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Weihnachten im Oktober

Aus der Dezember 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es Gab Eine Zeit, da war Weihnachten für mich nur der 25. Dezember. Es war der Höhepunkt eines wochenlangen Marathons, das aus dem Schmücken des Tannenbaums, Plätzchenbacken, Geschenkeeinwickeln und besonderen Aktivitäten mit den Kindern bestand. Diese manchmal freudige, manchmal sich bis zur Hektik steigernde Geschäftigkeit dauerte immer bis nach Mitternacht am Heiligen Abend an, so sehr strengten mein Mann und ich uns an, um alles für den „Weihnachtsmorgen“ (für die Kinder hieß das: die Bescherung!) und für das große Festessen mit der ganzen Familie vorzubereiten. In den frühen Morgenstunden fielen wir schließlich völlig erschöpft ins Bett.

Mit dem ersten Lichtstrahl des Tages drangen dann Freudenschreie durch Haus. „Wacht auf! Wacht auf!“ riefen die Kinder, als sie zu uns ins Zimmer gestürzt kamen. „Es ist Weihnachten! Und damit begann offiziell der Tag.

Die Kinder sind inzwischen erwachsen, und Weihnachten scheint ganz anders zu sein. Aber nicht nur, weil die Kinder aus dem Haus sind und das Leben stiller geworden ist. Es ist eigentlich eher so, daß ich ein anderes Verständnis von Weihnachten gewonnen habe. Und dieses bessere Verständnis hilft mir, Weihnachten mehr zu lieben. Es hilft mir, Gott und Seinen Christus — und alle Gotteskinder — mehr zu lieben. Es hilft einem sogar, den 25. Dezember mehr zu lieben!

In einem Punkt hatten die Kinder allerdings recht. Weihnachten ist eine Zeit zum Aufwachen. Aber das Aufwachen ist, wenn man sich’s richtig überlegt, geistig. Und es kann zu jeder Zeit des Jahres stattfinden ...im Dezember oder März oder August. Oder im Oktober.

Dieses Erwachen — dieses Kommen des Christus — dämmert oft so sanft auf, wie bei Tagesanbruch die ersten Lichtstrahlen des Morgens durchs Fenster gleiten. Doch nach und nach wird es kräftiger — wärmt die dunkelsten, frostigsten Winkel des Denkens —, bis unser ganzes Bewußtsein in neuem Leben, neuer Hoffnung und Liebe erstrahlt.

Auf diese Weise kam der Christus zu Maria, Jesu Mutter. Die Bibel sagt, daß ihr ein Engel erschien, der ihr sanft mitteilte, daß sie von Gott besonders „begnadet“ sei. Und daß sie bald einen Sohn zur Welt bringen werde, ein Kind, das allein von Gott gezeugt sei. Dieses Kind sollte der „Sohn des Höchsten“ sein, ein „großer“ Herrscher, dessen Reich kein Ende haben werde.

Später reiste Maria zu ihrer Kusine Elisabeth, um ihr von dieser wunderbar erhebenden Offenbarung der Liebe Gottes zu berichten. „Meine Seele erhebt den Herrn“, sagte sie zu Elisabeth, „und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Kindeskinder.“  Lk 1:28–35, 46–48.

Die eigentliche Ankunft von Marias Kind erregte allerdings kaum Aufsehen. Das Baby wurde in der judäischen Stadt Bethlehem geboren (und das in einem Stall, da es zur Steuerzeit in der übervölkerten Stadt keine andere Unterkunft mehr gab). Aber eine göttliche Herrlichkeit umgab die Geburt, eine Herrlichkeit, erkennbar nur für die geistig Wachsamen. Zum Beispiel blieb ein großer Stern über dem Stall stehen, und in der Nacht kündigte das plötzliche Aufleuchten eines himmlischen Lichts den Hirten auf dem Feld nahebei Christi Kommen an. Plötzlich, so sagt die Bibel, war da ein Chor von Engeln, der diesen Hirten zurief: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“  Lk 2:1–14.

Als Jesus aufwuchs, brachte er das Licht des Christus ins Leben seiner Landsleute. Er lehrte und heilte und tröstete sie zu Tausenden. Er gab ihnen wieder Hoffnung. Er half ihnen verstehen, daß sie trotz der harten Unterdrückung und der Verfolgung, die sie wegen ihres Glaubens erlitten, immer die von Gott Geliebten waren. Und er weckte sie aus dem Tod geistiger Schläfrigkeit zum niemals endenden Leben in Christus. „Ich bin die Auferstehung und das Leben“, sagte er einmal zu der Schwester eines toten Mannes namens Lazarus. Und dann rief er Lazarus ins Leben zurück. Siehe Joh 11:1–44.

Was das Christus-Licht für Maria, für die Hirten, für die Menschenmengen und für Lazarus tat, das tut es noch heute — für Sie, für mich, für alle. Ja, das ist eine wesentliche Botschaft der Wissenschaft des Christentums. Und es ist eine wesentliche Botschaft der Weihnacht. Der Christus ist auf immer und ewig bei jedem von uns — ist jetzt da, um uns lebendig zu machen und zu erlösen, um uns aufzuwecken mit der frohen Botschaft, daß wir immer eng mit unserem göttlichen Vater-Mutter verbunden sind. Nichts kann uns von dieser himmlischen Liebe losreißen!

Die Verheißung der ersten Weihnacht ist also auch die Verheißung der heutigen Weihnacht: Der Christus kommt jetzt und immer zu jedem von uns und erweckt uns aus trostloser Sterblichkeit — aus Schmerz, Unzufriedenheit und Selbstsucht.

Wenn wir aus einem schlechten Traum aufwachen, kann er uns nicht mehr beunruhigen. Und wenn wir auch nur bis zu einem gewissen Grade aus dem Traum der Sterblichkeit aufwachen — dem Traum von Sünde, Krankheit und Tod —, dann erwachen wir zur Heilung. Und wir erwachen zu einer weihnachtlichen Feier in unserem Herzen. Mary Baker Eddy beschreibt diesen Prozeß in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit so: „Sind aber Krankheit und Sünde Illusionen, dann wird uns das Erwachen aus diesem sterblichen Traum oder dieser sterblichen Illusion zur Gesundheit, Heiligkeit und Unsterblichkeit führen. Dieses Erwachen ist das ewige Kommen des Christus, das Vor-Erscheinen der Wahrheit, das Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 230.

Eine Freundin von mir erlebte einmal im Oktober solch ein Erwachen. Zum erstenmal seit Jahren war sie ganz auf sich gestellt. Und sie hatte furchtbare Angst, daß sie Schwierigkeiten haben würde, einen Arbeitsplatz zu finden, neue Freundschaften zu schließen und ein neues Zuhause zu gründen. Außerdem hatte sie sich schon mehrere Tage lang nicht wohl gefühlt. Sie betete jedoch die ganze Zeit.

Eines Morgens dann kam ihr von Gott eine neue Erleuchtung. Folgendes waren ihre Gedanken: Es war nicht so wichtig, ob sie eine bestimmte Arbeit, die sie sich wünschte, bekam oder nicht oder ob sie bestimmte Freunde hatte oder eine bestimmte Wohnung, die sie sich wünschte. Hauptsache, Gott war bei ihr, Sein Christus war mit ihr. Gott und Sein Christus würden sie nie verlassen. Sie würden ihr alles geben, was sie je brauchte — und zwar immer. Viele Stunden lang ruhte sie in diesen himmlischen Wahrheiten. Und sie fühlte sich geheilt.

Die heilige Seligkeit, die meine Freundin an jenem Morgen verspürte, war ein geistiges Erwachen — ein Hauch von Weihnachten. Mrs. Eddy schildert solch ein Weihnachten in einem Artikel, den sie für die New York World schrieb. „Der wahre Geist der Weihnacht“, schrieb sie, „hebt die Heilkunde in den Bereich des Gemüts empor; er treibt Übel aus, heilt die Kranken, weckt die schlummernden Fähigkeiten, ist jeder Lage gewachsen und versorgt den Menschen mit allem, was ihm not tut.“Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 260. Dieses „Frohe Weihnachten“ können wir einander immer wünschen. Sogar im Oktober.

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