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Haben Sie heute schon die Welt in die Arme genommen?

Aus der Dezember 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Umarmungen Sind So beredt. Sie sagen: „Du wirst geliebt“ — und wir fühlen uns geliebt. Sogar „Fern–Umarmungen“ schaffen Verbindungen — wie zum Beispiel die Nachricht, die ich neulich am Abend auf meinem Anrufbeantworter fand: „Schade, daß ich dich nicht erreicht habe. Betrachte diesen Anruf einfach als eine herzliche Umarmung von einem alten Freund.“ Dieser Freund war über 4000 Kilometer von mir entfernt — doch ich fühlte mich umarmt.

Was verleiht denn einer Umarmung Bedeutung? Ist es nicht die herzliche Liebe, die dahinter steht und die wir unmittelbar fühlen können? Sie trocknet Tränen, erwärmt das Herz, stillt die Furcht und flüstert: „Du lieber Mensch!“

Haben Sie heute schon die Welt in die Arme genommen — mental, in Ihren Gebeten? Und voller Erbarmen? Haben Sie jedesmal wenn Sie heute die Gewißheit gespürt haben, daß die allmächtige Liebe Gottes Sie und die Ihren leitet, schützt und regiert, Ihr Herz bewußt in die Welt geschickt und sie ganz und gar (und besonders die Krisenherde) in diese selbe Wahrheit eingehüllt? Das ist ein ganz wichtiger Teil des Christseins. Es bedeutet, unseren Nächsten (den von nebenan wie jeden anderen auf der Welt) so zu lieben wie uns selbst. Und das ist so dringend nötig!

Die Fernsehnachrichten zeigen immer wieder Nahaufnahmen verzweifelter, hoffnungsloser Gesichter, Bilder von Gewalttaten, Katastrophen und Krankheit, und sie bewegen uns oft zum Handeln, zu Umarmungen, die mehr sind als bloßes Mitleid mit den Leidenden. Gebeterfüllte, machtvolle Umarmungen aus christlichem Mitgefühl und Verstehen sind notwendig, ein mentales In–den–Arm–Nehmen, das Trost und Hoffnung gibt, das mithilft, Haß und Leiden zu stillen. Solche Umarmungen beginnen mit der unerschütterlichen Überzeugung, daß ein universaler und allmächtiger Gott, die Liebe, überall am Wirken ist, und hören nicht auf, bis wir die ganze Menschheit in dieses Verständnis mit eingeschlossen haben. Unsere Gebete können das ununterbrochene Bewußtsein des Guten, Gottes, widerspiegeln, das sich von Katastrophenbildern nicht umwerfen läßt, sondern klar und ruhig — gerade da, wo es not tut — die Gegenwart Gottes in all Seiner Zärtlichkeit und Macht sieht. Die Stimme der göttlichen Liebe flüstert jedem hungernden Herzen zu: „Fürchte dich nicht. Wie hoffnungslos dies alles auch zu sein scheint, Meine Liebe zu dir ist unendlich viel größer, und Ich werde es dir zeigen.“

Die geistige Umarmung des Gebets erreicht die fernsten Winkel der Erde und ist eine aktive Kraft zum Guten. Sie ist ein Einfluß, der das Böse mindert — die Furcht überwindet, den Haß entthront und Ungerechtigkeit aufhebt. Solche christliche Zuneigung (die höher als menschliches Mitleid ist, doch ausgesprochen sensibel für die Nöte der Menschen) wird immer gefühlt. Sie ist selbstlos — die widergespiegelte Liebe des einen universalen Gottes. Derselbe (und einzige!) Gott, der die treibende Kraft der Liebe ist, die Ihr Gebet zum Ausdruck bringt, sorgt auch dafür, daß bei einer Not im menschlichen Bewußtsein die Empfänglichkeit für seine Wahrheit da ist. Und derselbe Gott gibt Ihnen die geistige Stärke und das Verständnis von Ihm, das Sie brauchen, um wirksam zu beten.

Vielleicht haben Sie das alles schon selbst erlebt. Und wenn nicht — Sie können es erleben, wie ich es erlebt habe. Schon bald nachdem ich das Studium der Christlichen Wissenschaft aufgenommen hatte, fühlte ich die heilige Verantwortung, die ganze Menschheit Tag für Tag in das mit einzuschließen, was wir von Gott wissen. Und ich dachte über den Befehl Christi Jesu an seine Jünger nach: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ Mk 16:15.

Ich nahm die Pflichten meiner Jüngerschaft sehr ernst, und so war mir klar, daß dieses Gebot auch für mich galt (wie für jeden heutigen Jünger). Zuerst fragte ich mich: „Wie kann ich denn als Frau und Mutter, die eine geliebte Familie zu versorgen hat„ in alle Welt‘ gehen, um meiner weltweiten Familie zu helfen?“ Doch dann dachte ich an die zwölf Jünger Jesu. Auch die konnten physisch und geographisch nicht überall hingehen — schließlich waren sie zu Fuß. Aber mental, in ihren Gebeten, konnten sie das. Und das konnte ich auch.

Schon bald nachdem ich das Studium der Christlichen Wissenschaft aufgenommen hatte, fühlte ich die heilige Verantwortung, die ganze Menschheit Tag für Tag in das mit einzuschließen, was wir von Gott wissen.

Nachdem Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, die Weisung des Meisters „Predigt das Evangelium aller Kreatur“ zitiert, schreibt sie: „Sprich die Wahrheit zu jeder Form des Irrtums.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 418. Je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer erkannte ich: „Ja, das ist Gebet — gezieltes, wissenschaftliches, christliches Gebet; und das kann ich jeden Tag tun, wo immer ich bin. Und genau das werde ich tun.“

Ich wollte gleich damit anfangen, und so las ich als erstes noch einmal die Bibellektion dieser Woche aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft — und zwar las ich sie diesmal für die Welt. (Das fand ich so inspirierend, daß ich es seither mindestens einmal in der Woche tue.)

Die Ereignisse einer speziellen Woche waren besonders hilfreich, und ich habe dabei viel über diese Arbeit gelernt. Das Thema der Wochenlektion war damals „Gott“, und die Betonung lag auf Seiner Güte. Ich las die Worte sorgfältig, im Gebet, und bei jeder Verheißung und jedem Beweis, daß Gott gut ist, schloß ich die ganze Menschheit in die Arme. Als ich damit fertig war, erfüllte mich die absolute Gewißheit, daß der eine universale Gott, die Liebe, die Wirklichkeit ist — ebenso wahr und so unwiderstehlich in Timbuktu wie in Tulsa.

Jeden Tag in dieser Woche achtete ich bewußt auf Gottes Güte — und entdeckte überall Beweise und Beispiele dafür. Ein Friedensvertrag wurde unterschrieben, eine Weltraummission erfolgreich abgeschlossen; ein Feuerwehrmann rettete fünf Kinder — und als ich mit dem Auto unterwegs war und plötzlich einen platten hatte, hielt der Lastwagenfahrer hinter mir und wechselte mir den Reifen. Alle diese Beweise des Guten — und noch andere mehr — schrieb ich Gott, dem Prinzip alles Guten, zu und gab Ihm dafür die Ehre.

Aber dann. .. peng! Am Freitag zeigte das Fernsehen Großaufnahmen von Kindern, die im Sterben lagen. Es hieß, sie seien Opfer einer Choleraepidemie, die als Folge eines Wirbelsturms in einem entfernten Teil der Erde ausgebrochen war. Hunderttausende seien dem Tode geweiht. Und am gleichen Tag kamen unsere beiden Kinder mit allen Anzeichen der in unserer Stadt umgehenden Masern von der Schule heim. Gleich darauf rief mich die Schulkrankenschwester an. Sie wollte sich vergewissern, daß alle Eltern den Ernst der Lage richtig erkannten. „Noch drei Fälle mehr, und die Schule muß geschlossen werden,“ sagte sie.

Plötzlich erschien mir Gottes Güte unendlich weit weg, und meine vorher so felsenfeste Überzeugung, daß das Gute, Gott, Alles ist, war wie weggeblasen. Ich erinnere mich, daß ich sagte: „Mir ist der Teppich unter den Füßen weggezogen worden. Mein Heim, meine Umgebung, die ganze Welt schreit nach der Gewißheit, daß Gottes, ausgereckter Arm’ uns hilft, und ich fühle mich so überfahren, so unzulänglich. Was ist nun mit meiner großen Verantwortung?“

Und da fühlte ich plötzlich die geistige Überzeugungskraft des christlichen Gebots: „Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Röm 12:21. Ich erkannte, daß Gott uns den Impuls und die Kraft gibt, das zu tun. Als ich daran dachte, wie sanft Er mich dazu geführt hatte, die Gebetsarbeit für die Menschheit zu tun, und wie ehrlich ich sie übernommen hatte, war es mir, als ob Er mich wieder auf die Füße stellte. Ich dachte: „Wahrheit ist ein Fels, kein Teppich. Sie kann mir nicht unter den Füßen fortgezogen werden. Und Wahrheit ist es auch, die mich auf den Felsen gestellt hat — also kann ich den Halt nicht verlieren.“

Ich öffnete meine Bibel und Wissenschaft und Gesundheit wieder bei der wundervollen Lektion über „Gott“, um noch einmal in mich aufzunehmen, was ich in den Tagen vorher so leicht akzeptiert hatte. „Die Erde ist voll der Güte des Herrn“ Ps 33:5. — das schienen zuerst nur leere Worte zu sein. Das Bild der von Furcht gezeichneten Kindergesichter und die respekteinflößende Stimme der Krankenschwester schienen mir wirklicher als die Güte Gottes.

Aber ich ließ nicht locker. Eine Verheißung aus der Bibel wendete mein Denken wieder Gott zu: „Der Herr, der König Israels, ist bei dir, daß du dich vor keinem Unheil mehr fürchten mußt. Zur selben Zeit wird man sprechen zu Jerusalem: Fürchte dich nicht, Zion! Laß deine Hände nicht sinken! Denn der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland. Er wird sich über dich freuen und dir freundlich ein, er wird dir vergeben in seiner Liebe und wird über dich mit Jauchzen fröhlich sein.“ Zeph 3:15—17. Das las ich wieder und wieder.

„Gott ist bei dir“ — das konnte ich begreifen. Und ich handelte danach: Ich erkannte die Gegenwart Gottes in jedem dieser Bereiche, wo eine Not herrschte, an. „Du mußt dich vor keinem Unheil mehr fürchten.“ Das fand ich wunderbar! Nicht, daß das Böse nicht auch weiterhin darauf beharrte, gesehen zu werden; doch diese Worte sagten mir, daß man sich nicht davon beeindrucken lassen muß, denn die große Liebe Gottes ist weit größer als der Schein des Bösen. „Laß deine Hände nicht sinken“ bedeutete für mich: „Du bist nicht hilflos, sondern gut ausgerüstet, stark in dem, was du von Gott weißt: daß Er allmächtig ist. Und Er wird dich erretten. Vertraue Ihm.“

An einer anderen Stelle der Lektion standen vier Leitsätze. Wie klar und logisch waren sie mir zu Beginn der Woche erschienen!

„1. Gott ist Alles–in–allem.
2. Gott ist das Gute. Das Gute ist Gemüt.
3. Da Gott, Geist, alles ist, ist nichts Materie.
4. Leben, Gott, das allmächtige Gute, leugnen Tod, Böses, Sünde, Krankheit. — Krankheit, Sünde, Böses, Tod leugnen das Gute, den allmächtigen Gott, Leben.“ Darauf fragt Mrs. Eddy: „Welche der Leugnungen in Satz vier ist wahr?“Wissenschaft und Gesundheit, S. 113.

Und da wachte ich auf! „Natürlich: das Gute leugnet das Böse, und das Böse leugnet das Gute. Sie sind Gegensätze wie Dunkelheit und Licht. Und wenn ich in die Dunkelheit hineinschaue, werde ich niemals Licht sehen; wenn ich auf Materie schaue, kann ich den Geist nicht erkennen. Welcher Bericht ist wahr — der Bericht des Geistes über seine eigene Allheit oder der Bericht der Materie über ihre Etwasheit? Wenn Gott, Geist, ist, dann ist Materie nicht. Wenn Gott nicht wäre, dann hätte die Bibel nicht so lange Bestand haben oder so vielen Menschen (einschließlich mir) helfen können.“

Ich begann zu erkennen, was die Wissenschaft des Christentums von jedem von uns fordert: konsequent, ununterbrochen das Gute — die Wirklichkeit — zu wählen, Minute für Minute, Gedanke für Gedanke, jederzeit, ohne Rücksicht darauf, was der materielle Augenschein sagt. Diese Wissenschaft verlangt, daß wir uns jede kleinste Information von Gott, Geist, holen, aber keine — ob pro oder kontra — von der Materie. Hat nicht auch Jesus so gehandelt, hat er nicht so geheilt? Sah er nicht Gottes vollkommenes Werk dort, wo andere Hoffnungslosigkeit und Unglück sahen? Beweist nicht jede einzelne Heilung, die durch geistige Mittel bewirkt wird, daß Gott, das Gute, Alles ist? Kann also nicht auch ich dieser Tatsache vertrauen?

Ich hatte bis zu einem gewissen Grade die Wahrheit erfaßt, daß in diesem Überallsein, dieser Ausschließlichkeit des Guten, des Geistes, für die es kein „Draußen“ gibt, niemals auch nur eir Fall von Cholera oder Masern oder irgendeiner anderen Krankheit existieren kann, noch jemals existiert hat. Wollte man etwas anderes glauben, dann wäre das eine Leugnung des allmächtigen Guten. Ich wählte mir das Gute als Wirklichkeit — nicht weil ich mir wünschte, daß es wirklich sei, sondern weil es wirklich ist und weil jede einzelne christlich–wissenschaftliche Heilung schon bewiesen hat, daß es so ist.

Ich nahm meine eigenen Kinder in die Arme, die Kinder der Stadt und die Kinder der ganzen Welt, indem ich wußte, daß Seine große Liebe das Universum umgibt und daß Er nicht entthront werden kann.

Ich war auch dankbar für jeden Gedanken in der Welt, der auf Gottes Seite stand — für jede Bejahung des einen allmächtigen Gottes. Solche Bejahungen sind wirksames Gebet. Ich fühlte mich der ganzen Menschheit in einer großen Brüderschaft verbunden, denn ich spürte die Unterstützung jedes vom Christus beflügelten und auf ihn ausgerichteten Menschenherzens.

Als ich an diesem Abend endlich zu Bett ging, waren weder diese Kindergesichter vergessen noch die gesundheitliche Bedrohung, die uns so nahe war, sondern ich sah wieder überall Gottes Angesicht, und Er war für mich mehr als der Glaube der Welt an Ansteckung in irgendeiner Form. Dieser falsche Glaube besteht darauf, daß das Böse mächtiger ist als das Gute und daß der Mensch nichts tun kann, um sich dagegen zu verteidigen. Ich nahm meine eigenen Kinder in die Arme, die Kinder der Stadt und die Kinder der ganzen Welt, indem ich wußte, daß Seine große Liebe das Universum umgibt und daß Er nicht entthront werden kann.

Das ganze Wochenende hindurch achtete ich sorgsam darauf, mein Denken nahe bei Gott zu halten — jeden und alles so zu sehen, wie Er es sieht. Der einzige Bericht über die Cholera während dieser Tage war eine Wiederholung der ersten Meldung. Ab Montag gab es dann keine weiteren Nachrichten mehr darüber. Etwa eine Woche später erhielt ich einen Anruf aus dem Land, aus dem die Epidemie gemeldet worden war. Es ging dabei um andere Dinge, aber die Anruferin erwähnte, daß ihr Mann, der Arzt ist, gerade von einer Reise zurückgekehrt sei. Er habe einer Untersuchungskommission angehört, die die Regierung in jene Gegend gesandt hatte. Dort hatte sich alles wieder beruhigt, und die Voraussagen hatten sich nicht bewahrheitet. „Gott ist“, sagte sie, „und die Gebete der Menschen von überall in der Welt sind spürbar.“

In der Schule wurde nichts mehr von einer Masernepidemie in der Stadt erwähnt. Zwei Wochen später erhielten wir die Nachricht, daß es keine neuen Fälle in der Schule gegeben hatte.

Wir haben noch einen weiten Weg vor uns — denn offensichtlich ist es mit den Problemen in der Welt nicht vorbei. Aber jedes Gebet, das Gottes Allerhabenheit anerkennt, hilft uns, Lösungen zu finden. Und mir gab das, was ich in dieser Woche gelernt hatte, neuen Mut: Denn mit Gott, dem allmächtigen Guten, anfangen und mein Denken fest auf Ihn gründen — das stellt mich auf die „Habenseite“ jedes Problems. Wenn ich dann den ganzen Tag über nahe bei Gott bleibe, Gedanke für Gedanke, Minute für Minute, und angesichts von Bildern, die Ihn leugnen, an der Wahrheit des Seins festhalte (und dazu braucht es nach meiner Erfahrung unaufhörliches Gebet), bleibe ich auch auf der richtigen Seite. Und jeder einzelne Gedanke auf Gottes Seite vermindert das Böse in der Welt.

Während ich dies schreibe, sprechen die Nachrichten des Tages von einem Krieg, einer Überschwemmung, einer Vergewaltigung und rassistischen Aussagen. Die Welt braucht immer noch alle unsere Umarmungen.

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