ es eine tieferliegende Wirklichkeit erahnen?

In der Bibel finden wir die geistige Verbundenheit der Menschen über soziale, ethnische und kulturelle Grenzen hinweg an verschiedenen Stellen beschrieben. Der Prophet Maleachi fragt: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen?“ Mal 2:10. Einen Vater zu haben, das bedeutet einen Ursprung, eine gemeinsame Herkunft zu haben. Und wie aus dem ersten Schöpfungsbericht der Bibel hervorgeht, hat dieser Vater den Menschen, Sein Kind, als Sein Bild und Gleichnis geschaffen. Und Gott bezeichnet alles, was Er gemacht hat, als „sehr gut“ 1. Mose 1:31. Die Verwandtschaft zwischen allen Menschen, die sich aus dieser gemeinsamen geistigen und völlig guten Herkunft ergibt, ist daher in jedem von uns erkennbar, in unserer individuellen Art und Weise, wie wir Leben, Intelligenz und Liebe ausdrücken.

Das Bewußtsein dieser Verwandtschaft heilt uns, wenn wir uns mit dem Gefühl der Fremdheit und Andersartigkeit konfrontiert fühlen. Gewohnheitsmäßig und scheinbar automatisch teilt das unerleuchtete menschliche Denken die Mitmenschen in Fremde und Einheimische, Wohlhabende und Bedürftige, in faul und fleißig oder gut und schlecht ein, ohne den Reichtum an verschiedenen Eigenschaften, die die einzelnen zum Ausdruck bringen, auch nur zu erwägen. Es sieht nur die Konkurrenz um eine begrenzte Menge Arbeitsplätze, Wohnraum oder soziale Leistungen. Dieses Denken möchte uns die Furcht einflößen, wir könnten durch einen Fremden des rechtmäßigen Eigentums beraubt werden.

Mary Baker Eddy sagt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „Die irrige Annahme, daß Leben, Substanz und Intelligenz materiell sein können, bricht das Leben und die Brüderschaft der Menschen gleich von Anfang an.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 541. Jede Befürchtung, daß unsere Mitmenschen uns irgend etwas nehmen oder vorenthalten könnten oder wir durch sie irgendwelche Beeinträchtigungen erleben könnten, hat ihren Ursprung in dieser begrenzten Ansicht über Gott und den Menschen. Wenn wir uns aber auf den einen nur guten Vater verlassen, der ausschließlich gut ist und jedes Seiner Kinder auf ewig unbegrenzt und unabhängig von äußeren Umständen versorgt, gibt es für Furcht keine Veranlassung.

In dem Maße, wie die Furcht verschwindet, verlieren auch einengende Vorstellungen ihr Gewicht, wie die, daß wir „unter unseresgleichen“ besser harmonierten oder daß Gleichheit von Hautfarbe, sozialem Status oder Bildung mehr Sicherheit, Glück oder Stabilität gewährleisteten. Statt dessen können wir mehr von der Vielfalt bereichernder Eigenschaften erleben, die von dem einen Vater stammen und von Seinen Kindern in einzigartiger Weise zum Ausdruck gebracht werden.

Kürzlich konnte ich das Gute erfahren, das man erlebt, wenn diese geistigen Bande anerkannt werden. Eine Wand unseres Hauses war durch Straßenbauarbeiten beschädigt worden. Die Firma, die ausschließlich ausländische Arbeitnehmer beschäftigte, vereinbarte sofort einen Termin, um den Schaden zu beheben. Den hielt sie aber nicht ein. Bald ertappte ich mich bei dem Gedanken: „Typisch Ausländer!“ und „Womöglich war das Reparaturversprechen doch nicht so ernst gemeint.“ Zu all dem erzählte mir noch jemand, daß diese Firma bei jedem Auftrag irgendwelche Schäden hinterlasse. (Wie schnell hatte sich eine Negativerwartung auf Grund ethnischer Fremdartigkeit eingeschlichen!)

Die Grundlage für eine harmonische Gemeinschaft liegt in unserer geistigen Verwandtschaft als Kinder eines Gottes.

Durch Gebet wurde mir aber die Überheblichkeit dieser Einstellung schnell klar. Dann ging ich demütig daran, meine Vorstellung von allen Beteiligten mit der Wahrheit über unseren gemeinsamen, geistigen Ursprung als die Söhne und Töchter Gottes in Einklang zu bringen. Mit anderen Worten, ich mußte diese Leute aus der Sicht eines alliebenden Vaters sehen. Also schlußfolgerte ich — wie Christus Jesus es uns lehrt, wenn er uns auffordert, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst — von dem einen Gott und Vater aus, der sich in jedem Menschen in gleicher Weise vollkommen ausdrückt. Ein korrektes, gerechtes und liebevolles Verhalten und harmonisches Zusammenwirken unter „Geschwistern“ — den Kindern — eines unendlichen Vaters ist dann das natürliche Ergebnis.

Als ich mein Denken so berichtigt hatte, gab es für Schuldzuweisungen und Befürchtungen keinen Raum mehr, und ich erwartete voll Zuversicht eine gute Lösung. Schon am nächsten Tag erschien ein Mitarbeiter der Firma und besserte die Wand aus. Dabei erfreuten wir uns eines sehr bereichernden Gesprächs. Die immer gültige geistige Tatsache, daß Gottes Wirken die Grundlage für einmütiges Zusammenwirken ist, war in der menschlichen Situation erlebbar geworden. Ich verstand dieses Gespräch als unmittelbare Auswirkung meiner Gebete.

Im Zuge der Ausbesserung war außerdem die ganze Wand neu gestrichen worden und sah viel schöner aus als vorher. Das bewies mir, daß ein gewachsenes Verständnis der unendlich vielfältigen Eigenschaften aus dem einen Gemüt die Furcht vor allem Fremdartigen nimmt und zu Harmonie führt.

Mrs. Eddy beschreibt dies in Wissenschaft und Gesundheit, wenn sie sagt: „Mit einem Vater, nämlich Gott, würde die ganze Familie der Menschen Brüder werden; und mit einem Gemüt, und zwar Gott oder dem Guten, würde die Brüderschaft der Menschen aus Liebe und Wahrheit bestehen und Einheit des Prinzips und geistige Macht besitzen, die die göttliche Wissenschaft ausmachen.“ Ebd., S. 469.

Ob es um persönliche Beziehungen oder um die Kooperation der Menschen verschiedener Kulturen oder Glaubenssysteme, Nationalitäten oder Rassen miteinander geht, die Grundlage für eine harmonische Gemeinschaft liegt in unserer geistigen Verwandtschaft als Kinder eines Gottes.

Haben wir nicht alle einen Vater?
Hat uns nicht ein Gott geschaffen?

Maleachi 2:10

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